was beInhaltet eIn name?
Der Gott, der offenbart
Offenbarung 1,1-11
Vor allem ist die Bibel ein Buch über Gott. Sie ist sein schriftlicher Weg, sich der Menschheit zu offenbaren. Von 1. Mose bis zur Offenbarung hat unser erstaunlicher Schöpfer schrittweise und systematisch enthüllt, wer er ist, wie er zu seiner Schöpfung steht, was er getan hat, um die gefallene Menschheit wieder zu sich zurückzuführen, und was er in Zukunft tun wird. Da er jedoch ein gnädiger und kreativer Gott ist, hat er sich nicht nur auf eine oder zwei Arten von Kommunikation beschränkt. Vielmehr hat er sich mehrerer Methoden bedient, um sich uns zu erklären.
Im Anfang war ... die Offenbarung
Mit den allerersten in der Heiligen Schrift aufgezeichneten Worten begann Gott, uns über sich selbst zu belehren: «Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde» (1Mo 1,1).
Diese neun Worte, geschrieben für die Menschen, die sowohl die Weite des Nachthimmels als auch die Wunder und die Erhabenheit der Erde beobachten können, setzen eine Fülle von Erkenntnissen über Gott und sein Wesen frei. Aus der blossen Beobachtung der Schöpfung können wir Folgendes verstehen und ableiten:
• Gott ist ewig und damit logischerweise älter als seine Schöpfung. Er war es, der alles aus dem Nichts ins Leben gerufen hat (Joh 1,13; Kol 1,16; Hebr 1,2; 11,3).
• Er ist übernatürlich mächtig und unumschränkt (Röm 1,20).
• Er ist göttlich und nicht menschlich (Röm 1,20).
• Er ist kreativ, ein meisterhafter Künstler und Architekt (Ps 8,1-4; 19).
• Er ist ein ehrfurchtgebietender Gott (Hi 36,32; 37,23; 38,1–39,14).
• Er ist ein Gott der Ordnung, der Details und der Präzision (s. z. B. Jer 33,25, wo mit «festgelegten Mustern» die Gesetze der Natur, der Physik und der Physiologie gemeint sind).
Im Jahr 1820 erkannte der englische Philosoph Herbert Spencer (ein Evolutionist) fünf wissenschaftliche Prinzipien. Er behauptete, durch sie könnten wir das Universum verstehen:
Zeit
Energie
Kraft
Raum
Materie
Erstaunlicherweise (und ohne dass Spencer es wusste) werden diese Prinzipien bereits im ersten Vers der Bibel offenbart! Dreitausend Jahre vor Spencer hat Mose (der Vertreter der Sechs-Tage-Schöpfung) dieselben komplexen wissenschaftlichen Prinzipien katalogisiert:
Im Anfang (Zeit) schuf (Energie)
Gott (Kraft) die Himmel (Raum) und die Erde (Materie) (1Mo 1,1)
#überwältigend
Gleich auf der ersten Seite der Bibel erklärt Gott ausführlich und transparent, was die moderne Wissenschaft immer noch nicht zu formulieren vermag. Wie sich herausstellt, steht Gott nicht nur über der Wissenschaft, sondern er hat auch ihre Gesetze erfunden. Ein Wesen, das über ein solches Mass an Intelligenz verfügt, lässt auch den Schluss zu, dass es ein persönliches Wesen und keine Kraft ist. Daher kann die Schöpfung – das Universum, die Erde und die Menschheit – nicht auf eine zufäl-
lige chemische Explosion zurückgeführt werden, die angeblich vor 14 Milliarden Jahren stattgefunden hat.
Mit anderen Worten: Er ist ein grosser Gott, nicht ein grosser KNALL!
Und das alles aus den ersten neun Worten der Heiligen Schrift.
Das ist Offenbarung.
Die Beweise sprechen für sich
Wir können das Zeugnis, das Gott von sich selbst gibt, besser verstehen, wenn wir es in drei Kategorien einteilen: Die erste ist das, was die Theologen als allgemeine Offenbarung bezeichnen. Dies bezieht sich in erster Linie darauf, wie der Schöpfer sich selbst durch das, was er geschaffen hat – das Universum, die Erde, die Menschheit –, verkündet. Die Schöpfung proklamiert sowohl das Wesen Gottes als auch das, was er geschaffen hat (Ps 19,1-6; Röm 1,18-20). Sie ist sein äusseres Zeugnis für uns. Indem er den Himmel und die Erde ohne vorher existierende Materie erschaffen hat, hat er sein göttliches Wesen und seine Herrlichkeit durch sie zur Schau gestellt. Wenn wir in den Nachthimmel schauen, verspüren wir ganz den natürlich den Drang, Gott die Ehre zu erweisen, die er verdient.
