819764

Page 1


Januar

1. Januar

Ein neues Jahr

Aber, Herr, lehre mich doch, dass es ein Ende mit mir haben muss und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muss.

– Psalm 39,5 –

Wir sind immer noch auf dem Weg. Die Frage ist nur, wohin? Ist das nicht ein ernster Gedanke? Sollten wir nicht unsere Karte und die Wegweiser genau prüfen, um zu sehen, ob die Richtung stimmt? Würde ein weiser Mensch dies ungeklärt lassen? Noch einmal wiederhole ich die ernste Wahrheit: Wir sind auf einer Reise voller Ereignisse, und sie mündet entweder in das ewige Leben oder in den ewigen Tod. Menschen, die vom Feind verblendet sind, beschäftigen sich mit allem Möglichen, nur nicht mit dem, was zum Heil der Seele dient. Hüte dich vor Satans Täuschungen! Wende dich deiner eigenen Seele zu und frage dich: „Bin ich bereit, vor dem Richter der ganzen Welt Rechenschaft abzulegen? Kann ich vor seinem prüfenden Auge bestehen? Wenn er mich ansieht, wird er dann keinen Makel sehen, keine Runzel oder irgendetwas Ähnliches? Kann ich in vollkommener Heiligkeit erscheinen vor dem, der die Sünde nur mit größtem Missfallen betrachten kann?“

Liebe Freundin, ich flehe dich an: Betrüge dich nicht im Hinblick auf deine Seele. Vor uns liegt die Ewigkeit in all ihrem Ernst. Fliehe jetzt zu Jesus, dem Heiland der armen Sünder, und lass nicht ab, bis er deiner Seele Frieden zuspricht. Ringe mit ihm um diesen mächtigen Segen. Ich bin sicher: Wenn du das tust, wirst du ihn bekommen. Gönne deiner Seele keine Ruhe, bis du sagen kannst: „Meine Seele ist gerettet! Christus ist mein Bürge! Er ist mein, und ich bin sein!“

Wie wird Satan doch geschäftig, wenn ein armer Sünder sich sein herrliches Erbe sichert! Mit allen Mitteln will er verlorene Sünder davon abhalten, Jesus zu suchen; und sie werden den Retter nie finden, bis sie genau das tun. Lass von Jesus nicht ab, bis er dir Frieden zuspricht und du in ihm frohlockst. Liebe Freundin, übergib ihm dein ganzes Herz und deine ganze Seele; er nimmt dich so an, wie du bist. Er hat gesagt: „Ich will mich dir offenbaren.“ Geh hin und berufe dich auf diese Verheißung.

2. Januar

Der Wert der Zeit

Die Zeit ist kurz.

– 1.Korinther 7,29 –

Wie wertvoll ist für den Christen die Zeit! Gott hat sie uns nur minutenweise gegeben, um uns zu zeigen, wie kostbar sie ist; deshalb gewährt er sie uns so tröpfchenweise. Wie schnell ist die Zeit vorbei, wie kurz ist selbst das längste Leben! Diese Zeit ist uns gegeben, damit wir uns vorbereiten auf die Ewigkeit. Wie wir unsere Zeit verbringen, so verbringen wir auch die Ewigkeit. Die Frage „Wo verbringe ich die Ewigkeit?“ muss in dieser Zeit entschieden werden. Wenn die Ewigkeit beginnt, ist es zu spät.

Die Zeit ist uns gegeben, um dem Herrn zu dienen. Die Zeit ist uns gegeben, um Buße zu tun und an das Evangelium zu glauben. Die Zeit ist uns gegeben, um in unserem Amt unsere Pflicht zu erfüllen. Die Zeit ist uns gegeben, um anderen Gutes zu tun. Wie viel Zeit wird vergeudet! Müßiges Geschwätz von Haus zu Haus, zu viel Augenmerk auf Kleidung statt auf Sauberkeit und Ordnung, törichte Lektüre – so viel Verschwendung kostbarer Zeit!

