

VIEW










S.18
The Faces
Iris Law, Marques Brownlee, Slim Soledad, Isak Danielson, Emma Corrin, Anwar Carrots, Kathleen Hanna, Pierce Abernathy, Amina Muaddi, Andrew Scott, Jude Bellingham, Alex Consani
Fashion, Beauty, Travel, Eat&Drink
S.54
Photography: Patrick Schwalb


Interview: Lucky Love

Mode en masse fĂŒr die kalten Tage gibt es in unserem groĂen Fashion Report. S.66
Wir verabschieden den Sommer mit unseren liebsten Herbstmodetrends. S.40
Eine modische Tour durch die GroĂstadt. S.54



In Lydia Roberts Adern flieĂt die KreativitĂ€t. S.102
S.102
Bewitched Visions
Photography: Lydia Roberts
S.114
Political Pieces
Interview: Katja Berlin
S.124
Reisen ohne Reue
Text: Ilija Trojanow
S.130
Arena Dreams
Photography: Tobias Wirth
S.138
Pocket Universe
Interview: Daniel Arsham
Talentexplosion: SĂ€ngerin Mathea macht sich gut in den Looks von H&M. S.130
Taschenuhr mal anders: Die Arsham-Droplet von Hublot. 138


Eine Auszeit am Lago dâOrta gefĂ€llig? S.156


S.142 Stranded
Photography: Heiko Laschitzki
S.156
Quiet Luxury
La Darbia
S.166
Green Alignment
Copas Mexico
S.178 WTF
S.12 Impressum
S.14
Contributors
Gestrandet im Paradies. S.142

IMPRESSUM
HERAUSGEBER
Stefan Berger â berger@faces.ch
Patrick Pierazzoli â pierazzoli@faces.ch
CHEFREDAKTEUR
Patrick Pierazzoli
VERLAGSLEITUNG
Stefan Berger
Stellvertretung: Mirco Ludolini
CREATIVE CONSULTANTS
Florian Ribisch
Alex Wiederin
REDAKTION
Michael Rechsteiner
Josefine ZĂŒrcher
Livia Schneckenburger
GRAFIKLEITUNG
Bianca Ugas â grafik@faces.ch
DESIGN/LAYOUT
Gian Ganter
FACES, Bertastrasse 1, CH-8003 ZĂŒrich
AUTORINNEN
Michael Rechsteiner, Ilija Trojanow, Josefine ZĂŒrcher FOTOS & ILLUSTRATIONEN
Sevda Albers, Frankie Allio, Fullblvck, Katja Hentschler, Tobias Kaser, Heiko Laschitzki, Svitlana Mazina, Mats Ramus, Lydia Roberts, Patrick Schwalb, Tobias Wirth, Josefine ZĂŒrcher, pa picture alliance (dpa), Launchmetrics SpotlightSM
TYPEFACES
Synt (Dinamo)
Salt Lake (Florian Ribisch)
ANZEIGEN & KOOPERATIONEN SCHWEIZ
Mirco Ludolini, Sales Director â ludolini@faces.ch
Monika BrĂ€ndli â monika.braendli@faces.ch
Pascal Konrad â pascal.konrad@faces.ch
+41 (0) 43 322 05 37
ANZEIGEN & KOOPERATIONEN DEUTSCHLAND & ĂSTERREICH FACES Deutschland, StraĂburger StraĂe 6D, D-10405 Berlin
Julia Gelau, Managing Director Germany & Austria â julia@faces.ch; +49 (0) 30 552 02 383
ANZEIGEN & KOOPERATIONEN ITALIEN EDICONSULT INTERNAZIONALE srl, Piazza Fontane Marose 3, I-16123 Genova milano@ediconsult.com; +39 (0) 010 583 684
ANZEIGEN & KOOPERATIONEN FRANKREICH & GROSSBRITANNIEN
Helena Kawalec â helena@faces.ch; +33 (0) 6 62 53 72 00 ABONNEMENTSPREISE
FACES erscheint 8 Mal im Jahr. Einzelverkaufspreis CHF 12.â ; Jahresabo CHF 68.â
© Copyright 2024 Fairlane Consulting GmbH
Der FACES-Schriftzug/-Stern sind eingetragene Markenzeichen der Fairlane Consulting GmbH und dĂŒrfen nicht ohne deren Zustimmung verwendet werden. Nachdrucke, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

MASERATI GRANCABRIO FOLGORE
DRIVE LIKE THE BEST IS YET TO COME
GranCabrio Folgore Stromverbrauch (WLTP) in kWh/100 km: kombiniert 22,3 â 23,7; CO 2 -Emissionen in g/km: kombiniert 0; Energieeffizienzkategorie B â C

Patrick Schwalb
Manche FotografInnen begegnen neuen Entwicklungen mit Skeptik. Nicht so Patrick Schwalb: Er navigiert sich mit Freude durch analoge und digitale Fototechniken und zeigt sich gleichermaĂen begeistert von den neuesten Innovationen der KI-Fotografie. Am liebsten nutzt er jedoch sein eigenes Auge und kreiert mit viel Liebe fĂŒrs Detail HighEnd Editorials. Dabei stets im Blick: Das Ziel, die Modefotografie neu zu definieren.
MERCI
Great things are not done by a person, they are done by a team.

Jochen Pohlmann
Was macht man, wenn das Herz fĂŒr Mode und Interiordesign gleich stark schlĂ€gt? Man wird Fashion- und Interiorstylist. So kleidet Jochen Pohlmann nicht nur GröĂen wie Lena Gercke oder Alessandra Ambrosio ein, sondern weiĂ auch, wie man aus jedem Raum das Beste herausholt. Bei ihm findet man mehr Getöpfertes als industriell Gefertigtes. Und vieles in Dunkelblau, denn seine Lieblingsfarbe erinnert ihn ans Meer und sein Boot.

Heiko Laschitzki
Wenn Heiko Laschitzki mal wieder gen SĂŒden nach Griechenland fliegt, dann nicht nur des Meeres, Essens und der Leute wegen, sondern vor allem auch, um zu arbeiten. So eine Kulisse schreit ja auch förmlich nach einer Modestrecke. Auch sonst zieht es den Berliner in alle Ecken der Welt. Und hĂ€lt er einmal nicht die Kamera in der Hand, dann geht es ab ins Wasser, denn die Ausbildung zum Divemaster hat er ebenfalls in der Tasche.

Nadia Hartzer
Wer seit etwa 20 Jahren auf dem ModeParkett tanzt, fĂŒr den fĂŒhlt sich die Branche lĂ€ngst an wie eine familiĂ€re Party. Und so bewegt sich Nadia Hartzer auch ganz geschmeidig durch die Massen, wenn sie fĂŒr FACES die groĂen Modenschauen besucht, Trends recherchiert und Menschen trifft, die die Welt bewegen. So war sie mehr als nur bereit, ihr gesamtes Insiderwissen mit uns fĂŒr unseren groĂen Herbst-Winter Fashion Report zu teilen.


Julia Gelau
HĂ€tte Berlin ein Gesicht, es wĂ€re jenes unserer Executive Director Germany Julia Gelau, die fĂŒr FACES in Deutschland die Fahne schwingt. Pilates und Jogging helfen ihr in stressigen Zeiten genauso wie das Kraulen ihres Rehpinschers Mika â ein Hund mit Persönlichkeit und einem eigenen InstagramKanal. Auch fĂŒr diese Ausgabe hat Julia wie gewohnt Vollgas gegeben und mit H&M und SĂ€ngerin Mathea ein tolles Shooting umgesetzt.

Livia Schneckenburger
Wenn man mit 18 Jahren schon eine Schuhsammlung besitzt und niemals ohne Silberschmuck das Haus verlĂ€sst, ist man bei FACES definitiv am richtigen Ort. Doch auch sonst passt unsere Redaktionspraktikantin wie die Faust aufs Auge zu uns, verbringt sie doch ihre Freizeit am liebsten damit, die aktuellen Modetrends zu verfolgen und an sich selbst auszutesten. Um ihrem Traum, Fashion Editor zu werden, ein StĂŒck nĂ€her zu kommen, erlernt sie bei uns ein Jahr lang das Handwerk.
If work isnât fun, you are playing on the wrong team.

Gian Ganter
Wenn unser Grafikpraktikant nicht gerade bei uns an Layouts tĂŒftelt oder Bilder bearbeitet, dann verbringt er nicht etwa seine gesamte Freizeit auch noch vor dem Bildschirm, sondern schraubt lieber an seinem Oldtimer herum. Auch sonst trifft man Gian am ehesten drauĂen an: Beim Skaten, mit Freunden oder mit seinem 13-jĂ€hrigen Hund, bei dem trotz Seniorenalter Verwechslungsgefahr mit einem Welpen besteht.

Serena Celli
Tanzen liebt Serena Celli so sehr, dass sie gleich selbst Hip Hop unterrichtet. Wenn sie nicht im Tanzstudio ist, dann findet man sie bestimmt auf einer Shoppingtour. Auch wenn sie liebend gerne neue StÀdte entdeckt, so verbringt sie den Sommer doch am liebsten in ihrer Heimat Italien, wo sie das leckere Essen und das Meer jedes Jahr aufs Neue anlocken. Bei uns vertieft Serena im Praktikum ein Jahr lang ihr Interesse an Mode.


WE ALL SHINE ON.â THE FACES
Text: Michael Rechsteiner
âWELL,
Braucht fĂŒr Familienfeiern einen roten Teppich.

IRIS LAW
FAMILY GOALS
Ihre erste Schlagzeile schrieb Iris Law im Alter von zwei Jahren. Die Polizei musste ausrĂŒcken, weil die Tochter von Jude Law und Sadie Frost versehentlich eine Ecstasy-Pille geschluckt hatte. Auch ihre Kindergeburtstage hatten dank GĂ€sten wie Patentante Kate Moss den Glamour einer West-End-Party. Dem Supermodel eifert die studierte Modedesignerin â mentoriert von Stella McCartney â jetzt nach als Gesicht von Kampagnen fĂŒr Dior, Miu Miu und Guess Jeans. Da hat der neue Boyfriend und FuĂballer Trent Alexander Arnold einen Volltreffer gelandet.
Der einzige Tech-Support, den wir brauchen.

MARQUES BROWNLEE
In der Tech-Arena sind die YouTube-Videos von Marques Brownlee der Daumen des CĂ€sars. Zeigt er nach oben, weiĂ sein Millionenpublikum um die QualitĂ€t der neuesten Gadgets. Zeigt er nach unten, versanden Startups, die ihre Kunden mit billigen Produkten und dreisten Scams ĂŒber den Tisch ziehen. An den Tisch setzt sich der vielfach ausgezeichnete Influencer dagegen regelmĂ€Ăig mit GröĂen wie Tim Cook und Barack Obama fĂŒr Interviews, die auch spannend sind, wenn du dich nicht nur fĂŒr Dinge interessierst, die an Strom angeschlossen werden mĂŒssen.
Macht aus fernen Planeten glitzernde Discokugeln.

SLIM SOLEDAD
COSMIC CARNEVAL
Wahrscheinlich hat Slim Soledads DebĂŒt-EP âSpace Manual For Those Who Can not Swimâ ausreichend Wumms, um damit eine Rakete ins All zu ballern. Keine Ahnung, wir sind nicht die NASA. Deren Klangarchiv durchforstete die Brasilianerin und verwandelte WeltraumklĂ€nge in ĂŒberirdisch guten Underground Techno. Als MitgrĂŒnderin vom Kollektiv Chernobyl hob die DJ und Produzentin SĂąo Paulos queeres Nachtleben aufs nĂ€chste Level und versetzt jetzt Clubs und Modenschauen in Berlin und Paris in Ekstase. Skyâs the limit? Dahinter geht es noch viel weiter.




ISAK DANIELSON
SWEDE DREAMS
In diesem Sommer sind wir am liebsten in Isak Danielsons âSweatâ geschwommen. Der Song klingt appetitlicher als diese Metapher, versprochen. GĂ€be es in Schweden ein Ministerium fĂŒr Melancholie, wĂŒrde der SĂ€nger diesem zweifellos vorstehen. Doch mit âSweatâ zeigt sich der KĂŒnstler neu auch von einer verfĂŒhrerischen Seite und reicht bald sein fĂŒnftes Album nach, das ihn auch ĂŒber die Heimatlandesgrenzen hinweg in den internationalen Pop-Adel befördern wird. Die Veröffentlichung von âTruly Yours, Isakâ Ende September also auf keinen Fall verschwitzen.
Schwitzen statt Seufzen.




DRESSED TO THRILL
Mancher Hollywood-Blockbuster wĂŒnscht sich solche Presse, wie sie die Premieren-Outfits von Emma Corrin generieren. Kaum ein Star wagt aktuell so viel auf dem roten Teppich und trifft dabei ins Schwarze. Ihren Durchbruch hatte die provokante Stil-Ikone als Prinzessin Diana in der vierten Staffel von âThe Crownâ, diesen Sommer verteilte sie royale Arschtritte gegen âDeadpool & Wolverineâ. Damit sitzt Corrin, 2022 als erste non-binĂ€re Person auf einer Titelseite der Vogue abgebildet, definitiv an den ganz groĂen Hebeln von Amerikas Traumfabrik.
EMMA CORRIN
Ihre Superpower: Outfits, die umwerfen.

mit seinen Ideen immer richtig.

ANWAR CARROTS
ORANGE YOU RAD
Wo Anwar Carrots sein Talent sĂ€t, sprieĂt Style aus der StraĂe. Aus Los Angeles ist sein Streetwear Label Carrots nicht mehr wegzudenken wie eine Rollerskaterin am Venice Beach oder ein Stern auf dem Walk of Fame. Aus dem Rest der Welt klopfen die groĂen Marken an, um beim Designer und Creative Director knackige Ideen zu ernten. Ein Capsule Collection Drop inszeniert als Bauernmarkt? LĂ€uft. Pumas neue Sneaker Kollektion? LĂ€uft auch â und fĂ€llt auf. Dank dem knalligsten Orange, das je auĂerhalb einer Sicherheitswestenfabrik gesichtet wurde.
Liegt

Punk-Legende bei der Arbeit.

KATHLEEN HANNA
FEMMETASTIQUE
Als Punk Feminismus lernte, war Kathleen Hanna eine seiner ersten Dozentinnen. Mit ihrer Band Bikini Kill wurde die Amerikanerin zur Galionsfigur, als die Riot-Grrrl-Bewegung zu Beginn der Neunzigerjahre hohe Wellen schlug. Auch mit ihren spĂ€teren Gruppierungen Le Tigre und The Julie Ruin blieb die SĂ€ngerin auf der Höhe vom Zeitgeist und traf fĂŒr ihren Aktivismus die richtigen Noten. Die neue Autobiografie âRebel Girlâ ist PflichtlektĂŒre fĂŒr alle, die Punkrock ebenso herzen wie pinken Lippenstift. Und der Rest soll auch ruhig darin schmökern.





PIERCE ABERNATHY
CHEFâS KISS
Wenn Pierce Abernathy Kochclips auf TikTok und Instagram hochlĂ€dt, regt sich beim Publikum nicht nur Magenknurren, sondern auch Herzklopfen. Der Amerikaner schĂŒttelt gesunde, leichte Gerichte aus dem Ărmel (sofern er dabei ĂŒberhaupt ein Oberteil trĂ€gt) und wirkt dabei so sĂŒĂ wie ein TeddybĂ€rchen aus Zuckerwatte. Davon kriegen inzwischen auch ModehĂ€user wie Gucci und Ralph Lauren Appetit, die den 29-JĂ€hrigen aus der KĂŒche auf ihre Laufstege geholt haben. Und doch glauben wir, dass seine Karriere gerade erst bei der Vorspeise angekommen ist.
Kurz ein TÀsschen Ruhm gönnen.
Mit groĂen Schritten die Erfolgstreppe hoch.