Neben diesem äusseren Beweis hat er uns auch ein inneres Zeugnis gegeben, und zwar auf zweifache Art: Erstens hat er uns als Mann und Frau und nach seinem Ebenbild geschaffen (1Mo 1,26-27; 2,7.18-25). Als Gottes Ebenbild geschaffen zu sein, bedeutet nicht nur, dass wir wie er über Verstand, Gefühl und Willen verfügen, sondern auch, dass wir von Natur aus moralische Wesen sind mit der Fähigkeit zu Beziehungen. Er hat uns
so geschaffen, damit wir für ihn arbeiten, ihm gehorchen und uns an ihm erfreuen können.
Und zweitens hat er auch etwas von sich selbst mitgeteilt, indem er uns mit einem Gewissen ausgestattet hat (Röm 2,14-15). Aus diesem Grund hat jede bekannte säkulare Kultur im Lauf der Geschichte einen grundlegenden Moralkodex anerkannt –Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Verbot von Diebstahl, Mord usw. Der Grund dafür ist, dass das menschliche Herz (Verstand und Gewissen) ein instinktives Gefühl für Richtig und Falsch hat. Einfach ausgedrückt: Wir fühlen uns gut, wenn wir das Richtige tun, und wir fühlen uns schuldig, wenn wir das Falsche tun. Wie ein Computer und sein grundlegendes Betriebssystem wurden wir mit einem vorinstallierten Gewissen ausgestattet, das so programmiert ist, dass es uns moralisch leitet und das Wissen unseres Schöpfers und seiner Weisheit widerspiegelt. Natürlich können wir, wie bei einem Computersystem, auch schädliche Viren herunterladen, die das Gewissen auf unserer menschlichen Festplatte beschädigen. Leider geschah dies schon früh, als Adam Gott ungehorsam war und die Sünde die Menschheit infizierte (1Mo 3,1-8). Aber wir können unser Gewissen auch weiter verderben und schädigen, indem wir unser Herz immer wieder gegen Gottes Wahrheit und seine Offenbarung an uns verstocken (Röm 1,21). Das erklärt, warum manche Menschen ihr Gespür für die Sünde und für die Unterscheidung zwischen Richtig und Falsch verloren haben. Ihr Gewissen ist geschädigt, bei manchen sogar irreparabel (Röm 1,28-32; Eph 4,17-19; 1Tim 4,2).
Der Schöpfer hat uns für etwas anderes als diese Erde und dieses Leben geschaffen. Wir sind für die Ewigkeit bestimmt (Pred 3,11). Wir sind für ihn geschaffen (Kol 1,16). Dennoch kann
uns die allgemeine Offenbarung allein nicht den ganzen Weg zur Erlösung weisen. Dazu brauchen wir Gott, der uns auf die nächste Ebene führt.
Kommen wir zur zweiten Kategorie – die besondere Offenbarung. Hier teilt uns Gott gnädigerweise genauere Einzelheiten darüber mit, wer er ist und was er uns über Wahrheit und Leben wissen lassen möchte. Er hat dies bisher auf folgende Weise getan:
• Direkte, hörbare Kommunikation (1Mo 2,16 -17; 3,9.11; 5Mo 5,4; Mt 3,17)
• Zeichen und Wunder (1Mo 11,1.5- 9; 2Mo 14,21-31; 5Mo 34,10 -12; 1Kö 17–19; Ps 78,53; 111,2-4)
• Träume und Visionen (1Mo 20,6; 31,24; Hi 33,14-15; Jes 6,1-4; Dan 9,20 -21; Mt 1,20; 2,12-13; Offb 1,10 -16)
• Engel (Dan 9,21; 10,13; Lk 1,11-19; Apg 7,53; Hebr 2,2; Offb 1,1)
• Propheten (Hebr 1,1-3)
• Erscheinungen seiner selbst in menschlicher Gestalt im Alten Testament, die als Theophanie oder Christophanie bezeichnet werden (1Mo 18,1-33; 32,25-28; 2Mo 3,1-22; 33,18-23; Dan 3,25)
• Göttliche Vorsehung (Apg 1,15-17; 17,24-28)
Der letzte Akt der besonderen Offenbarung Gottes bestand jedoch darin, dass das zweite Mitglied der Gottheit Mensch wurde. Dies wird manchmal als die «Inkarnation Christi» bezeichnet (Joh 1,14.18; 12,45; Kol 1,15; 2,9; 2Tim 1,10; Tit 2,11; 3,4).