Aber einen Gedanken will ich dir ans Herz legen, einen Gedanken, von dem ich hoffe, dass der Heilige Geist ihn in unser aller Herzen schreibt; und ich bete, dass er ihn darin bewahrt – denn Satan und die Welt wollen, dass wir ganz anders denken. Der Gedanke ist dieser: Die Zeit ist uns gegeben, um uns auf die Ewigkeit vorzubereiten. Ich muss vor Gott Rechenschaft ablegen über meinen Gebrauch oder Missbrauch der Zeit.

Beten wir zu Gott, dass er uns die Gnade gebe, unsere Zeit in seinem Dienst zu verbringen, unsere täglichen Pflichten zu tun und uns auf das kommende Leben vorzubereiten. Dann, wenn die Zeit vorüber ist, werden wir durch Christus, unseren Herrn, eingehen in eine herrliche Ewigkeit. Die Gottlosen und Nachlässigen werden sich dann wünschen, sie hätten ihre Zeit ebenfalls auf diese Weise Gott geweiht; aber dieses Wünschen wird vergeblich sein. Was würden die Sünder am Ende geben für einen einzigen kurzen Tag! Oh, sei jetzt weise, solange es Zeit ist. Bedenke deine Wege und bereite dich vor auf ein Leben, das niemals enden wird!

3. Januar

Suchet in der Schrift

Suchet in der Schrift.

– Johannes 5,39 –

Durch das Wort wachsen wir in der Erkenntnis Christi. Das ist nur allzu offensichtlich. Denn wie können wir den besser kennenlernen, den wir zwar nicht gesehen haben, aber dennoch lieben? Nicht dadurch, dass wir lesen und hören, was er gesagt, geschrieben und getan hat? Wie sollen wir Jesus Christus erkennen, wenn wir uns nicht die Mühe machen, sein Wort besser kennenzulernen? Er hat gesagt: „Sucht in der Schrift; denn sie ist’s, die von mir zeugt.“ Suchen wir wirklich? Oder lesen wir die Schriften des Alten Testaments, von denen er sprach, nur oberflächlich? Er sagt, die Schrift zeuge von ihm. Das heißt: Sie sagt uns alles über ihn. Glauben wir das wirklich – handeln wir, als wäre das wahr? „Er begann bei Mose und bei allen Propheten und legte ihnen in allen Schriften aus, was sich auf ihn bezieht.“ Die ganze Schrift zeigt uns Jesus – nicht nur die Psalmen und der Prophet Jesaja, sondern jedes Buch der Bibel! Wie viel muss es da für uns zu finden geben! Bitten wir den Heiligen Geist, dass er in allen Schriften das hervorhebt, was Jesus betrifft, und es uns zeigt, damit wir wachsen können in der „Erkenntnis des Sohnes Gottes“.

„Die Worte, die ich rede, sie sind Geist und sind Leben“ – erquickende und fortwährend Leben spendende Worte. Wir wollen, dass sie uns durchdringen; wir wollen, dass sie wirksam in uns wohnen, dass sie unser ganzes Leben inspirieren. Mögen sie die Melodie unseres Geistes sein, Gott zur Ehre und den Menschen zum Wohlgefallen. Jesus selbst hat uns dieses lebendige und mächtige Wort Gottes gegeben. Unsere Verantwortung ist daher gewaltig. Er hat uns deutlich gesagt, was wir damit tun sollen: „Suchet!“ Wollen wir diese Anweisung eigenmächtig verändern und einfach nur lesen? Er hat nicht gesagt: „Lest darin“, sondern: „Suchet!“ Welch ein überaus ernster Gedanke für viele, die Tag für Tag in der Bibel lesen, aber zum Suchen zu bequem sind: Denn damit leben sie eindeutig im Ungehorsam gegenüber einem der klarsten Gebote unseres Herrn. Kein Wunder, wenn sie nicht wachsen!

4. Januar

Die Geduld des Ackermannes

Der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollführen bis an den Tag Jesu Christi.

– Philipper 1,6 –

Der große Ackermann wacht über alles. Er schenkt Sonne und Regen, Sturm und Frost zur rechten Zeit. Schauer und Sonnenschein mögen wir; auf Kälte und Sturm würden wir lieber verzichten, aber die sind ebenfalls notwendig und unsrem geistlichen Wachstum meist förderlich. Ich habe oft vor dem Herrn gesagt: „Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz; prüfe mich und erfahre, wie ich’s meine. Und siehe, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege.“ Aber wenn dann ein schneidender Nordwind kam, habe ich mich beklagt und nicht begriffen, dass das eine Gebetserhörung war.