STEPPING UP
Ihre High Heels befinden sich auf dem Höhenflug. Amina Muaddi hat in den vergangenen fĂŒnf Jahren das richtige ZehenspitzengefĂŒhl bewiesen und fast im Alleingang aus ihrer gleichnamigen Marke eine der angesagtesten Neuentdeckungen im Luxussegment gemacht. Breite AbsĂ€tze, satte Farben und originelle Designs sind die Markenzeichen, Kendall Jenner und Rihanna nur zwei der prominenten Fans. Mit letzterer lancierte die studierte Designerin eine Kollektion fĂŒr Fenty, die in diesem Sommer so begehrt war wie ein Anlegeplatz am Yachthafen von Cannes.
AMINA MUADDI
Anzug wie ein Wassereis und Talent zum dahinschmelzen.

ANDREW SCOTT
DRAMA KING
Liebe Tech-Konzerne, bitte öffnet eure Brieftaschen. Wir haben da so eine Idee fĂŒr einen neuen Streamingdienst: Andrew+, unseretwegen auch Scottflix. Wir sind bereit, ĂŒber den Namen zu verhandeln. Fest steht aber: Es werden nur Theater-Darbietungen von Andrew Scott gestreamt. Denn so groĂartig der Schauspieler zuletzt in Serien wie âRipleyâ oder âFleabagâ auch sein mag, auf der LivebĂŒhne offenbart sich das dramatische Talent des Iren auf einem ganz anderen Level. Und wir haben es satt, dieses aktuell nur in kurzen Clips auf TikTok anzuhimmeln.

20â29 Sept, 2024 20â29


JUDE BELLINGHAM
BIG SHOT
War da nicht neulich irgendwas mit FuĂball? So ein gröĂeres Turnier, das England mal wieder verloren hat, weil Admiral Nelson einst einen Deal mit dem Teufel gemacht hat: Ich gewinne die Schlacht bei Trafalgar, dafĂŒr gewinnt England 100 Jahre lang kein FuĂballturnier. Egal, Mittelfeldstar Jude Bellingham hat trotzdem alle kirre gedribbelt und die EM zu seinem Showcase gemacht. Und den Trostpreis hat er sich kurz danach abgeholt: Als neuer Markenbotschafter von Louis Vuitton hat er den Dress bereit, falls er demnĂ€chst den Ballon dâOr gewinnt.
Auf dem Platz im Mittelfeld, modisch ganz vorne dabei.

ALEX CONSANI
BIG CITY BOMBSHELL
Wenn es so weiterlĂ€uft fĂŒr Alex Consani, löst sie die Freiheitsstatue als New Yorks First Lady ab. Aus ihren Alltagseskapaden im Big Apple presst die 21-JĂ€hrige saftige Viralvideos, die auf TikTok ein Millionenpublikum begeistern. Doch nicht nur die StraĂen von Manhattan und Subway-Stationen von Brooklyn sind ihr Revier. Ferragamo, Burberry und Versace reiĂen sich um das It-Girl auf ihren Laufstegen. Jetzt wurde Alex als erste trans Frau fĂŒr den Model of the Year Award nominiert. Eine Traumkarriere in der Stadt, die eigentlich niemals schlĂ€ft..
In der BlĂŒte ihrer Karriere.
âA KIND OF MAGIC.â THE HYPE
Text: JoseïŹne ZĂŒrcher
FASHION

Trend
COOL CAT
Wenn etwas schon immer cool war und immer cool sein wird, kann man es dann ĂŒberhaupt als Trend bezeichnen? Wir finden schon, denn unser geliebter Animal Print stolzierte bei den diesjĂ€hrigen Herbst-Winter-Shows so oft ĂŒber den Laufsteg, dass es kein Entkommen gab. Vor allem der Leopard zierte nicht nur komplette Outfits, sondern auch Schuhe und Taschen. Ob Ganzkörper-Katzenlook oder Accessoire ist allen selbst ĂŒberlassen â Hauptsache, die Wildkatze findet irgendwo in einem Outfit ihren Platz.
Sitting in our pajamas watching runway shows.

It-Piece
CLOSE
Weder Inhalt noch die Tasche selbst wird uns diese Saison geklaut, da sind wir uns sicher. Taschen tragen wir jetzt nÀmlich direkt unter dem Arm, egal, wie groà sie sind. Praktisch? Eher weniger. Stylish? Umso mehr.
âMy dad always used to encourage me to dress weird.â
Charli xcx

New Collection
FALL FEELINGS
War nicht gerade eben noch Sommer? Wir lagen am See in der prallen Sonne. Nicht einmal der Gedanke an die kalten Monate konnte uns abkĂŒhlen. Ein Blick auf die neue Loewe-Kollektion genĂŒgt jedoch, um mehr Herbststimmung auszuschĂŒtten, als in der Saison Regen fallen wird â und plötzlich sehnen wir bodenlange MĂ€ntel und satte Herbstfarben herbei. loewe.com




Liebling
DELICATE
Ganz sanft erinnerte uns Malaika Raiss daran, den Sommer loszulassen: Mit einem Event zu ihrer Pre-Fall-Collection âImagineâ, der uns dazu bringt, den Bikini zu verstauen und Jeans und Lederjacke wieder in unser Alltagsoutfit zu integrieren. Luftig-leicht geht es trotzdem zu
und her, denn wie gewohnt gibt es bei der Berliner Designerin reichlich fallende Stoffe und Farbtupfer. WĂ€hrend wir durch den Online-Shop stöbern, kommen HerbstgefĂŒhle auf âund die Lust, endlich wieder im Schichtenlook unterwegs zu sein. malaikaraiss.com



We Love
COWGIRL-CORE
Letztes Jahr war es Margot Robbie als Barbie im pinken Cowboyhut, dieses Jahr Taylor Swift auf ihrer Eras-Tour: Beide brachten den Countrylook nicht nur ins Spotlight,
sondern verliehen ihm den nötigen Sparkle. Kein Wunder also, sehnen wir den Herbst herbei, um mit funkelnden Boots nicht etwa durch den Stall zu stapfen, sondern auf hohen
Hacken den StraĂen entlang zu schlendern. Wir schwĂ€rmen von dieser eleganten Version von Minacapilli, die mit silbernen Fransen und bleistiftdĂŒnnen
AbsĂ€tzen durchaus ausgangstauglich ist. Bei Minacapilli finden ĂŒbrigens auch alle etwas, die trotz Hype so gar nichts mit dem Cowgirl-Look anfangen können. minacapilli.com

Dass die Herstellung unserer geliebten Bluejeans unerhörte Mengen an Wasser braucht, oder eher verschwendet, wissen wir. Und verdrĂ€ngen wir ehrlich gesagt meistens. Das französische Label ba&sh schaut jedoch hin und treibt die VerĂ€nderung in Richtung Nachhaltigkeit an. Nachdem zuerst der erschreckende WasserfuĂabdruck berechnet wurde, wird nun gehandelt: Unter anderem soll vermehrt auf Materialien gesetzt werden, die in der Waschphase weniger Wasser und Chemikalien brauchen, wie zum Beispiel Biobaumwolle. Doch damit nicht genug. WĂ€hrend das Wassermanagement ein SchlĂŒsselthema ist, stĂŒtzt sich die Nachhaltigkeitsstrategie bis zum Jahr 2030 auf folgende SĂ€ulen: Klima und BiodiversitĂ€t, zertifizierte Materialien, RĂŒckverfolgbarkeit, Kreislaufwirtschaft und die StĂ€rkung von Frauen. ba-sh.com

Watch Out
ROYAL
Am Handgelenk geht es königlich zu und her âaber nicht protzig, denn die neue Version der legendĂ€ren âRoyal Oakâ von Audemars Piguet fĂ€llt vor allem durch ihre FiligranitĂ€t auf. Die âRoyal Oak Miniâ hat einen Durchmesser von nur 23 Millimetern. Bereits 1997 ĂŒberraschte die Manufaktur mit einer winzigen âRoyal Oakâ. Nun knĂŒpft die neue Kollektion âMini Oakâ an die Tradition an, indem Proportionen, Architektur, Design und Leistung der kleinsten jemals hergestellten âRoyal Oakâ neu interpretiert werden. Die Mini-Uhr hat einiges zu bieten: Unter anderem eine Batterielebensdauer von mehr als sieben Jahren und 18 Karat Gelb-, WeiĂ- oder RosĂ©gold. Audemars Piguet, âRoyal Oak Miniâ , ca. 30'000.â, audemarspiguet.com
BEAUTY

Hair Trend
FLECHTKUNST
Haare aus dem Gesicht, aber bitte mit ein bisschen Stil und Aufwand. Statt uns fĂŒr Zöpfe oder einen Knoten zu entscheiden, kombinieren wir einfach beides. So erhĂ€lt der allseits beliebte Bun dank geschickt geflochtener Zöpfe mehr Textur â und wir trainieren ganz nebenbei unsere Fingerfertigkeit.
The only drama to enjoy is in the lashes.

We Love
REFILL, PLEASE!
Diesen Herbst wird wohl kein Tag vergehen, an dem wir nicht mit leuchtendmattem Lippenstift aus der TĂŒr schreiten. Passend also, hat Byredo zehn
neue matte Farben lanciert. Diese kommen im praktischen RefillSystem daher. Sind wir also mit einer Farbe durch, mĂŒssen wir nicht

den ganzen Lippenstift wegschmeissen, sondern brauchen nur etwas Nachschub auf Lager zu haben. Byredo, Matte Lipstick, ca. 40.â, byredo.com

Nice to Have
GOOD HAIR DAYS FOREVER
Sommerhaare sind toll: Sonne und Wasser verleihen uns mitunter genau die Aufhellung und Wellen, die wir sonst beim Coiffeur unseres Vertrauens bestellen. Der einzige Haken: Hitze und Salzwasser hinterlassen ihre Spuren. Wer diesen Sommer die Sonne ein bisschen zu fest genossen und die Pflege dementsprechend vernachlĂ€ssigt hat, kann nun mit dem âMilky Hair Screenâ von Darling die Reparaturarbeiten beginnen. Der Leave-in Conditioner entwirrt, schĂŒtzt vor Hitze und vor UV-Strahlung â diese hat es schlieĂlich auch in der kalten Jahreszeit auf uns abgesehen. So erhĂ€lt die Haarpracht ihren Glanz zurĂŒck und wird bereits fĂŒr den nĂ€chsten Sommerurlaub vorbereitet. Darling, âMilky Hair Screenâ, Leave-in Conditioner, 150 ml, ca. 30.â, darlingsun.com
âSometimes you just have to put on lipgloss and pretend to be psyched.â
Mindy Kaling
New Perfume
EROS ENERGY
Jahrtausende nachdem Mythen und Geschichten ĂŒber griechische Götter ihre Runden gezogen sind, ist Eros nach wie vor das Symbolbild fĂŒr Liebe und Leidenschaft schlechthin.
Kein Wunder also, benennt Versace eine ganze Parfumfamilie nach dem Liebesgott. Die neueste Kreation besticht mit frischen Zitrusnoten, weiĂem Amber und
Patchouli â ein paar Spritzer genĂŒgen und die Eros-Energie bleibt den ganzen Tag lang an uns haften. Versace, âEros Energyâ, Parfum, 100 ml, ca. 125.â, versace.com


Make-up Trend ORANGERIE
Wer nur schon beim Gedanken ans EyelinerZiehen zittrige HĂ€nde bekommt, kann jetzt aufatmen. Wir schnappen uns knalliges Orange und malen dicke Linien irgendwo oben ans Augenlid. Die PrĂ€zision werfen wir ĂŒber Bord, ziehen dafĂŒr aber Freude an Farbe und Mut zum Auffallen an Land. Ganz nach dem Motto âthe bigger, the betterâ feiern wir die ersten Herbstfarben und verabschieden uns ganz langsam vom Sommer.


DIVINE FEMININE
SĂŒĂ in Rosa getĂŒncht und doch ganz schön schwermĂŒtig: So flimmern die Protagonistinnen aus Sofia Coppolas Filmen ĂŒber die Leinwand. Nun hat die Königin des subversiv-feministischen Kinos mit Augustinus Bader einen Lippenstift kreiert, der auf den Schminktisch eines jeden Coppola-Fangirls gehört. The Tinted Balm
kommt in drei Farben daher, mit denen man von âThe Virgin Suicidesâ ĂŒber âMarie Antoinetteâ bis âPriscillaâ den unverkennbaren CoppolaSoft-Girl-Look kreieren kann, wĂ€hrend im Hintergrund Phoenix oder The Strokes aus dem Plattenspieler erklingen. The Tinted Balm x Sofia Coppola, ca. 40.â, augustinusbader.com
TRAVEL

Places
GOOD LUCK
Historischer Charme trifft auf UrbanitĂ€t: Mitten in Dublin hat das 18. Hotel der RubyKette in Europa eröffnet, das Ruby Molly. In Oxmanstown, einem historischen Viertel, das einst Heimat eines belebten Obst- und GemĂŒsemarktes war, hat man die Qual der Wahl aus 272 luxuriös und komfortabel
eingerichteten Zimmern. UrbanitĂ€t und RustikalitĂ€t geben sich hier die Hand: Edle Stoffe, Marmor und Glas harmonieren mit abgenutztem Leder, Fliesen und schwarzem Stahl. Ein Besuch lohnt sich auch, wenn man noch kein Zimmer gebucht hat: Im hauseigenen CafĂ© lĂ€sst es sich wunderbar verweilen. FĂŒr besonders Wissbegierige
hĂ€lt die eigene Bibliothek archĂ€ologische Funde aus der Umgebung bereit. Wir trĂ€umen schon von Schafen und Guinness im Pub und lernen fleiĂig irische AusdrĂŒcke â slĂĄinte!
Ruby Molly, 26 â 33 Arran Street E, North City, Dublin, D07 YY97, Irland, ruby-hotels.com

Relax! Vacation calories donât count.