Der Schreiber des Hebräerbriefs formuliert es so:
«Nachdem Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn. Ihn hat er eingesetzt zum Erben von allem, durch ihn hat er auch die Welten geschaffen; dieser ist die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Ausdruck seines Wesens und trägt alle Dinge durch das Wort seiner Kraft; er hat sich, nachdem er die Reinigung von unseren Sünden durch sich selbst vollbracht hat, zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt. Und er ist umso viel erhabener geworden als die Engel, als der Name, den er geerbt hat, ihn auszeichnet vor ihnen» (Hebr 1,1-4).
Der Apostel Johannes schreibt:
«Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. … Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoss des Vaters ist, der hat Aufschluss (über ihn) gegeben» (Joh 1,14.18).
Dankenswerter Weise hat der Herr seine Offenbarung in allen 66 Büchern der Bibel dauerhaft dokumentiert (2Tim 3,16-17). Die inspirierte Offenbarung der Heiligen Schrift ist der allgemeinen Offenbarung überlegen, wegen ihres besonderen und ewigen Charakters (Ps 19,9; Jes 40,8; Mt 5,17-18; 24,35).
Gott übersetzte die transzendente Wahrheit, indem er sie in eine visuelle, verbale, erfahrungsbezogene, erkennbare und übertragbare Sprache fasste, die praktisch jeder verstehen
kann. Auf den Seiten der Heiligen Schrift finden sich Tatsachen über ihn, die von Kindern leicht erfasst werden können, gepaart mit Konzepten, die selbst die gebildetsten Bibelforscher nur schwer begreifen können.
Eine dritte Art, wie Gott sich offenbart hat, ist die fortschreitende Offenbarung. Mit anderen Worten: Gott hat den Weg gewählt, sein ganzes Wesen, seine Gebote und seine Wahrheit nicht nur einer einzigen Person oder allen auf einmal zu offenbaren. Das hätte zu einer massiven Informationsüberlastung geführt, und kein Mensch hätte eine solche Erfahrung verarbeiten können. Stattdessen gab er uns seine Offenbarung in Raten, in mundgerechten Häppchen, wenn man so will. Nach und nach offenbarte er sich selbst und seine Wahrheit – durch Adam, Henoch, Noah, Mose, die Propheten, Jesus und die Apostel. Jede neue Offenbarung baute auf der vorhergehenden auf. Es entstand ein Porträt, das sowohl mit breiten Pinselstrichen der Wahrheit als auch mit komplizierten Details gemalt wurde, die die Schönheit und das Wunder unseres Gottes und seines grossartigen Erlösungsplans enthüllten.
Und er tat dies alles, weil er wollte, dass wir ihn kennenlernen. Wenn wir also zum letzten Buch der Bibel kommen, würden wir einen dramatischen und imposanten Abschluss seiner Geschichte mit dieser Welt erwarten. Denken Sie einmal darüber nach: Gott hätte seine schriftliche Offenbarung an uns beenden können, wie er es wollte. Als Autor tue ich dasselbe. Ich überlege sorgfältig, wie ich meine Bücher beende. Was möchte ich, dass der Leser weiss, denkt, fühlt oder tut, wenn er die letzte Seite umblättert? Was möchte ich ihm mitgeben? Woran soll er sich erinnern? Wie möchte ich, dass er reagiert? Soll er motiviert sein? Inspiriert? Bewegt?
Und Gott, der meisterhafte Geschichtenerzähler und perfekte Kommunikator, tat dasselbe mit seinem Buch. Er hätte die Bibel mit einer Botschaft darüber beenden können, wie wir einander lieben und wie wir gute Samariter für unsere Nachbarn sein könnten. Er hätte auch einige der wichtigen Wahrheiten, die er zuvor vermittelt hatte, wiederholen und zusammenfassen können.
Aber er tat es nicht.
Stattdessen beendete er sein bedeutendstes Werk («magnus opus») mit einem Buch, das zu 95 Prozent aus Prophetie besteht. Deshalb ist die Offenbarung fast ausschliesslich ein Buch über die Zukunft. Aber warum? Warum erzählte er seinen Zuhörern aus dem ersten Jahrhundert von Prophezeiungen, die nicht zu ihren Lebzeiten eintreten, sondern sich erst frühestens in +/2000 Jahren erfüllen würden?
Ich nehme an, die ursprünglichen Hörer und Leser von Genesis, Jesaja, Jeremia und Micha könnten sich dieselbe Frage stellen, denn auch ihnen wurden Prophezeiungen gegeben, die sich schliesslich erst viele hundert Jahre nach ihrer Verkündigung erfüllten. Aber das unterstreicht das Wesen der Prophetie – dass sie in erster Linie eine Vorhersage zukünftiger Ereignisse ist und nicht notwendigerweise Dinge betrifft, die «in der Gegenwart» geschehen. Einige Prophezeiungen haben sowohl im Zeitpunkt ihrer Offenbarung als auch in der Zukunft eine Bedeutung (s. 1Mo 3,16; 4Mo 21,9; Dan 11,31; Joe 3,1-5; Mt 24,15-16; Joh 3,14-15; 12,31; Apg 2,17-21; Röm 16,20; 2Thess 2,4; Hebr 2,14; Offb 6,12).
Warum also liess Gott sein geschriebenes Wort mit einem Buch über zukünftige Ereignisse enden? Weil er noch unerledigte Dinge zu erledigen hat. Und weil …
• Er hat eine Braut zu retten (Joh 14,1-3; 1Thess 4,13-18).
• Er hat ein Volk zu erlösen (2Petr 3,9; Offb 7,9-17).
• Er hat einen Planeten zu bestrafen (Offb 6-18).
• Er hat ein Volk wiederherzustellen – Israel (Röm 11,25-26).
Sie sehen, die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Es wird noch eine Episode geben, die den Höhepunkt bildet. Einen Schlussakt.
Ein grosses Finale.
Angst, Fake News und Glaube
Gott hat die Offenbarung geschrieben, weil er möchte, dass wir von dieser Endzeit wissen und darauf reagieren (Offb 1,3). Er möchte, dass wir uns der kommenden Weltereignisse bewusst sind und die Zeichen erkennen, die zum Ende führen. Er möchte, dass wir einen Vorgeschmack auf unsere zukünftige Heimat im Himmel bekommen. Er weiss auch, dass in diesen letzten Tagen viel Verwirrung, Unwissenheit und Unsicherheit herrschen würden. Im Volk Gottes überwiegt derzeit die Angst.
In der Gemeinde verdrängt die Verwirrung die Klarheit. Die Unwissenheit breitet sich schneller aus als das Wissen. Und die Ungewissheit überschattet die Zuversicht.
Und dies, obwohl wir in der Heiligen Schrift nicht ein einziges Mal aufgefordert werden, die Zukunft zu fürchten. Ganz im Gegenteil, wiederholt hat Gott sein Volk angewiesen, mit Glauben und Mut in die Zukunft zu gehen (Jos 1,6-9; Mt 6,2534; 24,3-4; 1Thess 4,13; 2Thess 2,1-3; 2Tim 1,7). Gott wollte, dass sein Wort vor Irrtümern bewahrt, es sollte uns Erkenntnis und Klarheit vermitteln. Als Paulus an die Thessalonicher schrieb, war die Gemeinde aufgrund falscher Lehrer beunruhigt. Diese
lehrten, dass gemäss einem vermeintlichen Brief von Paulus der Tag des Christus bereits gekommen sei. Mit anderen Worten: Sie behaupteten, die Entrückung sei bereits geschehen und die siebenjährige Trübsalszeit habe begonnen. Dies löste unter den Geschwistern grosse Verunsicherung aus, dass (1) Gottes Gerichte nun auf die Erde (und sie) fallen würden und (2) dass sie ihre glückselige Hoffnung (die Entrückung) verpasst hätten. Diese Irrlehrer untermauerten ihr Argument, indem sie erklärten, sie hätten ebenfalls eine Vision erhalten, die ihre apokalyptischen Behauptungen bestätigte. Paulus schrieb:
«Wir bitten euch aber, ihr Brüder, wegen der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm: Lasst euch nicht so schnell in eurem Verständnis erschüttern oder gar in Schrecken jagen weder durch einen Geist noch durch ein Wort noch durch einen angeblich von uns stammenden Brief, als wäre der Tag des Christus schon da» (2Thess 2,1-2).