âI love flying so much. I even like airplane food.â
Margot Robbie
Book
LOST IN BUDAPEST

Man könnte beim DurchblĂ€ttern meinen, es handle sich um Behindthe-Scenes-Aufnahmen aus einem neuen Wes Anderson Film. Die pittoresken GebĂ€ude sind aber echt, genau so wie die leuchtenden Farben: Wir sind in Budapest. Um die Zeit bis zum nĂ€chsten StĂ€dtetrip totzuschlagen, verinnerlichen wir uns jedes Bild von âBudapest Gemâ, das den lebendigen Spirit der Stadt haargenau einfĂ€ngt. AndrĂĄs Török, Oliver Pilcher, âBudapest Gemâ, Assouline, ca. 100.â, assouline.com



We Love
GREEK HARMONY
Der Sommer neigt sich dem Ende zu. Statt schwermĂŒtig die letzten Sonnenstrahlen zu erhaschen, planen wir einfach schon unser nĂ€chstes Abenteuer in der WĂ€rme. Das im Mai diesen Jahres eröff-
nete Gundari Resort auf der griechischen Insel Folegandros dĂŒrfte uns auch in den kommenden Monaten noch mit ordentlich SommergefĂŒhlen verwöhnen. FĂŒr PrivatsphĂ€re ist mit Villen und Suiten gesorgt. Im
eigenen Pool mit Meerblick lÀsst sich der Herbst bestens noch etwas hinauszögern. Gundari Resort, 84011 Folegandros, Kykladen, Griechenland, gundari.com
EAT&DRINK

We Love LOVE IN A BOWL
Die Lösung fĂŒr jedes Problem, von Herzschmerz bis Winterblues? Ein Teller Ramen. Die japanische Nudelsuppe tut Magen und GemĂŒt gleichermaĂen gut. Schade nur, schmeckt sie im Restaurant immer so viel besser als zuhause. Wer Tim Andersons Buch âRamen Foreverâ in die HĂ€nde kriegt, könnte dies bald Ă€ndern. Auf ĂŒber 200 Seiten gibt es jede erdenkliche Art von Ramen nachzukochen. Bis man sich plötzlich an den ausgefalleneren Rezepten wie PizzaRamen versucht und nicht mehr weiĂ, wie es ĂŒberhaupt so weit gekommen ist. Dank der LiebeserklĂ€rung an eines der beliebtesten Soulfoods wird man in kĂŒrzester Zeit zum Nudelprofi. Tim Anderson, âRamen Foreverâ, Penguin Random House, ca. 35.â, penguinrandomhouse.de

Nice to Have
SCHOKOKUNST
sauce.â
âThis is the key: Teriyaki
Kylie Jenner
Schokolade und Kunst, das passt einfach. Vor allem wenn es sich um die sorgsam hergestellten Tafeln von Garçoa handelt. Bereits zum sechsten Mal wurde die Art Edition lanciert. Eine KĂŒnstlerIn erhĂ€lt jeweils freien Lauf und darf die Verpackung gestalten, wĂ€hrend auch das Produktionsteam bei der Herstellung der Tafel kreativ wird. Dieses Jahr war KĂŒnstlerin Lina MĂŒller dran. Die Verpackung mit der hĂŒbschen gelben Muschel bewahren wir auf, wĂ€hrend die Schokolade bestimmt innert Minuten verputzt ist. garcoa.ch





Liebling GIRLY
Warum zum normalen Glas greifen, wenn es auch eines mit riesiger rosa Glas-Schlaufe gibt? Extra sĂŒĂ und mit genau so viel Kitsch wie nötig hat Lepelclub den passenden Trinkbecher zu ihren bereits viel gehypten Glasstrohhalmen lanciert. Wir schnappen ihn uns einmal mit rosa und einmal mit durchsichtiger Schlaufe und können es kaum erwarten, daraus unseren tĂ€glichen Eiskaffee zu trinken. Lepelclub, Bow Tumbler, ca. 25.â, lepelclub.com
BOLD URBAN DYNAMIC RUSH VIVID METROPOLIS
Photography: Patrick Schwalb
Photography Assistance: Anton Gattung
Styling: Jochen Pohlmann
Hair & Make-up: Berenice Ammann
Model: Jona Gudsdottirmund

Bluse von JIL SANDER. Hemd, Hose und Schuhe von LORO PIANA. Socken von FALKE. Sonnenbrille von BOTTEGA VENETA.







Bluse von JOSEPH. Rock von BRUNELLO CUCINELLI. StrĂŒmpfe von WOLFORD. Schuhe von LORO PIANA.

Cardigan von GANNI. Jacke von DOROTHEE SCHUMACHER. Rock von GANT. Schuhe von JIMMY CHOO. Kette von AKKESOIR.


Pullover von MAIAMI. Rock von JOSEPH. StrĂŒmpfe von FALKE. Schuhe von JIMMY CHOO.



CHANEL
Business-chic, aber bitte immer mit genĂŒgend auffĂ€lligen, funkelnden Details und Mustern.






Der Zuckerstangenlook erweckt Vorfreude auf Weihnachten.


ANN DEMEULEMEESTER
Die gewollt zerzausten Haare komplettieren diese ohnehin schon perfekten Looks.


SPORTMAX
Matrix multipliziert mit BĂŒro ergibt die perfekte Menge Selbstbewusstsein.


DRIES VAN NOTEN
Der Belgier zieht sich bald aus der Modewelt zurĂŒck und wir bewundern schwermĂŒtig eine seiner letzten Kollektionen.


Lederhandschuhe, Bubbleskirt, Fake-Fur â wer die Trends von Morgen kennen will, braucht nur bei Miu Miu vorbeizuschauen.




FERRAGAMO
Trends gesichtet! Diesen Herbst gehtâs nicht ohne Burgunderrot und Leder.




HERMĂS
Farbe wĂ€hlen, von Kopf bis FuĂ darin einhĂŒllen âfertig ist unser Fashion-Herbst.




DOLCE & GABBANA
Rote Lippen, Lack und Leder en masse â wir sind hin und weg und wissen sofort: Das muss Dolce & Gabbana sein.





BEST MOOD
âIâm only happy when it rainsâ, sang Shirley Manson bereits in den Neunzigern. Wenn wir den Models bei Emporio Armani zuschauen, muss da wohl etwas dran sein. Herbstwetter ist mit dem richtigen Outfit eben doch nicht so schlimm.

ROBERTO CAVALLI
Eine gute Winterjacke muss erstens warm halten âund zweitens mit wildem Muster alle Blicke auf sich ziehen.


PRABAL GURUNG
Feuerrot und fellig sind wir mehr als bereit fĂŒr den Winter.


ANTONIO MARRAS
Wie den Winterblues vertreiben? Ein Outfit von Antonio Marras ĂŒberziehen.


N°21
Bein zeigen geht immer, auch in den kalten Monaten.


JACQUEMUS
Wir fallen gerne auf und lieben diese Formen und Schnitte darum ganz besonders.


OFF-WHITE
Hier will man nichts von gedeckten Herbsttönen wissen. Pink und grĂŒn for the win!


BOTTEGA VENETA
Der SchlĂŒssel zum perfekten Winteroutfit: Ein perfekter Mantel.


MARC JACOBS
âJoy, period.â, nannte er seine Show. Wir sind beim Anblick dieser Farb- und Formpracht derselben Meinung: Freude herrscht.


BALENCIAGA
Mit diesen Looks gehtâs direkt in die Zukunft âoder auf die nĂ€chste Skipiste.




Vom Laufsteg ins nĂ€chste Meeting und direkt wieder zurĂŒck: kein Problem fĂŒr Fendi.




MOSCHINO
Moschino mag Mode mit starken Messages âund wir erst!




GUCCI
Wenn man so tolle Jacken designt wie Gucci, braucht man keine Hosen mehr.





BEST SET
Das Motto bei Chanel: Kein Detail soll den ZuschauerInnen entgehen. Jeder Look flimmerte deshalb in ĂbergröĂe ĂŒber die Leinwand, wĂ€hrend die Models davor ĂŒber den Laufsteg schritten.

LOUIS VUITTON
Sportlich, elegant oder exzentrisch? Alles, und zwar aufs Mal und durchgemixt, bitteschön.







Beinfreiheit im Winter ist Trend, Frieren ist Nebensache.


JIL SANDER
Je mehr die Jacke einem stylischen Schlafsack gleicht, desto besser sind wir fĂŒr die Wintermonate gewappnet.


OTTOLINGER
Gewagte Farbtupfer heiĂen wir immer willkommen.


ALAĂA
Haut zeigen und einkuscheln geht auch gleichzeitig. Mode ist eben auch Magie.


BURBERRY
Kuscheljacke und Karomuster?
Ein groĂes Ja fĂŒr beides.


ISABEL MARANT
Ein Hauch von Country schleicht sich diesen Herbst in unsere Garderobe.


BALMAIN
Feminin und elegant darf es jederzeit sein.


BLUMARINE
LeostrĂŒmpfe oder knallgelbe Handschuhe âkein Blumarine-Look ohne mindestens einen Hingucker.




Ein





Two-Piece sah selten so cool aus wie bei Dior.


BEST GADGET
Pictures or it didnât happen: Bei Mugler waren Drohnen und Kameras am Start, die verdeutlichten, dass wir kaum mehr etwas tun, ohne es digital festzuhalten. Bei solchen Outfits kann man ja aber nicht anders, als sofort die Kamera zu zĂŒcken.
ISSEY MIYAKE
Die Stoffe fliegen, die Farben leuchten âauch das kann Wintermode sein.




LOEWE
Wenn man aus dem Schmunzeln und Staunen nicht mehr herauskommt, ist man bei Loewe gelandet.




Die sogenannte mob-wife-aesthetic scheint es Nina Ricci angetan zu haben. Und uns sowieso.




VALENTINO
Warum Farben kombinieren, wenn es so viele Schwarztöne gibt?




CHLOĂ
Ein bisschen Boho, ein bisschen Wilder Westen und ordentlich nackte Haut â so spazieren wir durch den Herbst.




VERSACE
Drei Zutaten reichen fĂŒr den heiĂesten Herbstlook: Schwarz, Rot, Animalprint â mit diesen feurigen Looks friert niemand.




SAINT LAURENT
Der Wiedererkennungswert dieser Silhouetten? UnĂŒbertreffbar.




GIORGIO ARMANI
Blumenmuster im FrĂŒhling? Kennt man. Also ab auf die Herbstmode mit der Flora, hieĂ es im Hause Armani.





BEST STAGE
Wie prĂ€sentiert man sportliche Mode am besten? Indem man eine sportliche Location auswĂ€hlt. Bei Lacoste schritten die Models im Roland Garros Stadion ĂŒber einen unebenen Tennisplatz und begeisterten so auch den allergröĂten Sportmuffel in der hinterletzten Reihe.

MM6 MAISON MARGIELA
Fierce, futuristic, fantastic, wir hĂ€tten mehr Adjektive auf Lager, lassen aber lieber die Kleidung fĂŒr sich sprechen.


MAX MARA
Grauschwarz muss nicht langweilig sein. Das beweist Max Mara immer wieder aufs Neue.


GAUCHĂRE
Oversized und genau darum auch ĂŒber-cool.


GIVENCHY
Von Fake-Fur und Rot kriegen wir diese Saison nicht genug.




PRADA
Businesslook und RĂŒschchen sind bei Prada beste Freundinnen.





Wenn von Kopf bis FuĂ alles passt, sind wir bei Etro.


MUGLER
Bei diesem Sonnengelb sind wir gedanklich bereits wieder im FrĂŒhling.


VIVIENNE WESTWOOD
Mit den Designs von Andreas Kronthaler lebt die Legende weiter.


MSGM
Helle Farben versĂŒĂen uns den tristen Herbst.


ALEXANDER MCQUEEN
Mit diesen Looks zeigen wir noch ein letztes bisschen SommerbrÀune.


STELLA MCCARTNEY
Damit man uns im Schnee schon aus kilometerweiter Entfernung sieht.


Mit wilden Looks und Abfall auf dem Laufsteg sorgt das junge Label fĂŒr Aufsehen.


ICEBERG
So simpel und doch so stark.



BEST CONCEPT
Diesel hat die Screentime der ZuschauerInnen explodieren lassen. Tausend geladene GĂ€ste durften die Show per Zoom verfolgen â und wurden dabei selbst Teil des Catwalks. FĂŒr so viele Bildschirme und noch mehr heiĂe Mode reichte ein Augenpaar kaum aus.


LUCKY
READY FOR LOVE

Lucky Love ist Frankreichs Kronprinz of Pop und musikalische Muse fĂŒr Gucci und Maison Margiela. Sein mĂ€rchenhafter Aufstieg ĂŒberwand Tragisches, offenbarte âTendresseâ und mĂŒndet jetzt im Triumph. Lana Del Rey, Mark Ronson, Jennifer Coolidge und John Galliano zĂ€hlen zu seinen Fans. Und wir? Sind ebenfalls hin und weg.

Text:
Michael Rechsteiner â Fotos: Fullblvck & Frankie Allio
âSobald wir zu atmen beginnen, sobald das Leben anfĂ€ngt, ist alles möglich.â Der Optimismus von Lucky Love ist ansteckend. Denn aus seinem Mund klingen diese Worte nicht wie eine Inspirationsfloskel, die dir deine Tante mit dem Bild eines Sonnenaufgangs per WhatsApp schickt, sondern sind das Fazit einer bislang auĂerordentlichen Biografie. Aus vermeintlichen Unmöglichkeiten schöpfte der in Nordfrankreich geborene Luc BruyĂšre Kraft, Geduld und Inspiration fĂŒr eine derzeit steil durchstartende Karriere in der Mode- und Musikindustrie. Wir erwischen Lucky zum Interview auf seiner ersten Konzert-Tour, die ihn unter anderem durch die Schweiz, Kanada und Georgien fĂŒhrt.
Seit anderthalb Jahren wĂ€hnt sich Lucky Love in einem Wachtraum. FĂŒr einen geborenen TrĂ€umer wie ihn eigentlich eine gute Sache. Aber: âDu kannst dir nicht aussuchen, wie dein Traum in ErfĂŒllung geht. Es passiert einfach. Und wenn es passiert, dann solltest du dafĂŒr bereit sein. Ich war es anfangs nicht und habe zunĂ€chst einfach so getan, als ob. Inzwischen fĂŒhle ich mich aber bereit. Ich weiĂ: Ja, das macht Sinn. Ich bin jetzt da, wo ich sein sollte.â Im Sommer hat der SĂ€nger seine neue Single âIâm Readyâ veröffentlicht, nachdem im vergangenen Jahr die DebĂŒt-EP âTendresseâ einen ersten tieferen Einblick in sein Schaffen gab. Mit introspektiven Chansons und schweiĂtreibenden Popsongs stellte sich Lucky Love als komplexer KĂŒnstler vor, der emotional in die Tiefe geht und gleichzeitig ein möglichst breites Publikum anspricht. Schnell zĂ€hlten zu seinen Fans auch prominente Namen. Sam Smith und Lana Del Rey teilten Luckys Songs online. John Galliano bat den Franzosen, bei der PrĂ€sentation der FrĂŒhling-Sommer-24-Kollektion von Maison Margiela aufzutreten. Kurz darauf wurde der Song âMasculinityâ fĂŒr den Soundtrack der Gucci-Show an der MailĂ€nder Fashion Week auserkoren. Die Musikauswahl kuratierte Mark Ronson, der einst Luckys Idol Amy Winehouse produzierte: âSie war die erste, die mich dazu inspirierte, meine GefĂŒhle mit Musik auszudrĂŒcken. Ehrlich zu sein, mich verwundbar zu zeigen und dies mit der Welt zu teilen.â Die Ankunft zu dieser Erkenntnis erfolgte ĂŒber beschwerliche Umwege. Luc kam mit nur einem Arm zur Welt, was zu einer einsamen und gepiesackten Kindheit fĂŒhrte. Mode und ausgefallene Outfits dienten dem Teenager, sich von den Blicken auf der StraĂe zu befreien. âIch wuchs in einer mittelgroĂen Stadt in Frankreich auf. Dort kleideten sich alle gleich, niemand schien eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln und diese durch Kleidung auszudrĂŒcken. Aber ich passte aufgrund meines Arms ohnehin nicht in diese Gesellschaft. Also dachte ich, wenn mich die Leute schon anstarren, dann wegen meines Kleidungsstils und nicht wegen meiner BeeintrĂ€chtigung. Durch Mode erschuf ich einen Avatar. Ich wurde zu dem Menschen, der ich sein wollte. Und nicht zu dem, der die Natur gemacht hatte.â
Nicht nur modisch glĂŒhte die KreativitĂ€t im Innern des jungen Lucs. Bereits im Alter von fĂŒnf Jahren begann er mit Tanz, mit 15 schrieb er sich in die belgische Kunstakademie von Saint-Luc ein. Zum ersten Mal fĂŒhlte sich der AuĂenseiter unter Gleichgesinnten, geriet aber auch in eine Essstörung und Drogensucht. An seinem 19. Geburtstag erhielt Luc die Diagnose, HIV positiv zu sein. Statt in Verzweiflung zu versinken, stieg in ihm neuer Lebensmut empor. Mit frischem Fokus zog Luc nach Paris,
âSei geduldig, Mann. Eines Tages wird alles einen Sinn ergeben.â
wo er auf Empfehlung von Regisseur Abdellatif Kechiche (âBlue Is the Warmest Colorâ) die Schauspielschule Cours Florent besuchte. In der legendĂ€ren Drag-Bar Madame Arthur entwickelte der geborene Performer die Kunstfigur La VĂ©nus aux Milles Hommes (mit ihren Initialen LVMH eine spitzbĂŒbische Anspielung auf das gleichnamige Luxusunternehmen) und sang zum ersten Mal Lieder live vor Publikum.
Als ein Casting Director Luc in einer Bar entdeckte, schien fĂŒr den charismatischen Beau die Karriere als Model der nĂ€chste logische Schritt zu sein. Doch die Industrie blockierte damals noch. In den vergangenen fĂŒnf Jahren habe die Modebranche zwar viel fĂŒr Inklusion getan, meint Lucky. Doch geschieht dies auch aus den richtigen GrĂŒnden? âAnfangs fĂŒhlte sich das groĂartig an, bestĂ€rkend. Ich liebte es. Wir sollten jede Art von Schönheit feiern. Ob du eine Behinderung hast oder Ăbergewicht, ob du eine trans Person bist â all das soll zelebriert werden. Doch inzwischen fĂŒhlt sich vieles an wie ein Marketingplan.â Ehrliche Akzeptanz geriet so mancherorts zu reinem VerkaufskalkĂŒl.
IâM
READY
Er ist bereit zu lieben. Und fĂŒr die Weltkarriere sowieso. Mit seiner aktuellen Single âIâm Readyâ rĂŒstet sich Lucky Love fĂŒr den internationalen Durchbruch. Der Franzose meistert Pop, der gleichermaĂen Drama und WĂ€rme ausstrahlt. Im Musikvideo zum Song besinnt er sich auf seine kĂŒnstlerischen AnfĂ€nge als TĂ€nzer und findet jene Familie, die er in den vergangenen Jahrzehnten gesucht hat. Im Herbst setzt Lucky Love seine Tournee fort und spielt unter anderem in Prag, Barcelona, Paris, Mailand und Berlin.
@thisisluckylove
Teil der Modeszene ist Lucky Love nun doch geworden. Nicht aufgrund seines Körpers, sondern seines musikalischen und lyrischen Talents. Der Garçon, der seine Kindheit meist allein verbrachte, nennt jetzt unter anderem Guccis Creative Director Sabato De Sarno einen guten Freund. Welchen Rat wĂŒrde Lucky seinem jĂŒngeren, oft traurigen Ich geben? âJenen Menschen keine Aufmerksamkeit schenken, die mir weismachen wollten, dass ich nicht auf diese Welt gehöre. Und ich wĂŒrde mir sagen, dass ich geduldig sein soll. Denn eines Tages wirst du die Familie finden, die du brauchst. Und die Menschen, die dir das GefĂŒhl geben, dazuzugehören. Alles, was mir in meiner Kindheit passiert ist, mein fehlender Arm und sogar meine SĂŒchte â alles, was ich durchgemacht habe, dient jetzt meiner Musik. In gewisser Weise war es notwendig, all das durchzumachen, um jetzt meine Botschaft der Welt zu vermitteln. Sei geduldig, Mann. Eines Tages wird alles einen Sinn ergeben.â Mit seiner Musik zieht Lucky Love jetzt in eine Welt, in der sich viele Menschen schwer tun, einen Sinn und Schönheit zu finden. Doch der SĂ€nger schenkt seinen Optimismus mit groĂer Kelle aus und teilt ihn explizit auch in seiner aktuellen Single. âDie Welt fĂ€llt momentan in ihre alten Gewohnheiten zurĂŒck. Ich kann nicht glauben, dass wir uns immer noch in Kriegen befinden. Doch auch deshalb singe ich im Text von âIâm Readyâ: Ich bin bereit zu lieben. Seid ihr bereit? Denn wir haben in unserer Geschichte so oft versucht zu hassen. Und seht, wohin es uns gefĂŒhrt hat. Was wĂ€re, wenn wir versuchen zu lieben? Was, wenn wir versuchen zu verstehen? Was, wenn wir versuchen mitzufĂŒhlen? Nicht zu urteilen? Nicht zu allem eine Meinung zu haben? Und ich glaube, die Welt gibt sich tatsĂ€chlich MĂŒhe. Das macht mir groĂe Hoffnung. Da drauĂen sind eine Menge Menschen, die genauso denken. Die sich nach Frieden sehnen. Wir mĂŒssen ihnen Raum geben, ihre Botschaft zu verbreiten. Ich bin Franzose und deshalb mit Protesten aufgewachsen. Es liegt mir im Blut. Wir mĂŒssen fĂŒr ein besseres Leben kĂ€mpfen, denn die Welt ist momentan ein trauriger Ort. Aber ich denke, dass nach jedem groĂen Sturm die Sonne am schönsten scheint.â Eine These, fĂŒr die Lucky Loves wundervoller Tanz im Rampenlicht der beste Beweis ist.
BEWITCHED VISIONS

Fotos: Lydia Roberts
Wenn Lydia Roberts nicht gerade malt, macht sie Fotos, die an GemÀlde erinnern.


Wild mit Licht, Schatten und Perspektive spielen, und dann wirds spannend.
Schon unfair, wie unterschiedlich KreativitĂ€t verteilt ist. WĂ€hrend die einen weder mit Pinsel noch mit Kamera hantieren können, brilliert Lydia Roberts gleich in beiden Disziplinen. Was auch immer sie auf Papier bringt, eines zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Schaffen: Verzerrte Perspektiven und satte Farben âam besten in mehreren Schichten ĂŒbereinander gelegt.

Vervielfacht und doch versteckt.

Do you see me?
âSchwarz-WeiĂ war meine erste Spracheâ, sagt Lydia Roberts ĂŒber die Liebe zum Farblosen.


Richtig gut ist ein Bild dann, wenn man mehrmals hinschauen kann und immer wieder Neues entdeckt.

Vier Augen sehen mehr als zwei.

Formen und Farben harmonisch komponiert.

Langweilige PortrÀts gibts bei Lydia Roberts nicht.
CANVAS, CAMERA, CREATION
Bei Lydia Roberts scheint die KreativitĂ€tsquelle niemals zu versiegen. Warum dieser Eindruck gar nicht stimmt, sie aber trotzdem jeden Tag etwas erschafft, weshalb sie sich kaum mit anderen KĂŒnstlerInnen auseinandersetzt und ob sie sich mit KI auskennt, verrĂ€t sie im Interview.