Paulus war sehr besorgt, dass diese damaligen Fake News die Thessalonicher in ihrer Gelassenheit erschüttern und ihren Glauben durcheinanderbringen könnten, was auch geschah. Was hat der Apostel also getan? Wie hat er auf diesen beunruhigenden Bericht reagiert? Unter der göttlichen Führung des Heiligen Geistes schrieb er ihnen einen Brief – als von einem wahren Apostel und nicht von einem vorgetäuschten. Darin vermittelte er ihnen eine klare und unanfechtbare Wahrheit: «Lasst euch von niemand in irgendeiner Weise verführen! Denn es muss unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde geoffenbart werden, der Sohn des Verderbens» (2Thess 2,3).
Paulus hat in weiser Voraussicht die Dinge klargestellt. Er sagte nicht: «Nun, ihr wisst, dass wir alle unsere eigenen Ansichten über die Endzeit und den Zeitpunkt der endzeitlichen Ereignisse haben. Aber solange wir uns in den wesentlichen Dingen einig sind, ist alles okay. Das ist, was wirklich zählt. Ihr sollt euch gut vertragen und einander lieben.»
Nein. Einheit war nicht sein Hauptziel, sondern die Wahrheit. Die Einheit, die er sich für sie (und für uns) wünschte, sollte sich auf Gottes Wort gründen, nicht auf ketzerischem Hörensagen oder Gerüchten. Dann fragte er: «Denkt ihr nicht mehr daran, dass ich euch dies sagte, als ich noch bei euch war?» (2Thess 2,5). Die gewählte Zeitform deutet darauf hin, dass er ihnen mehr als nur ein paar Mal von diesen Prophezeiungen über die Endzeit erzählt hatte. Daraus können wir schliessen, dass eine klare Lehre bezüglich Eschatologie (die Lehre von der Endzeit) für ihn ein wichtiger Fokus war. Die Gläubigen sollten über dieses wichtige Thema informiert sein – ein Thema, das heute oft ignoriert, missverstanden, falsch dargestellt und den Christen falsch vermittelt wird.
Die Heilige Schrift verwendet immer Wissen und Erkenntnis, um die Ignoranz über die Endzeit zu bekämpfen – beides findet sich in der biblischen Prophetie in Hülle und Fülle. Wenn jemand betont, wie wichtig es ist, die Bibel zu studieren und zu lernen, wird ihm oft sofort entgegengehalten: «Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu viel lernen, denn, wie Paulus warnte, «Wir alle haben Erkenntnis. Die Erkenntnis bläht auf, die Liebe aber erbaut» (1Kor 8,1). Diese wohlmeinenden Gläubigen untergraben mit solchen Aussagen unwissentlich ihren eigenen Glauben und ihr geistliches Wachstum. Sie schwingen das Pendel in Richtung einer anti-intellektuellen Version des
Christentums, in der unsere einzige Tugend «Liebe» ist. Was sie leider übersehen, ist die Tatsache, dass Gottes Wahrheit uns tatsächlich durch «die Erneuerung eures Sinnes» (Röm 12,2) verwandelt. Wir zeigen unsere Liebe für den Mitmenschen nicht, indem wir die Wahrheit ignorieren oder verharmlosen. Wir lieben sie, indem wir ihnen die Wahrheit sagen. Ganz offensichtlich lehrte Paulus nicht, dass wir nicht nach der Erkenntnis der Heiligen Schrift streben sollten. Denn es gibt an anderen Stellen viele Gebote und Beispiele für ein solches gottgefälliges Streben (5Mo 11,18-23; Jos 1,8; Ps 119,11-12.15.23-24.26.33.40.52.71.93.97100.113.124.135.152.160.171; Spr 3,1-2; 4,6-7; Joh 5,39; Röm 15,4; 2Tim 3,15-17; 1Petr 2,2; 2Petr 3,18; Offb 1,3).