FACES: Du malst, zeichnest und fotografierst. Welche dieser KĂŒnste kam zuerst, und gibt es eine, die du bevorzugst?
Lydia Roberts: Ich habe mit 13 begonnen zu fotografieren, und mit 21 fing ich an, die Malerei ernsthaft zu verfolgen. Jede Kunstform hat ihren ganz eigenen Zweck, und ich durchlaufe immer wieder Phasen, in denen die eine mehr dominiert als die andere.
F: Bezeichnest du dich als Fotografin, Malerin oder einfach als visuelle KĂŒnstlerin?
LR: Ich versuche, mich möglichst nicht an Definitionen anzubinden â sie verĂ€ndern sich sowieso immer wieder.
F: Viele deiner SelbstportrÀts zeigen nur Teile von dir. Machst du diese PortrÀts, um selbst zu bestimmen, wie du als Frau dargestellt wirst?
LR: ZunÀchst waren die SelbstportrÀts eine Möglichkeit, mit bestimmten Problemen aus meiner Jugendzeit umzugehen. Ich habe dann im Laufe der Jahre damit weitergemacht, aber es geht mir nicht unbedingt darum, wie ich als Frau dargestellt werde. Ich sehe die PortrÀts eher als eine Fortsetzung der Möglichkeit, meinen Körper und mein Gesicht zu nutzen, um etwas zu kommunizieren. Oder um auf das Licht oder die Umgebung zu reagieren.
F: Die Menschen in deinen Fotos sind oft leicht verzerrt
Interview: Josefine ZĂŒrcher
oder unkenntlich gemacht. Was möchtest du mit diesen PortrÀts vermitteln?
LR: Verzerrungen und Spiegelungen bringen eine neue Art des Sehens mit sich, die mich manchmal mehr reizt als das Motiv direkt vor mir. Etwas Simples wie ein Loch in einem Zaun kann eine scheinbar banale Komposition völlig verÀndern.
F: In deiner Arbeit findet man neben Gesichtern auch viele Formen und Kontraste. Hast du jeweils eine genaue Vorstellung davon, was du darstellen willst, bevor du das Bild machst?
LR: Ich verlasse mich beim Malen und Fotografieren fast ausschlieĂlich auf meine Intuition. In den wenigen Ausnahmen, in denen ich vorausplane, nimmt das Bild am Ende dann doch noch eine Kehrtwende.
F: Wenn du dich drauĂen der StraĂenfotografie widmest, findest du es dann schwieriger, fremde Menschen zu fotografieren als Menschen, die du kennst?
LR: In gewisser Weise ist es einfacher â solange ich mir vorstelle, dass ich einen Unsichtbarkeitsmantel trage. Ich verfalle jeweils in eine Art Trance, in der ich mich entweder komplett von der Umgebung trenne oder völlig mit ihr verschmelze. Auch das Land, in dem ich mich gerade aufhalte, kann einen Einfluss darauf haben, wie einfach es ist, auf der StraĂe zu fotografieren. Touristin zu spielen hilft mir manchmal, komischen Blicken zu entfliehen.
F: Hattest du trotzdem schon einmal unangenehme Erfahrungen mit der StraĂenfotografie?
LR: Die ganze Situation, Menschen zu fotografieren, ohne dass sie es merken, ist mir eigentlich unangenehm. Ich warte stets darauf, erwischt zu werden, aber es ist auch genau diese Angst, die als Antrieb fĂŒr die Fotos fungiert.
F: KĂŒnstliche Intelligenz ist ein groĂes Thema, das sich vermehrt auch in die Kunst und Fotografie einschleicht. Was hĂ€ltst du davon?
LR: FĂŒr mich ist das Thema noch relativ neu, weswegen ich mir noch nicht ganz eine eigene Meinung gebildet habe. Ich selbst verwende fĂŒr meine Kunst keine KI, denn fĂŒr mich ist es wichtig, dass die Arbeit direkt von mir kommt. Es wird natĂŒrlich noch viel passieren, aber ich glaube nicht, dass man sich auf KI als Ersatz fĂŒr echte kreative Handlungen verlassen kann. AuĂerdem haben gerade die Arbeiten, die ich in den sozialen Medien veröffentlicht habe und die automatisch von KI zensiert wurden, die meiste Aufmerksamkeit auf sich gezogen â das scheint ja den Zweck zu verfehlen.
F: Deine Kunst wirkt so handgeschaffen und scheint tief aus dem Innern zu kommen. Denkst du, KI ruiniert genau diesen Aspekt der Fotografie?
LR: Ich bin ein bisschen technikfeindlich, daher scheint mir die Idee, selbst KI zu benutzen, völlig absurd. Es gibt noch so viel, das ich mit dem, was mich umgibt, erforschen möchte. Wenn wir uns darauf besinnen, dass das, was wir benutzen, ein Werkzeug ist, dann könnten Kunst und KI vielleicht nebeneinander existieren. Ich habe jedoch das GefĂŒhl, dass GerĂ€te, die uns eigentlich nur unterstĂŒtzen sollen, andere Prozesse plötzlich auch dominieren. Und so laufen wir Gefahr, die wahre KreativitĂ€t zu verlieren.
F: Die Retusche weist Ăhnlichkeiten mit KI auf, an sie haben wir uns aber scheinbar lĂ€ngst gewöhnt. Wie
âEs ist auf keinen Fall so, dass ich jeden Tag von Inspiration heimgesucht werde.â
stark bearbeitest oder retuschierst du deine Fotos?
LR: Ich benutze Photoshop, habe darin aber bewusst limitierte Kenntnisse. Vielleicht aus Faulheit. Oder aus Angst. Vielleicht auch wegen meiner Liebe zu Grenzen.
F: Eines deiner Markenzeichen sind unscharfe und ĂŒberlagerte Bilder. Kreierst du diese Effekte von Hand oder mit digitalen Tools?
LR: Die Ăberlagerung erfolgt in Photoshop, aber ansonsten versuche ich, so viel wie möglich organisch zu erreichen, indem ich meine Tricks anwende: 50 Prozent durch etwas hindurch fotografieren, 50 Prozent Wackeln.
F: Wer oder was inspiriert dich dazu, Kunst zu schaffen?
LR: Es war eigentlich eine halbbewusste Entscheidung, die ich als Teenagerin getroffen habe â jeden Tag etwas zu erschaffen â und die ich in den letzten 16 Jahren beibehalten habe. Manchmal ist es auch einfach Besessenheit. Denn es ist auf keinen Fall so, dass ich jeden Tag von Inspiration heimgesucht werde.
F: Von welchen anderen KĂŒnstlerInnen lĂ€sst du dich inspirieren?
LR: Ich muss zugeben, dass ich mich nicht allzu sehr mit anderen KĂŒnstlerInnen beschĂ€ftige. Als ich jĂŒnger war, haben mich Man Ray und Francesca Woodman sehr beeindruckt. Und ich glaube, die Wirkung, die ihre Arbeiten auf mich hatten, ist bis heute da.
F: Erinnerst du dich an den Moment, als du zum ersten Mal eine Kamera benutzt hast?
LR: Als ich die ersten ernsthaften Fotos gemacht habe, war ich etwa 13 Jahre alt. Ich habe mich selbst und nach Farben sortierte GegenstÀnde auf meinem Schreibtisch fotografiert.
F: Ist dir die KameraausrĂŒstung wichtig?
LR: Mir ist ĂŒberhaupt nicht wichtig, welche Kamera ich verwende. TatsĂ€chlich sind es Kameras und die ganze AusrĂŒstung, die mir am meisten Angst machen. Da ich nur ĂŒber begrenztes Wissen und eine begrenzte Auswahl an GerĂ€ten verfĂŒge, kann ich meine ganze Energie direkt in die eigentliche Fotografie stecken.
F: Was ist die Kamera deiner Wahl?
LR: Etwas Kleines und Leichtes, das ich blitzschnell aus der Tasche ziehen kann.
F: Farbe oder Schwarz-WeiĂ?
LR: Es gibt fĂŒr mich nichts Befriedigendes als ein Farbfoto, das funktioniert. In der Praxis denke ich sogar oft in Farbe, wĂŒrde aber sagen, dass Schwarz-WeiĂ meine erste Sprache war.
F: Analog oder digital?
LYDIA ROBERTS
Ohne Pinsel oder Kamera in der Hand sieht man die Britin Lydia Roberts wohl selten, hat sie doch in ihrer Jugend den Entschluss gefasst, jeden Tag etwas zu kreieren. Die Disziplin zahlt sich aus, denn die Illustrationen der DreiĂigjĂ€hrigen sind in der New York Times abgedruckt worden und ihre Fotokunst ziert unter anderem ein Albumcover von Glass Animals. lydia-roberts.com
LR: Ich habe wĂ€hrend dem Studium mit der analogen Technik experimentiert und war davon gleichermaĂen fasziniert wie frustriert. Digital ist fĂŒr mich viel praktischer und kostengĂŒnstiger.
F: Wo siehst du deine Zukunft als KĂŒnstlerin?
LR: Viel wird sich wohl nicht Ă€ndern â auĂer dass die Anzahl der GemĂ€lde und Fotos, die ich mache, immer weiter wachsen wird.
F: Was bedeutet Kunst zu schaffen fĂŒr dich? Ist es mehrheitlich befreiend oder bereitet es dir manchmal MĂŒhe, eine Vision zu realisieren?
LR: Das hat sich im Laufe der Jahre sehr verÀndert. Es begann als eine Art BewÀltigungsmechanismus und ist inzwischen zu einer Erweiterung meines Wortschatzes geworden.
SATIRE POLITICAL PIECES
Was wir von rechten Politikern hören
«Ich werde alle fertigmachen!»
«Alle wollen mich fertigmachen.»
Wenn etwas so ungerecht ist, dass man keine Worte dafĂŒr findet, kommt Katja Berlin mit einem Tortendiagramm zur Rettung. Mit ihren Grafiken fasst sie seit Jahren kurz, knapp und mit einer groĂzĂŒgigen Portion Humor zusammen, was in unserer Welt so alles schief lĂ€uft. Wo der deutsche Humor sich noch verbessern könnte, warum ihr die Ideen fĂŒr Tortendiagramme noch lange nicht ausgehen und ob sie im aktuellen politischen Klima noch Hoffnung verspĂŒrt, verrĂ€t sie im Interview.
Interview: Michael Rechsteiner, Josefine ZĂŒrcher Fotos: Katja Hentschler
Was Frauen fehlt, um Karriere zu machen
âHumor hat eine Entlastungsfunktion, er reduziert Stress und entspannt.â
FACES: Seit 2015 triffst du wöchentlich mit einem Tortendiagramm ins Schwarze. Wie viele Torten hast du noch auf Lager? Wie kommt es, dass dir nie die Ideen auszugehen scheinen?
Katja Berlin: Ich wĂŒnschte, mir wĂŒrden mal die AnlĂ€sse fĂŒr die Torten ausgehen. Aber sobald ich denke, jetzt habe ich alles gesagt, kommt wieder eine neue Krise, eine neue Quatschdebatte oder eine neue Forderung von Wolfgang Kubicki um die Ecke und damit auch wieder jede Menge Ideen.
F: Gibt es eine Ungerechtigkeit oder einen spezifischen Moment, der dich âradikalisiertâ hat? Oder dich zumindest angetrieben hat, MissstĂ€nde in unterhaltsamen Diagrammen festzuhalten?
KB: Ich bin mit weniger festen Genderrollen erzogen worden als viele andere in Deutschland und habe deshalb schneller Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern bemerkt. FĂŒr mich war es zum Beispiel nicht natĂŒrlich, dass nur die Frauen nach einem gemeinsamen Abendessen in der KĂŒche stehen und den Abwasch machen. Und als ich dann in meinen Zwanzigern auf Social Media aktiv wurde, war ich ĂŒberrascht darĂŒber, wie viel Frauenhass es dort gibt. Beides hat mich tatsĂ€chlich radikalisiert, aber meine Waffe ist der Humor.
F: Sind deine Torten eine Art âcoping mechanismâ, um mit der Schwere der Welt klarzukommen?
KB: Ja, absolut. Humor hat eine Entlastungsfunktion, er reduziert Stress und entspannt. Also alles, was wir in diesen Zeiten brauchen.
F: Gibt es eine Torte der Wahrheit, die du rĂŒckblickend bereust?
KB: Nein, es gibt natĂŒrlich welche, die ich weniger gelungen finde, aber ich bereue keine.
F: Bringst du dich mit deinen Diagrammen manchmal selbst zum Lachen?
KB: Ja, ab und zu. Bisschen peinlich, aber das sind meine Lieblingsmomente bei der Arbeit.
F: Denkst du mittlerweile in Tortendiagrammen? Oder ist es ein komplexer Weg von der Idee bis zum fertigen Diagramm?
KB: Die Grafiken sind tatsÀchlich Ergebnisse von lÀngeren Denkprozessen. Die Ideen kommen nicht einfach so, wenn ich im Supermarkt gerade an der Kasse stehe.
F: Ist deine Arbeit einfacher oder schwieriger geworden?
KB: Beides. Sie ist einfacher geworden, weil auch Handwerk und Erfahrung zu einem guten Witz fĂŒhren können und schwieriger, weil ich schon so viele Witze gemacht habe. Da muss ich jetzt schon immer ĂŒberlegen, ob ich die Pointe nicht schon mal gebracht habe.
F: WorĂŒber wĂŒrdest du gerne einmal mehr schreiben als Platz hat in einem Diagramm?
KB: Schreiben eher nicht, aber alles, was ich ĂŒber die Tortendiagramme hinaus denke, erzĂ€hle ich gerne auf BĂŒhnen. NĂ€chstes Jahr werde ich voraussichtlich eine kleine Deutschlandtour machen, eventuell komme ich sogar in die Schweiz.
F: Ăber welche weniger ernsten Themen wĂŒrdest du gerne ein Tortendiagrammbuch (Im Stil von âWas wir tun, wenn
Wie man in Deutschland
Menschen mit rechtsextremen Einstellungen nennt
Umstritten
Unbequem
Meinungsstark
Besorgt
Querdenkend
Rechtsextrem
Wann sich
Rechtspopulisten als Opfer sehen
der Aufzug nicht kommtâ) veröffentlichen und warum?
KB: Ich finde ja, dass Dating und Beziehungen ein riesiges Humorpotenzial haben, insbesondere fĂŒr feministischen Humor. Aber einen ehrlichen ReisefĂŒhrer in Grafiken könnte ich mir auch vorstellen.
F: Deine Tortendiagramme eignen sich wunderbar zum Teilen auf Instagram und Co. Wie oft bist du in den sozialen Medien unterwegs?
KB: HĂ€ufig, aber lĂ€ngst nicht mehr so hĂ€ufig wie frĂŒher. Ich nutze Social Media viel zum Recherchieren, aber Freude macht mir das kaum noch. FrĂŒher habe ich viel mehr lustigen Content gepostet, jetzt nutze ich dafĂŒr fast nur noch Instagramstorys. Meine alte Netzheimat Twitter gibt es ja nicht mehr.
F: Liest du Hasskommentare im Netz?
KB: Nein, selbst die interessieren mich nicht mehr. Ich mache das mittlerweile schon viele Jahre und der Hass, der jetzt kommt, ist hÀufig von irgendwelchen russischen Bots oder von Typen, die nicht mal mehr kreativ beleidigen können. Die kann man getrost ignorieren.
F: Wann hast du das letzte Mal im Internet eine Behauptung gelesen und dachtest sofort: âBullshit.â?
KB: Vor drei Millisekunden.
F: Wenn du den Stecker fĂŒr sĂ€mtliche Social Media Plattformen ziehen könntest, wĂŒrdest du es tun?
KB: Hielte man mir einen Knopf unter die Nase, mit dem man alle Plattformen fĂŒr drei Jahre ausstellen könnte, kĂ€me ich ins GrĂŒbeln. Aber den gibtâs ja zum GlĂŒck nicht und ich möchte darĂŒber auch nicht alleine entscheiden. Ich bin ja keine Autokratin.
F: Bei deiner Recherche fĂŒr dein neuestes Buch bist du bestimmt auf einige groĂartige Ungereimtheiten der AfD gestoĂen. Was hat dich am meisten schockiert und/oder amĂŒsiert?
KB: Mit am lustigsten finde ich, dass sie so gerne das Maul aufreiĂen und die anderen âjagen wollenâ, dann aber nur am Rumjammern sind, dass die demokratischen Parteien angeblich so fies zu ihnen sind.
F: Wie hat sich das politische Klima in Deutschland in den letzten zehn Jahren verÀndert?
KB: Es ist rechter geworden. Die Grenzen des Sagbaren haben sich verschoben, wie es so schön heiĂt. Wir erleben gerade einen echten Backlash, nachdem es kurz so aussah, als könne sich Deutschland auch mal fĂŒr die Zukunft interessieren und nicht nur fĂŒr die Vergangenheit.
Wenn man mit ihnen diskutiert
Wenn man nicht mit ihnen diskutiert
Wenn man sie interviewt
Wenn man sie nicht interviewt
Wenn man ihre Aussage ernst nimmt
Wenn man ihre Aussage nicht ernst nimmt
F: Wie ist deine Grundstimmung, wenn du auf die momentane Situation in der Politik schaut? WĂŒtend, frustriert, optimistisch, Ă€ngstlich, inspiriert (weil es wohl ziemlich viel Material fĂŒr neue Torten gibt)?
KB: Ja, und zwar alles gleichzeitig! Aber ein bisschen Hoffnung habe ich noch. So ganz ohne Hoffnung könnte ich meinen Job wohl an den Nagel hÀngen.
F: Was kann man tun â auĂer tolle Torten zu zeichnen âum mit dem Rechtsrutsch und anderen gesellschaftlichen Problemen klarzukommen? Was tust du persönlich?
KB: Es ist wichtig, dass wir uns informieren â und zwar nicht auf TikTok. Ich erlebe in meinem Umfeld, dass
âWir Menschen Ă€ndern ja am liebsten gar nichts, auĂer uns zwingt eine akute Krise dazu.â
selbst aufgeklĂ€rte Menschen auf Fake News hereinfallen. Da mĂŒssen wir uns gegenseitig helfen und korrigieren. Wir stecken ja in einem internationalen Informationskrieg. Desinformationen, Propaganda und Falschmeldungen prasseln jeden Tag auf uns ein und nicht alle erkennen wir als solche. Die Wahrheit ist aber manchmal gar nicht so dĂŒster und mit ein bisschen mehr Hintergrundwissen fĂŒhlen wir uns weniger ohnmĂ€chtig.
F: Brauchen wir im Alltag mehr oder weniger politische Debatte?
KB: Ich erlebe privat so viel politische Debatte wie nie zuvor. Der russische Angriffskrieg, die Klimakrise oder der Rechtsextremismus werden ja jetzt schon im Small Talk thematisiert. Da wĂ€re es vor zehn Jahren noch lediglich ums Wetter gegangen. Wie schön es wĂ€re, wenn wir irgendwann wieder nur noch langweilige GesprĂ€che ĂŒber den Job fĂŒhren, weil uns sonst nichts einfĂ€llt.
F: Was ist das DĂŒmmste, was du je von einem Politiker oder einer Politikerin gehört hast?
KB: Ich glaube, Dummheit ist nicht das Problem, sondern der permanente Appell an niedere Instinkte und der geschieht ja durchaus bewusst.
F: Werden wir in 50 Jahren weiterhin in einem kapitalistischen System leben oder kommt da noch was?
KB: Sehr gute Frage! Das wĂŒsste ich auch gerne.
F: Noch vor âWas Rechtspopulisten fordernâ erschien âWofĂŒr Frauen sich rechtfertigen mĂŒssenâ. WofĂŒr musst du dich am meisten rechtfertigen? Und wofĂŒr willst du dich keinesfalls rechtfertigen mĂŒssen?
KB: Ich rechtfertige mich nie fĂŒr meine persönlichen Lebensentscheidungen, auch wenn die natĂŒrlich wie alle persönlichen Lebensentscheidungen von Frauen immer wieder gerne in Frage gestellt werden.
F: Was ist der beste Ratschlag, den heute eine junge Frau mit auf den Weg bekommen kann?
KB: Ich hĂŒte mich vor guten RatschlĂ€gen, aber ich weise immer wieder gerne auf strukturelle Probleme hin. Kein Girlboss, keine âstarke Frauâ kann diese Probleme aus dem Weg rĂ€umen, indem sie sich einfach nicht so anstellt oder indem sie sich anders verhĂ€lt. Wenn du an mangelnder Vereinbarkeit verzweifelst oder sexuelle BelĂ€stigung erlebst, ist es nicht deine Schuld.
F: Was sind drei ganz einfache Dinge, die ein Mann tun kann, um kein Idiot zu sein?
KB: Erkennen, dass Frauen Menschen sind, ihnen zuhören und glauben. Aber ob das jetzt ganz einfache Dinge fĂŒr einen Mann sind, hĂ€ngt natĂŒrlich sehr von ihm ab.
F: Was antwortest du Leuten, die sagen, Humor dĂŒrfe heute viel weniger?
KB: Im Gegenteil, heutzutage darf Humor doch viel mehr. Es dĂŒrfen auch endlich Menschen lustig sein, die keine heterosexuellen weiĂen MĂ€nner sind. Jetzt hören wir so viele neue Pointen aus anderen Perspektiven, der Humor wird dadurch vielfĂ€ltiger und besser. Wer sich jetzt mal einen deutschsprachigen Film anschaut, der in den Achtzigern als witzig galt, weiĂ, was ich meine.
Was uns zum Umdenken bewegt
F: Wann hast du zum ersten Mal bemerkt, dass du Leute zum Lachen bringen kannst?
KB: Wahrscheinlich in der Schule.
F: Wer ist der witzigste Mensch, den du kennst?
KB: Oh, das kann ich nicht sagen. Aber Tina Fey und Maya Rudolph stehen in meinen Top Ten.
F: Deutscher Humor wird im Ausland oft belÀchelt. Zurecht?
KB: Ja, der ist leider noch ausbaufÀhig. Deutscher Humor arbeitet gerne mit Abwertung SchwÀcherer, was eher spaltet als verbindet, und er braucht auch oft einen gewissen Rahmen, in dem er akzeptiert wird. Witze bei der Karnevalsrede ja, aber Witze in einem Meeting? Da hört der Spaà aber auf, Freundchen.
Wissenschaftlich fundierte Warnungen vor schlimmen Krisen, die uns aber rechtzeitig genug erreichen, um das Gröbste abzuwenden
Schlimme Krisen

KATJA BERLIN: WAS RECHTSPOPULISTEN FORDERN
Der Rechtsruck in der Politik ist beĂ€ngstigend, doch Katja Berlin findet auch dann den Humor, wenn andere lĂ€ngst verzweifeln. Mit ihren berĂŒhmten Tortendiagrammen zeigt sie in ihrem neuen Buch, dass es bei so einigem, was die AfD erzĂ€hlt, an Logik fehlt. Und sorgt so nicht nur fĂŒr Lacher, sondern auch fĂŒr eine nötige Prise Hoffnung mitten in besorgniserregenden politischen Entwicklungen.
Katja Berlin, âWas Rechtspopulisten fordern: Ein Manifest gegen den Rechtsruck in satirischen Grafikenâ, YES publishing, ca. 15.â, m-vg.de
F: âHumor ist, wenn man trotzdem lachtâ. Solche Sprichwörter gibt es zuhauf. Wenn aber die die Politik rasant nach rechts rutscht, die Erde wortwörtlich jedes Jahr mehr brennt, und FlĂŒchtlinge zu tausenden ertrinken, Menschen in PalĂ€stina und Israel zu tausenden sterben â und wir das alles auf Social Media betrachten âreicht Humor da noch aus? MĂŒssten wir nicht lĂ€ngst alle durchdrehen? Bis wohin reicht Humor, um mit diesen Dingen klarzukommen, und ab wann reicht er nicht mehr?
KB: Mir ist am 7. Oktober tatsĂ€chlich das Lachen vergangen und ich dachte, so, das warâs. Ich gebe jetzt auf und ziehe in den Wald, die Menschheit ist einfach zu schlimm. Und es hat eine Weile gedauert, bis ich dieses GefĂŒhl wieder so weit zurĂŒckdrĂ€ngen konnte, dass ich fĂŒr andere Emotionen offen war. Ohne VerdrĂ€ngung wĂŒrden wir natĂŒrlich durchdrehen, aber wir mĂŒssen auch noch genug Schmerz durchlassen, um nicht ignorant zu werden. Und diesen Schmerz ertrage ich zumindest besser mit Humor.
F: Wie gut macht die deutsche Presse ihren Job?
KB: Den macht sie im GroĂen und Ganzen gut. Aber wir spĂŒren natĂŒrlich schon einen ökonomischen Druck bei der Themenauswahl und bei der Tiefe der Recherche. Ich zahle deshalb auch gerne sowohl meine RundfunkgebĂŒhren als auch fĂŒr Online-Abos, um die Vielfalt weiterhin nutzen zu können.
F: Ăber welche Nachrichtenmeldung hast du dich zuletzt so richtig gefreut?
KB: âEU verabschiedet Gesetz zur Renaturierungâ â das war endlich mal wieder eine Schlagzeile ĂŒber die EU, in der es nicht um Faschisten ging.
F: In einer gerechten Welt brĂ€uchte es keine Torten der Wahrheit mehr. Wie sĂ€he diese Welt fĂŒr dich aus?
KB: DafĂŒr reicht mein Vorstellungsvermögen nicht.
F: Was macht dir am meisten Hoffnung fĂŒr unsere Zukunft?
KB: Wir Menschen Ă€ndern ja am liebsten gar nichts, auĂer uns zwingt eine akute Krise dazu. Und jetzt haben wir ja so viele Krisen, dass uns gar nichts anderes mehr ĂŒbrig bleibt, als doch mal ein paar Dinge anders und besser zu machen.
F: Wie isst du Torte: Gabel, Löffel, von Hand?
KB: Gar nicht, ich bevorzuge Herzhaftes.
Links: EBEL SPORT CLASSIC, 8 DIAMANTEN AUF DEM ZIFFERBLATT, 33 MM. Kleid und Bluse von WILLIAM FAN. Ohrringe von & OTHER STORIES.
Rechts: EBEL SPORT CLASSIC, LUNETTE AUS 18 KARAT GELBGOLD MIT 59 DIAMANTEN UND AUF DEM ZIFFERBLATT 8 DIAMANTEN (PERLMUTT), 33 MM. WeiĂes Hemd von HELENE GALWAS. Gestreiftes Hemd von SEIDENSTICKER.

WATCH HER SHINE
Model, Moderatorin und Multitalent Elena CarriĂšre zeigt uns, was wir diesen Herbst am Handgelenk tragen wollen: Eine Uhr von EBEL. Diese kommt am besten vor einer inspirierenden Kulisse zur Geltung. Kein Wunder also, fiel die Wahl auf die von Le Corbusier entworfene Villa Turque in La Chaux-de-Fonds, Schweiz, welche die Luxus-Uhrenschmiede 1986 erworben hat.

Photography: Sevda Albers
Talent: Elena CarriĂšre
Photo Assistant: Anna Wegelin
Styling: Alexander Huber
Hair & Make-up: Linda Belkahla
Production: Julia Gelau
Location: Villa Turque, La Chaux-de-Fonds, Schweiz


EBEL SPORT CLASSIC, LUNETTE
KARAT GELBGOLD
ZIFFERBLATT
DIAMANTEN (PERLMUTT), 37 MM.
Hose von CALVIN KLEIN. Mantel von WOOLRICH.

Jacke & MĂŒtze von LORO PIANA.

Kleid
OVERLOAD REISEN OHNE REUE
Massentourismus, Klimakrise âist Verreisen ĂŒberhaupt noch moralisch vertretbar? Vielleicht mĂŒssen wir unseren Horizont erweitern und neu lernen, wie man andere Kulturen entdecken kann: LĂ€nger verreisen, zu FuĂ unterwegs sein und keinesfalls an Bord eines Kreuzfahrtschiffs steigen, wĂ€re schon einmal ein guter Anfang.
Text: Ilija Trojanow

An einer AuĂenwand des Mercato SantâAmbrogio in Florenz steht in rot strotzenden Buchstaben aufgesprĂŒht: TOURISTEN TERRORISTEN. Im Park GĂŒell in Barcelona brĂŒllt ein Graffito: TOURIST: YOUR LUXURY TRIP MY DAILY MISERY (âDeine Luxusreise ist mein tĂ€gliches Leidâ). Auf den WĂ€nden der Stadt breitet sich der Spruch aus: Tourists go home, refugees welcome. Offenbar will manch einer in der katalanischen Hauptstadt lieber FlĂŒchtlinge aufnehmen als TouristInnen. Die Einwanderung hat die Stadt verĂ€ndert, der Tourismus aber destabilisiert sie. Im Jahre 1990 kamen 1,7 Millionen TouristInnen, 2017 waren es 32 Millionen, das Zwanzigfache der Einwohnerzahl. Mieten schnellen in die Höhe, drĂ€ngen Alteingesessene aus ihrer Nachbarschaft, TouristInnen besetzen den öffentlichen Raum. Auch in Venedig, Rom, Amsterdam, Berlin, Lissabon und Palma de Mallorca hat es schon Demonstrationen gegen Massentourismus gegeben. Die SalzburgerInnen ĂŒberlegen sich hĂ€nderingend, wie sie die Getreidegasse vor der völligen Verstopfung bewahren können. Die Einheimischen wehren sich gegen ein PhĂ€nomen mit dem modischen Namen Overtourism. Auf Deutsch: So viel ist viel zu viel. Jeder Ort hat eine ökologische, kulturelle und emotionale AufnahmekapazitĂ€t. Wir diskutieren tĂ€glich ĂŒber Obergrenzen fĂŒr FlĂŒchtlinge, gestehen uns selbst aber gleichzeitig unbeschrĂ€nkte MobilitĂ€t zu. Das ist nicht nur widersprĂŒchlich, es illustriert einen unkritischen Umgang mit unseren Privilegien. Diese Probleme und Konflikte werden sich ĂŒbrigens in Zukunft nur noch verschĂ€rfen: Die Welttourismusorganisation UNWTO geht fĂŒr 2030 von jĂ€hrlich 1,8 Milliarden Reisenden aus, vor allem wegen der neuen, reisefreudigen Mittelschicht aus China, Indien, Brasilien oder Russland. UrlauberInnen dĂŒrfte der Hass, der ihnen entgegenschlĂ€gt, eher verwundern. Wie kann es sein, dass das vermeintlich harmlose BedĂŒrfnis, die Schönheiten der Welt zu besichtigen, als Angriff empfunden wird? Wir haben die schönste Zeit des Jahres kulturell verklĂ€rt. Erholung, Bildung, Kulturkontakt, Wirtschaftsaufschwung â mit Reisen verbinden wir positive Absichten, beglĂŒckende Aussichten, wertvolle Einsichten. Kaum eine andere Industrie produziert so viele paradiesische Abziehbilder.
âWer also das wahre Reisen anstrebt, der vermeidet die schlimmsten UmweltsĂŒnden, aus Liebe zur Sache.â
EIN RECHT AUFS REISEN?
Da die Kehrseite konsequent ausgeklammert wird, wĂ€hnen wir uns auf Reisen in einer folgenlosen Blase und daher im Recht. Manche reden gar von einem Recht auf Fernreisen, auch noch zum (staatlich subventionierten) SchnĂ€ppchenpreis. In den LĂ€ndern des SĂŒdens geht die Ausweitung touristischer Infrastruktur oftmals direkt auf Kosten der Einheimischen, bedroht gelegentlich sogar ihr Ăberleben, wie etwa bei den Massai in Ostafrika, die schon vor Jahrzehnten von Bernhard Grzimek aus dem Ngorongoro-Krater verbannt wurden, weil Menschen den Eindruck eines Edens stören. Was sich 2017/18 in Loliondo östlich des weltberĂŒhmten Serengeti-Nationalparks ereignet hat, ist symptomatisch fĂŒr einen schwelenden Konflikt: Mehr als 20' 000 Massai wurden von ihrem angestammten Land vertrieben, ihre HĂ€user (bomas) verbrannt, der traditionelle Zugang zu Wasserlöchern wurde ihnen verwehrt, damit wohlhabende Safari-TouristInnen ungestört Löwen und Antilopen bestaunen und gelegentlich jagen können. In einer Studie des Oakland Institute bezeugt ein Massai, eines der Safari-Unternehmen habe ein Zeltlager fĂŒr KundInnen in seinem Dorf errichtet: âStellen Sie sich vor, ein Fremder kommt und baut ein GebĂ€ude mitten in Ihrem Heim.â FĂ€lle dieser Art gibt es weltweit unzĂ€hlige. Oft beansprucht der Tourismus Land, das den Einheimischen weggenommen werden muss, mittels Bestechung, Drohung oder Gewalt. Es wĂ€re blauĂ€ugig, sich als Reisender auĂerhalb der ausbeuterischen Mechanismen des neoliberalen Kapitalismus zu wĂ€hnen. Auch der Tourismus verletzt zunehmend Menschenrechte: Landraub, Kinderarbeit, Zwangsprostitution, Ressourcenverbrauch.Deswegen ist es oberste Aufgabe des modernen Reisenden, möglichst behutsam unterwegs zu sein, sanft aufzutreten, einen kleinen FuĂabdruck zu hinterlassen. Es wĂŒrde an dieser Stelle zu weit fĂŒhren, alle Aspekte eines umweltbewussten und Menschen achtenden Reisens auszufĂŒhren. BĂŒcher wie âFAIRreisenâ von Frank Herrmann legen detailliert und kompetent dar, worauf man achten sollte, damit die eigene Erholung nicht auf dem RĂŒcken der Fremde ausgetragen wird. Angesichts der ĂberfĂŒlle an Informationen im Internet braucht es nur einen wachen, (selbst)kritischen Geist, um

Fotogruppe in Spanien, 1960er Jahre. Foto: © Paul Almasy
âWir diskutieren tĂ€glich ĂŒber Obergrenzen fĂŒr FlĂŒchtlinge, gestehen uns selbst aber gleichzeitig unbeschrĂ€nkte MobilitĂ€t zu.â
herauszufinden, welches Reiseverhalten besonders schĂ€dlich ist. Wer sich in dieser Frage auf einen verantwortungsbewussten Reiseveranstalter verlassen möchte, dem sei der Verband fĂŒr nachhaltigen Tourismus (forumandersreisen.de) empfohlen.
MEHR ZEIT, WENIGER UMWELTSĂNDEN
Die gute Nachricht: Die IntensitĂ€t des Reisens steht umgekehrt proportional zum angerichteten Schaden. Wer zu FuĂ unterwegs ist, schadet der Umwelt kaum und wird dafĂŒr mit bleibenden Erlebnissen belohnt. Am anderen Ende der Skala stehen die Kreuzfahrten: ökologisch verheerend, dafĂŒr oberflĂ€chlich und erlebnisarm. Zunehmend geht es bei diesen Verschiffungen nicht um die Entdeckung der Welt, sondern um VergnĂŒgen und Verwöhnung an Bord. Das bezahlt die Umwelt und damit wir alle sehr teuer: Die Schiffe verbrauchen tĂ€glich im Durchschnitt 150 Tonnen giftiges Schweröl, fĂŒr Luft und Wasser eine Katastrophe, aber billig! Und das bei rund 500 Kreuzfahrtschiffen weltweit â Tendenz steigend. In HĂ€fen wurden 500' 000 Feinstaubpartikel pro Kubikzentimeter gemessen â an befahrenen StraĂen in Berlin hingegen ânurâ 15' 000 (so ein Fachmann in Frank Herrmanns Buch). Auf diesen dreckigen RuĂschleudern unterwegs zu sein bedeutet, die Augen zu verschlieĂen, nicht nur vor der Welt, sondern auch vor den Folgen des eigenen Tuns. Angesichts der horrenden Ăkobilanz des Flugverkehrs sollte man natĂŒrlich auch das Fliegen wenn möglich einschrĂ€nken und zum Beispiel kurze Abstecher nach New York zum Shoppen vermeiden. Leider geht der Trend in die andere Richtung: Wir reisen immer mehr, aber zunehmend kĂŒrzer. Die durchschnittliche Reisedauer der Deutschen betrĂ€gt nunmehr etwas mehr als zwölf Tage, 1980 waren es noch achtzehn Tage. Nicht einmal jede zehnte Reise dauert drei Wochen oder lĂ€nger. Auch hier gilt: Es ist in unserem eigenen Reiseinteresse, lĂ€nger aufzubrechen, um aus dem Alltag wirklich auszusteigen, um tatsĂ€chlich irgendwo anzukommen. Wer also das wahre Reisen anstrebt, der vermeidet die schlimmsten UmweltsĂŒnden, aus Liebe zur Sache. Mit Moral hat dies nichts zu tun, eher mit Vernunft und tieferer Einsicht.