Vielmehr will Paulus in 1. Korinther 8,1 sagen, dass Erkenntnis allein, ohne Liebe, nur das eigene Ego aufbläht. Nirgendwo wird mangelnde Bibelkenntnis als eine erstrebenswerte Tugend gepriesen. Gott gibt uns seine Wahrheit, damit wir sie kennen, glauben, von ihr überzeugt sind, von ihr geprägt werden, über sie meditieren, nach ihr leben, die Welt durch sie sehen und sie anderen mitteilen.
Ein altes Sprichwort sagt: «Unter den Blinden ist der Einäugige König.» Ähnlich verhält es sich in einer Zeit, in der Unwissenheit, Täuschung und Lügen die geistliche Landschaft beherrschen: Gottes Wahrheit scheint wie ein Leuchtfeuer in einer dunklen Nacht. Paulus erinnert uns daran, dass mangelnde Wahrheit sowie weltliches Denken eine echte Gefahr für unser geistliches Leben sind (1Tim 6,3-5). Und der Mensch, der die Wahrheit Gottes ablehnt, ist «aufgeblasen und versteht doch nichts» (V. 4). Aber das gilt nicht für den biblisch denkenden Gläubigen, wie der Psalmist erklärt:
«Ich bin verständiger geworden als alle meine Lehrer, denn über deine Zeugnisse sinne ich nach. Ich bin einsichtiger als die Alten, denn ich achte auf deine Befehle» (Ps 119,99-100).
Das ultimative Gegenmittel gegen Unwissenheit ist also die Wahrheit – Gottes Wahrheit.
Die göttliche Wahrheit vertreibt Unsicherheit und Zweifel und schenkt echtes Vertrauen. Der vorherrschende Zeitgeist versucht, Hoffnung zu unterdrücken, besonders wenn es sich um objektive Wahrheit handelt. Wenn ein Christ heute behauptet, dass Gottes Wort irrtumslos und unfehlbar ist (2Tim 3,16-17) oder dass Jesus der einzige Weg in den Himmel ist (Joh 14,6), wird das als engstirnig und arrogant angesehen.
Engstirnig? Ja. Aber arrogant? Nein.
Das ist eine Ironie, denn wir alle erwarten diese Art von Engstirnigkeit in so vielen anderen Bereichen des Lebens. Zum Beispiel:
• Wir wollen, dass unser Arzt genau ist und nicht leichtfertig oder vage.
• Wir wollen, dass unser Apotheker exakt ist und nicht unsicher.
• Wir wollen, dass unser Pilot zuversichtlich ist und nicht nervös.
• Wir wollen, dass unser Elektriker gewissenhaft ist und nicht unwissend oder fehlerhaft.
Dies ist umso wichtiger, wenn es um Theologie, Wahrheit, Moral und Realität geht. Gerade hier brauchen wir Genauigkeit. Und genau das bietet uns die Heilige Schrift. Das Wissen und
die Klarheit, die wir in Gottes Offenbarung finden, geben uns genau die Zuversicht, die wir brauchen, um unserer Welt zu begegnen und im Glauben voranzugehen.
Ja, Gott will, dass wir es wissen.
Und deshalb ist die Offenbarung ein Buch der Erkenntnis, nicht der Verwirrung. Es ist kein rätselhafter, apokalyptischer Code, der nur von einigen wenigen Experten geknackt werden kann, sondern ein Buch der «Erleuchtung», das von jedem studiert, verstanden und befolgt werden muss, der es liest (Offb 1,3).
Wie im ersten Buch Mose können wir gleich im ersten Vers der Offenbarung lesen, dass sie ein Buch über Gott ist. Sie ist «die Offenbarung Jesu Christi». Sie kommt durch einen Engel, zu Johannes und für seine Knechte (die Gemeinde). Und wovon wird das Buch auch handeln? «… um seinen Knechten zu zeigen, was rasch geschehen soll» (Offb 1,1). Die Offenbarung ist das einzige Buch in der Bibel, das für eine bestimmte Gruppe von Gläubigen eine bestimmte Art von Segen verheisst – nämlich für denjenigen, der «die Worte der Weissagung liest, und die sie hören und bewahren» (V. 3). Und warum ist das so wichtig? In Vers 3 heisst es weiter: «Denn die Zeit ist nahe.»