GEBRAUCHSANWEISUNG FĂRSÂ REISEN
Reisen hat viele Gesichter â und die bekanntesten davon dreht Ilija Trojanow in seinem Buch âGebrauchsanweisung fĂŒrs Reisenâ zum Licht. So schreibt erÂ ĂŒber GepĂ€ck genauso fröhlich wie ĂŒber die Unnötigkeit von Souvenirs, ĂŒber das Reisen als Eremit und in der Gruppe, ĂŒber Proviant und Durststrecken und ĂŒber Zimmer mit und ohne Aussicht. Sein Werk ist etwas fĂŒr alle, deren Puls in die Höhe prescht, sobald Flug, Zug oder auch nur das Hotel um die Ecke gebucht sind und es daran geht, Rucksack oder Koffer fĂŒrs groĂe Abenteuer bereit zu machen.
Ilija Trojanow, âGebrauchsanweisung fĂŒrs Reisen. Auch Reisen will gelernt sein.â, Piper, ca. 15.â, piper.de

ARENA DREAMS GOLD STAR RAPID RACE

Um mit Coolness durch den Modeherbst zu schreiten, braucht es nur zwei Dinge: Die richtige Attitude und das passende Outfit. H&M liefert die Looks, wĂ€hrend SĂ€ngerin Mathea mit ihrer Aura besticht â fertig ist die Trend-Explosion.
Photography: Tobias Wirth
Talent: Mathea
Production: Julia Gelau
Photo Assistant: Mahnoosh Niakan
Styling: Alexander Huber
Fashion: H&M Studio Autumn/Winter 2024
Hair & Make-up: Chrissie Moissl using YSL Beauty
Location: Olympia Stadion Berlin




PUBLIC SERVUS
FĂŒr uns lieĂ sich Mathea alleine im Stadion ablichten. Normalerweise fĂŒllt die SĂ€ngerin solche aber mit Tausenden Fans dank Hits wie â2xâ und âTrĂ€nenâ. Die Ăsterreicherin zĂ€hlt zu den erfolgreichsten KĂŒnstlerinnen in ihrer Heimat. Im Interview gibt sie uns ein Update zu ihrem zweiten Album, spricht ĂŒber die schwierigste Zeit in ihrem Leben und verrĂ€t, ohne welche Accessoires man sie niemals antrifft.
FACES: Du arbeitest aktuell an deinem neuen Album. Wie hat sich dein kreativer Prozess im Vergleich zum VorgĂ€nger âMâ verĂ€ndert?
Mathea: Der Prozess hat sich stark verĂ€ndert. Das zweite Album ist immer ein bisschen Fluch und Segen, besonders wenn das erste Album erfolgreich war. Dementsprechend bin ich viel verkopfter an die Arbeit herangegangen. Ich kann aber sagen, dass sich das gelöst hat. Ich bin jetzt auf einem sehr guten Weg und bereits im Endspurt. Neu ist, dass ich viele Songs und Demos komplett alleine getextet habe. FrĂŒher habe ich viel mitgeschrieben, aber immer im Austausch mit anderen. Jetzt sind die Songs und Texte noch nĂ€her an mir.
F: Wie wichtig ist dir die visuelle Komponente deiner Kunst, zum Beispiel in Musikvideos und auf Social Media?
M: Extrem wichtig, besonders nach dem ersten Album. Davor war mir das egal. Ich wollte einfach Musik machen. Doch in der Zeit, als ich eine Schreibblockade hatte, setzte ich mich trotzdem rund um die Uhr mit meinem Projekt Mathea und meiner Kunst auseinander. Ich machte mich auf die Suche und fragte mich: Was möchte ich eigentlich machen? Wie komme ich wieder dahin zurĂŒck? So habe ich auch meine groĂe Liebe zur Mode entdeckt und ĂŒber diese zu mir selbst zurĂŒckgefunden, auch musikalisch.
F: Ist Social Media mehr Fluch oder Segen im Leben einer Musikerin?
M: Beides. Manchmal feiere ich es, dass man aus seinem Schlafzimmer heraus viral gehen und einen Song promoten kann, ohne eine groĂe Promo-Agentur im RĂŒcken zu haben. Aber im Alltag als Musikerin immer online zu sein und zu performen und den Algorithmus bedienen zu mĂŒssen, ist schon hart. Gerade wenn man kreativ sein und sich auf das Wesentliche, nĂ€mlich die Musik, konzentrieren soll.
F: Welche Zusammenarbeit mit anderen KĂŒnstlerInnen war fĂŒr dich bisher die spannendste und mit wem möchtest du gerne in Zukunft kollaborieren?
M: Die Spannendste war fĂŒr mich das Feature âWenn du mich vermisstâ mit Fourty. Ich habe eine Hassliebe zu TikTok und wir haben den Song dort promotet. Es war irgendwie eine Symbiose. Fourty und ich haben uns gut ergĂ€nzt und deswegen hat es auch toll funktioniert. Mit wem wĂŒrde ich gerne mal arbeiten? Boah, das ist eine gute Frage. Ich bin ein gar nicht so heimlicher Shirin-David-Fan. Mich wĂŒrde interessieren, wie sie arbeitet. Ich glaube, wir sind uns in einigen Dingen sehr Ă€hnlich.
MATHEA
Von der SchuhverkĂ€uferin zur gefeierten KĂŒnstlerin â Mathea hat in der Musikszene riesige Schritte gemacht. Mit ihrer Stimme, die einem den Boden unter den FĂŒĂen wegzieht und einem Selbstbewusstsein, das jede BĂŒhne zum GlĂŒhen bringt, hat sich Mathea ihren Platz im Rampenlicht mehr als verdient. Nach ihrem ersten Auftritt bei âThe Voice of Germanyâ kannte ihr Weg nur eine Richtung: nach oben. Ihr DebĂŒtsong â2xâ schoss direkt an die Spitze der österreichischen Charts. Mittlerweile ist sie die meistgestreamte KĂŒnstlerin des Landes, sammelt Goldene Schallplatten und hat einen Amadeus Award im Regal stehen. @matheamathea
F: Welche Botschaft möchtest du deinen jungen weiblichen Fans vermitteln?
M: Lasst euch nichts einreden. Macht einfach euer Ding. Wenn ihr denkt, ihr seid auf dem richtigen Weg, dann zieht diesen durch. Es ist völlig egal, was andere von euch denken. Wenn man hier von der Erde mal rauszoomt, juckt es niemanden.
F: Du wolltest frĂŒher TĂ€nzerin werden, musstest den Traum aber aus gesundheitlichen GrĂŒnden aufgeben. Wie dachtest du damals, wĂŒrde deine Zukunft aussehen?
M: Das hat mich auf jeden Fall zurĂŒckgeworfen, weil ich ein sehr ehrgeiziger und zielstrebiger Mensch bin. Ich wollte tanzen, ich wollte eine eigene Tanzschule, ich wollte Background-TĂ€nzerin werden. Ich wollte alles, was mit Tanz zu tun hat. Mittlerweile bin ich auch gar nicht mehr so weit weg davon, was eigentlich ganz lustig ist. Aber das war damals eine sehr dunkle Zeit in meinem Leben. Ich musste ein Jahr die Schule aussetzen, war ein Dreivierteljahr im Rollstuhl, musste wieder neu gehen lernen. Es war eine harte Krise. Aber ich habe dadurch zur Musik gefunden. Meine Eltern haben sich zu der Zeit ein Klavier ausgeliehen und so habe ich dann meine ersten Songs geschrieben.
F: Interessiert dich, was in der Mode jeweils im Trend ist? Was inspiriert deinen Stil?
M: Es interessiert mich auf jeden Fall, was gerade Trend ist. Inspiriert werde ich von Leuten auf der StraĂe. Und auch von vielen Menschen online, jedoch niemand bestimmtes.
F: Gibt es ein Outfit oder einen Look, den du auf der BĂŒhne besonders gerne trĂ€gst?
M: Vom Outfit her nicht, weil ich mich in sehr vielen sehr wohlfĂŒhle und die Abwechslung liebe. Bei den Haaren bevorzuge ich es, wenn mein Bob nach hinten ist. Entweder durch einen Sleek-Look oder Buns, weil mich dieser Bob oft bei Live-Konzerten stört.
F: Was sind deine Must-Have-Teile und welche Accessoires sind fĂŒr dich unverzichtbar, sowohl im Alltag als auch bei Auftritten?
M: Ich trage immer einen Armreif, zwei Goldketten und eine Silberkette. Ich liebe meinen Schmuck, den trage ich tagtĂ€glich und nehme ihn auch nicht ab. Sonstige MustHave-Teile sind im Sommer auf jeden Fall Miniröcke. Ich liebe Miniröcke ĂŒber alles.
F: Was hast du fĂŒr ein geheimes Talent?
M: Ich kann sehr gut Skifahren. Ich bin aus einer SkifahrerInnenfamilie und bin frĂŒher Rennen gefahren.


Die Arsham Droplet: Ein Tropfen auf den heiĂen Style.


POCKET UNIVERSE DRIP
Die Kunst von Daniel Arsham ist eine Zeitmaschine. Der Amerikaner transformiert kontemporĂ€re AlltagsgegenstĂ€nde und Popkultur in Objekte, die von erhabenem Zerfall gezeichnet sind und die ArchĂ€ologie der Zukunft vorwegnehmen. Doch seine neue Kreation dreht die Zeit nicht vor und nicht zurĂŒck â sie hĂ€lt sie fest. FĂŒr die Schweizer Marke Hublot hat Arsham deren erstes Taschenuhr-Modell entworfen. Wir haben den KĂŒnstler bei der PrĂ€sentation seiner Arsham Droplet in London getroffen.
Interview: Mirco Ludolini
Redaktion: Michael Rechsteiner, Josefine ZĂŒrcher Fotos: Hublot
FACES: Was bedeutet Zeit als Konzept fĂŒr dich als KĂŒnstler?
Daniel Arsham: Ich habe nie eine Show gemacht, bei der man reinkommt und alles auf einmal sieht. Es muss eine Reise sein, bei der man sich durch den Raum bewegt. Und alle meine Arbeiten verwenden Materialien, die sich auf ArchÀologie oder Geologie beziehen.
F: Hast du dich zuvor schon mit Uhren in deiner Arbeit auseinandergesetzt?
DA: Zeit ist generell immer prÀsent in meiner Arbeit. Ich habe Skulpturen gemacht, die eine Uhr beinhalten. In meinen GemÀlden gibt es kein identifizierendes Element, das sie an eine bestimmte Zeit bindet.
F: Wie ging der Prozess deiner Kollaboration mit Hublot vonstatten?
DA: Es ist tatsĂ€chlich das erste Mal, dass Hublot etwas kreierte, das nicht perfekt symmetrisch ist. Wir KĂŒnstlerInnen verwenden gerne Materialien auf neue und ungewöhnliche Art und Weise. Dabei geht es um die Idee der Alchemie: Die Wandlung von einem Material ins andere. Dies ist ein wesentlicher Teil meiner bildhauerischen Arbeit. Der Saphirkristall sah bei Hublot zuerst aus wie ein geschmolzener Glasklumpen. Dann wird diese organische Masse in etwas Technisches geformt. Das brachte mich dazu, ĂŒber die Möglichkeiten nachzudenken, die mir zur VerfĂŒgung standen. Meine ursprĂŒngliche Idee war eine Tisch- oder eine Wanduhr. Die Ingenieure konnten aber das Saphirglas nicht so groĂ machen, wie ich es wollte. Ich habe mir all diese verschiedenen historischen Bilder von der Zeitmessung angesehen, die bis in die Renaissance zurĂŒckreichen. Offensichtlich waren Taschenuhren so etwas wie der Ursprung: Die erste Möglichkeit, die Zeit mit sich herumzutragen.
F: Was ist das Spezielle an der Arsham Droplet?
DA: Ich habe ein beidseitiges Clip-in-System entwickelt. So kann man die Uhr entweder als traditionelle Taschenuhr tragen oder sie kann in ein anderes GerÀt eingeklinkt werden und so als Tischuhr zum Designobjekt werden. Das Designuniversum wird sogar auf die Verpackung ausgedehnt: Ein sandgestrahltes AluminiumgehÀuse mit drei verschiedenen Ebenen, in denen alles untergebracht ist.
F: Inwiefern hat diese Kollaboration mit Hublot die Grenzen der traditionellen Uhrenherstellung getestet?
DA: In gewisser Weise ist es eine RĂŒckkehr in die Vergangenheit. Es ist etwa 100 Jahre her, seit Menschen Taschenuhren trugen. Aber das Objekt selbst fĂŒhlt sich futuristisch aus. Die Uhr sieht fast aus, als wĂŒrde sie
HUBLOT X
DANIEL ARSHAM: ARSHAM DROPLET
Sie wirkt wie ein Wassertropfen, der aus dem ewigen Eis geschlagen wurde. Doch nicht nur dank ihrem Design bringt die Arsham Droplet die Herzen von Connaisseuren zum Schmelzen. Die erste Taschenuhr von Hublot bedient nicht bloĂ einen aktuellen Trend, sondern definiert diesen mit einem innovativen Konzept neu: Das Modell lĂ€sst sich auf klassische Art oder per Kette um den Hals tragen, zudem wird sie durch einen Aufsteller zum dekorativen Ausstellungsobjekt. Hergestellt aus Saphirglas, Titan und einem Uhrwerk, das nur alle zehn Tage aufgezogen werden muss, ist dieses Bijou ausgerĂŒstet fĂŒr die nĂ€chsten 100 Jahre âjedoch auf 99 Exemplare limitiert.
hublot.com
aus einer zukĂŒnftigen Ăra stammen, verweist aber auf die Vergangenheit. Das Ă€hnelt einigen meiner anderen Arbeiten. Es erlaubt den Objekten, in der Zeit zu schweben. Die groĂe Herausforderung lag dann bei den Ingenieuren. Sie mussten herausfinden, wie die Funktionsweise der Uhr mit dem vorgesehenen Design funktioniert.
F: Die Uhr hat drei verschiedene Funktionen. Wie bist du es angegangen, einen Zeitmesser mit so vielseitiger FunktionalitÀt zu designen?
DA: Hatten wir die Uhr einmal vom Handgelenk befreit, war sie frei, alles Mögliche zu werden. Das Clip-in-System fĂŒr den Schreibtisch beispielsweise: Hublot hat noch nie so ein groĂes Objekt gemacht. Wenn man die Idee loslĂ€sst, hat sie das Potenzial, in verschiedenste Bereiche zu gehen.
F: Was soll deine Arbeit in der Kunst- oder Luxuswelt bewirken?
DA: Ich werde oft nach der Bedeutung gefragt, die hinter bestimmten Skulpturen oder GemĂ€lden steht. Eine Uhr, ein Auto oder ein Stuhl verraten ihren Zweck. Malerei und Bildhauerei tun das nicht auf dieselbe Art und Weise, aber sie laden trotzdem zum Nachdenken ein. Die Aufgabe eines KĂŒnstlers ist es, Dinge zu enthĂŒllen, die unter der OberflĂ€che unserer alltĂ€glichen Erfahrung liegen.
F: Wie stehst du zu KĂŒnstlicher Intelligenz?
DA: KI ist einfach nur ein weiteres Werkzeug. Photoshop und 3D-Druck habe ich bisher auch in meinen Arbeiten verwendet. So wird auch KI Teil unserer Arbeitsweise werden.
F: Wie wĂŒnscht du dir, dass die Menschen deine Kunstwerke im Laufe der Zeit wahrnehmen?
DA: Als KĂŒnstlerIn kann man nur mit seiner eigenen Zeit arbeiten. Wenn wir ein GemĂ€lde aus der Renaissance anschauen, dann ist dies voller Bezugnahmen auf die kulturellen Normen dieser Zeit â viele davon sind unmöglich fĂŒr uns zu erkennen und zu verstehen. Meine Arbeit wird in Zukunft die gleiche Wirkung haben.
F: Welche Voraussetzungen muss ein Kunstwerk erfĂŒllen, um zeitlos zu werden?
DA: Das groĂartige an zeitlosen Kunstwerken ist ja, dass dies niemals die Absicht war. Zeitlosigkeit muss durch Zufall geschehen.
F: Wenn du 1000 Jahre in die Zukunft reisen könntest, wo wĂŒrdest du dann deine Kunst finden?
DA: Wer auch immer meine Arbeit in der Zukunft findet, wird sehr verwirrt sein (lacht). Sie fĂŒhlt sich ja jetzt schon an, als wĂŒrde sie in die Vergangenheit gehören.

Daniel Arsham hat viel Arbeit
LOOSE WILD RECKLESS FREE STRANDED
Photography & Styling: Heiko Laschitzki
Models: Roberta Merz @ Euphoria Fashion Agency, Konstantina Aggel @ TeamModel Management

Body und Schmuck von ZALANDO. Top von MNG. Shirt von HOPE. Hose von BARBOUR. Schuhe von PUMA.
Bluse von UNBREAK.IT. Hosenanzug und Ărmel von KARL LAGERFELD. Ohrringe von PILGRIM.


Kleid und Jeansweste von GANNI. Blazer von BOSS. Strumpfhose von FALKE.


Body von PIECES. Top von BA&SH. Rock von JOSEPH. Kette von GLAMBOU.

Hemd von MAVI. Blazer von FABIENNE CHAPOT. Hose von DICKIES. Ohrringe STYLISTâS OWN.

Kleid von KARL LAGERFELD. Kragen von GOLDNER (ĂŒber Zalando). Strumpfhose von ASOS. Schuhe von BILLI BI.
Top von CALZEDONIA.
Anzug von BOSS. Tuch von UNBREAK.IT.
Ohrringe von PIECES.


Bluse von UNBREAK.IT. Hose von BAUM UND PFERDGARTEN. Sonnenbrille von MYKITA.
Blaues Kleid von SAMSĂE SAMSĂE. Schwarzes Kleid von MARCIANO BY GUESS. Schuhe von UNISA.

Bluse von GESTUZ. Jacke von ARMEDANGELS. Strumpfhose von KUNERT. Schuhe von GCDS. Ohrringe von ASOS.



Top
IVY OAK. Weste von BA&SH. Hose von DAY BIRGER ET MIKKELSEN. Ohrringe von PILGRIM. Schuhe von UNISA.

See, Berge, oder kleines Dorf? Im La Darbia Hotel gibt es alle drei.


Was aussieht wie eine MĂ€rchenburg, aus der gleich Rapunzel auftauchen wird, ist in Wahrheit ein Hotel.
ENCHANTED QUIET LUXURY

Einfach alles stehen und liegen lassen und in ein verwunschenes Dorf in Italien auswandern â das wĂ€râs. Im bestens versteckten La Darbia Hotel beim Lago dâOrta im Nordpiemont lĂ€sst sich diese Fantasie ausleben. In 20 Wohnungen, jede mit ihrem eigenen Charakter und Grundriss, lĂ€sst sich der italienische Lifestyle bei See- und Bergblick genieĂen. Das GrĂŒnder- und BrĂŒderpaar Gian Carlo und Matteo Primatesta war ursprĂŒnglich in der Architektur tĂ€tig, bevor sie das La Darbia in ein verborgenes Paradies und einen echten Geheimtipp verwandelten.
Interview: Josefine ZĂŒrcher Fotos: Tobias Kaser, Mats Ramus
Der malerische Lago dâOrta liegt nur einen Spaziergang vom Hotel entfernt.

HeimatgefĂŒhl: In kleinen Wohnungen lĂ€sst es sich prima vom Auswandern trĂ€umen.


âWIR HABEN DEN SPRUNG INS KALTE WASSER BISHER KEINE SEKUNDE LANG BEREUT.â
Dinner with a view: Hier lÀsst es sich bis zum Eindunkeln prima verweilen.

âDIE TATSACHE, DASS WIR KEINE PROFESSIONELLEN HOTELIERS WAREN, HALF UNS, DIE DINGE AUS EINEM ANDEREN BLICKWINKEL ZU SEHEN.â
Optimal vor der Sonne geschĂŒtzt, könnten wir den ganzen Tag auf dieser Liege verbringen.

Das halten Gian Carlo und Matteo Primatesta vonâŠ
KREUZFAHRTSCHIFFEN:
Definitiv nicht unsere Art von Traumurlaub.
BUFFET-ESSEN:
Entspannt an einem Tisch zu sitzen und eine Mahlzeit zu genieĂen, ist ein wunderbares Ritual. Wenn man stĂ€ndig aufstehen und anstehen muss, um sein nĂ€chstes Gericht zu bekommen, wird alles viel zu hektisch.
ALL-INCLUSIVE:
Auch nicht fĂŒr uns. Es schmĂ€lert das Bewusstsein fĂŒr die Wertigkeit einer Dienstleistung oder eines Gastfreundschaftskonzepts.
TRINKGELD:
Sehr wichtig. Es ist eine wertschĂ€tzende Geste, jemandem Anerkennung fĂŒr seine BemĂŒhungen um ein hervorragendes Erlebnis zu zollen. Dankbarkeit schafft gesunde, achtsame MitarbeiterInnen.
HUNDEN IM RESTAURANT UND IM HOTEL: Da haben wir unterschiedliche Sichtweisen. (lachen)
KINDERN IM RESTAURANT UND IM HOTEL: NatĂŒrlich
ANIMATEUREN:
Nicht im La Darbia. Unsere GĂ€ste wissen auch so, wie sie ihre Zeit genieĂen können.

DRESSCODES: So lange Jeans und Turnschuhe trotzdem immer noch erlaubt sind, können wir mit einem Dresscode leben. (lachen)
TRIPADVISOR: Schöner und konstruktiver ist es, wenn die GÀste ihr Feedback im GesprÀch mit uns vor Ort abgeben. Da kommen oft tolle Anregungen.
ONLINE TRAVEL AGENCIES:
Wir arbeiten vor allem mit ausgewÀhlten Portalen, die sich in kleinen, feinen Nischen bewegen
NACHHALTIGKEIT:
Wir glauben fest daran, dass es wichtig ist, die lokalen Ressourcen zu erhalten âHandwerkskunst, Materialien und traditionelles Know-how.
SHARING ECONOMIES:
Ein kluger Ansatz fĂŒr das tĂ€gliche Leben, der die individuellen BedĂŒrfnisse berĂŒcksichtigt, aber auch das Potenzial einer Gruppe nutzt. Eine groĂe Chance aus ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Sicht.
FACHKRĂFTEMANGEL:
FÀhigkeiten können gelehrt und erworben werden. Wenn Sie also ein verborgenes Talent und Potenzial in Ihren MitarbeiterInnen sehen, sollten Sie Wege finden, ihren Enthusiasmus zu steigern und diese FÀhigkeiten zu vertiefen.
FACES: Wie sind Sie zur Hotellerie gekommen?
Matteo Primatesta: Durch Zufall. Oberhalb unseres Hotels La Darbia befindet sich ein Anwesen mit einer Wohnanlage, die wir vor vielen Jahren als Architekten und Bauherren realisiert haben. Von dort hat man einen fantastischen Blick auf den Lago dâOrta. Im Jahr 2008 â im Zuge der internationalen Finanzkrise, die auch den Immobilienmarkt und damit indirekt uns als Architekten betraf â entschlossen wir uns, beruflich neue Wege zu gehen. Als uns das völlig verwilderte und vernachlĂ€ssigte GrundstĂŒck unterhalb des Wohnkomplexes zum Kauf angeboten wurde, waren wir zunĂ€chst skeptisch.
Gian Carlo Primatesta: Aber da war dieser unvergleichliche Blick auf den See... Wir hatten die Vision einer einmaligen, unkonventionellen Unterkunft am Lago dâOrta. Also beschlossen wir â mehr intuitiv als rational â das Anwesen zu kaufen. Das war die Geburtsstunde von La Darbia, und wir haben den Sprung ins kalte

istâs genauso schön wie drauĂen.
Drinnen
Wer doch nicht bis zum See runter will, kann seine LĂ€ngen im

Wasser bisher keine Sekunde lang bereut.
F: Wie beschreiben Sie Ihr Hotel in einem Satz?
GP: Ein verzauberter Ort zwischen See und Himmel, den man, hat man ihn einmal erlebt, nicht mehr aus dem Kopf kriegt.
F: FĂŒhren Sie uns durch die Entwicklung Ihres Hotels von der Idee bis zum fertigen Resort.
MP: Es war ein Abenteuer und ein inspirierender Learning-by-Doing-Prozess. Die Tatsache, dass wir keine professionellen Hoteliers waren, half uns, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und zwang uns, unseren eigenen Weg zu gehen. Das Ergebnis ist ein Ort, der definitiv einzigartig ist.
F: Nennen Sie uns drei GrĂŒnde, weshalb wir unbedingt bei Ihnen ĂŒbernachten sollten.
GP: Der atemberaubende Blick auf den See, ein geschmackvolles Erlebnis â sowohl kulinarisch als auch Ă€sthetisch â und die entspannte Dolce-Vita-AtmosphĂ€re.
F: Woran mĂŒssen Hoteliers denken, worĂŒber sich andere keine Gedanken machen?
MP: An alle unvorhersehbaren Elemente, die in irgendeiner Weise die Zufriedenheit der GÀste beeinflussen können. Auch an jene, die sich unserem Einfluss entziehen.
F: WorĂŒber machen Sie sich zu viele Sorgen?
GP: All die winzig kleinen Details, die aber einen groĂen Unterschied machen.
F: Wie sind Sie als Chefs?
MP: Da fragen Sie lieber unsere MitarbeiterInnen! (lacht)
F: Was macht eine gute GastgeberIn aus?
MP: Ein hohes MaĂ an EinfĂŒhlungsvermögen und Aufgeschlossenheit.
GP: AuĂerdem braucht es ein gesundes Gleichgewicht zwischen Perfektionismus, FlexibilitĂ€t und dem stĂ€ndigen
BedĂŒrfnis nach Weiterentwicklung.
F: Welche GÀste mögen Sie am liebsten?
GP: Diejenigen, die neugierig sind. Die unseren Ort in all seinen Stimmungen und Nuancen erleben und wahrnehmen wollen.
F: Was können Sie bei GÀsten nicht leiden?
MP: Wir haben zum GlĂŒck wirklich wunderbare GĂ€ste, und es ist fĂŒr uns erfĂŒllend, sie glĂŒcklich zu sehen.
F: Was ist Ihr Anspruch an Ihr Hotel?
GP: Was ich von La Darbia erwarte, ist das, was ich auch von mir selbst erwarte: Die Möglichkeit, sich stetig weiterzuentwickeln.
F: Wie haben sich die AnsprĂŒche Ihrer GĂ€ste in den vergangenen Jahren verĂ€ndert?
MP: Es hat eine Verlagerung stattgefunden: Vom reinen BedĂŒrfnis nach einer Unterkunft hin zum BedĂŒrfnis nach Urlaubserlebnissen, die alle Sinne ansprechen und eine neue Definition von Luxus bieten.
F: Welche Geschichte aus Ihrem Alltag als Gastgeber mĂŒssen Sie uns unbedingt erzĂ€hlen?
MP: Da gibt es durchaus einige filmreife Episoden, aber wir verraten nichts!
F: Worauf achten Sie, wenn Sie selbst auswĂ€rts ĂŒbernachten?
GP: Auf eine ungezwungene AtmosphĂ€re, bei der aber die Hingabe zu exzellentem Service und beeindruckender Ăsthetik zu spĂŒren ist.
F: Was unterscheidet ein gutes von einem grandiosen Hotel?
MP: Ein grandioses Hotel ist ein Ort, der ĂŒber den Tellerrand hinausblickt, um Emotionen zu wecken.
F: Wo steht Ihr eigenes Bett?
MP: In einem kleinen Dorf.
GP: In einem Haus mit Seeblick.
LA DARBIA
Wo in der Natur entspannt es sich am besten? Am See, im Wald, oder doch mit Bergblick? Das Apartmenthotel La Darbia hat den Location-Jackpot geknackt und bietet unentschlossenen NaturliebhaberInnen alles, was das Herz begehrt. Oberhalb des beschaulichen StĂ€dtchens Orta San Giulio lernt man, was Entschleunigung wirklich bedeutet. In den 20 Wohnungen gibt es genĂŒgend PrivatsphĂ€re und doch wird man von den GastgeberInnen stets umsorgt. Etwa mit dem morgendlichen FrĂŒhstĂŒckskorb, der direkt vor die TĂŒr geliefert wird. Ein Salzwasserpool und das hauseigene Restaurant inklusive Winetastings sorgen fĂŒr Abwechslung, wenn man doch mal genug Me-Time hatte. Das ist la dolce vita! ladarbia.com
hoteleigenen Pool ziehen.
WILDERNESS GREEN ALIGNMENT


Was sich von auĂen so unscheinbar in die grĂŒne Umgebung integriert, ist in Wahrheit ein mehrstöckiges architektonisches Wunderwerk.

Klare Linien und kĂŒhler Beton stehen im Kontrast zum saftigen Dschungel.

Wir haben es gefunden, das ideale Wochenendhaus. Es liegt im Valle de Bravo in Mexiko und kann auf den ersten Blick kaum vom umliegenden Wald unterschieden werden.
Bei diesem Projekt hatte der Respekt fĂŒr die Natur oberste PrioritĂ€t. BĂ€ume stehen wie schĂŒtzende WĂ€chter vor dem offenen, modernen Bau und dienen somit als Erinnerung, sich stets der Natur anzupassen statt umgekehrt.
Text: Josefine ZĂŒrcher Fotos: Rory Gardiner

âDIE NATUR DIENT ALS INSPIRATIONSQUELLE UND MAHNT UNS, NIE ALLZU FEST EINGREIFEN ZU WOLLEN.â
Gerade Linien harmonieren mit lebhaften BĂ€umen.



Bei diesem Interieur kann man nur zur Ruhe kommen.


Dank hohen Fenstern ist man auch drinnen mitten in der Natur.

âEIN ORT ZUM ENTSPANNEN UND RUNTERFAHREN.â
Hier wird Minimalismus zelebriert.

Ein Pool, zwei StĂŒhle, unendlich viel Seelenfrieden.

COPAS
Es ist ein Teufelskreis: Wir wollen uns in die Natur zurĂŒckziehen, weil sie uns guttut, und bringen dabei mit LĂ€rm, Bauarbeiten und Abfall alles mit, wovor wir eigentlich fliehen wollen. Gut, gibt es ArchitektInnen, die wissen, wie man ein Bauwerk mit seiner Umgebung verschmelzen lĂ€sst. FĂŒr das Copas im Valle de Bravo in Mexiko wurde kein einziger Baum gefĂ€llt. BĂ€ume spielen hier sowieso die Hauptrolle: Im unteren Stock sorgen sie bei den Schlafzimmern fĂŒr Schutz und PrivatsphĂ€re, wĂ€hrend der obere sich direkt in Richtung Baumkronen öffnet. Beim Ausheben der Fundamente wurde ein groĂer Felsen ausgegraben. Dieser sitzt nun als Statement Piece in der Eingangsterrasse.
Copas Valle de Bravo, Mexiko 964 Quadratmeter
Konzept: PĂ©rez Palacios Arquitectos Asociados Projekt: Pablo PĂ©rez Palacios, Emilio Calvo, Miguel Vargas, AndrĂ©s DomĂnguez, Nancy EstĂ©vez, Sergio Delgado, AdĂĄn GarcĂa, ppaa.mx
WTF 27
Hast du in deinem Zuhause Platz fĂŒr 27 GĂ€ste? Ach, ihr wohnt zu zweit? Dann bereitet euch auf 54 BesucherInnen vor. Notfalls lĂ€sst sich ein Schlafsack selbst auf dem Balkon ausrollen. Und wer sich schon einmal zur Hauptverkehrszeit aus einer U-Bahn in Tokio gequetscht hat, kann auch durch solche Menschenmassen eine Schnittchenplatte von der KĂŒche zum Couchtisch balancieren.
Gastfreundschaft auf engstem Raum: WĂ€hrend der Sommerzeit halten sich in Dubrovnik 27 TouristInnen pro EinwohnerIn auf. Damit ist die kroatische KĂŒstenstadt gemÀà einer Studie vom Ferienportal Holidu die ĂŒberlaufendste Urlaubsdestination Europas, noch vor Rhodos mit 26 und Venedig mit 21 TouristInnen pro EinwohnerIn. Barcelona tritt inzwischen dem Ăbertourismus mit Wasserpistolen bewaffneten Protesten entgegen. Trotzdem âoder gerade deshalb? â findet sich das katalanische Traumziel nicht in den Top 10.