Vielleicht erlebt auch ihr so etwas. In diesen Wintern mag man meinen, das Wachstum sei zum Stillstand gekommen und das Leben würde bald ganz erlöschen. Aber nein, ihr seid geboren aus dem „unvergänglichen Samen“, und der ist lebendig und bleibt ewig. Wie ermutigend ist inmitten unserer vielen Veränderungen der Gedanke, ja, das Wissen darum, dass der große Ackermann mehr Interesse an der Saat hat als die Saat an sich selber. „Ihr seid nicht euer selbst“, sondern des, der euch erkauft hat mit seinem Blut. Ihr seid sein Anteil, sein Erbe, darin er verherrlicht wird.

Wahrlich, das Evangelium unseres Heiland-Gottes ist zwar sehr stärkend, denn es zeigt, dass er alles getan hat; aber es ist auch sehr demütigend, denn es zeigt, dass auf unserer Seite nur Schwachheit und Sünde ist. Wäre dem nicht so, hätte es zu unserer Erlösung nicht solch gewaltiger Kosten und Mühen bedurft. Ich bete, dass das Öl und der Wein der Gnade des Evangeliums in eure Seelen fließen mögen, denn das macht uns zu nichts und Jesus zu allem. Der Herr sei mit eurem Geist, stärke euch den Glauben und lasse euch alle Gnadenerweise zuteilwerden, derer ihr bedürft.

5. Januar

Der tapfere Glaube eines Gefangenen

Ach Herr, Herr, siehe, du hast Himmel und Erde gemacht durch deine große Kraft und durch deinen ausgestreckten Arm, und ist kein Ding vor dir unmöglich.

– Jeremia 32,17 –

Deine Nöte und Prüfungen mögen nicht vergleichbar sein mit denen des weinenden Propheten, aber sie sind doch sehr real und scheinen dir unüberwindlich. In der Tat kannst du sie aus eigener Kraft weder überwinden noch ertragen. Deshalb möchte ich dich erinnern: Des Herrn Hand ist nicht zu kurz; was zur Zeit Jeremias für seine Macht galt, gilt auch heute noch, und deshalb kannst du – ja, du – in zuversichtlichem Glauben zu ihm aufschauen und sagen: „Kein Ding ist vor dir unmöglich.“

Oh, welchen Frieden bringt diese Gewissheit! Ich weiß nicht, was genau dein Leiden, deine Not ist, aber ich weiß: Wie grausam, bitter oder hoffnungslos es auch sein mag – für Gott ist es „nichts“. Er kann dich ebenso leicht erlösen, wie du ihn um Beistand anrufen kannst. Ein alter Schreiber sagt: „Unser Gott hat Lust an dem, was dem Menschen die äußerste Not sein mag. Er wartet auf die Not, er verlängert die Krise. Warum das? Damit man zu ihm aufschaut um Weisheit, Kraft und Erlösung, und damit, wenn die Erlösung eintrifft, er alle Ehre bekommt.“

Nun, liebe Schwester, denke an all das Schwere in deinem Leben – widrige Umstände, schwere Pflichten, quälende Schmerzen, harte Kämpfe, bittere Enttäuschungen, böse Worte, schwere Gedanken, ein hartes Herz in dir, ein hartes Herz in anderen. Sammle all das und noch viel mehr, häufe es auf, bis du einen großen Berg an Nöten beisammen hast – und dein Gott fragt immer noch in aller Ruhe: „Sollte mir etwas unmöglich sein?“

Susannah Spurgeon

6. Januar

Ständiger Lobpreis

Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! Halleluja!

– Psalm 150,6 –

Oft, wenn ich am Grübeln bin und die Sonne eine Zeit lang hinter einer vorüberziehenden Wolke verborgen ist, die der Unglaube aufgeworfen hat, und ich meine Harfe an die Weiden hängen will, nehme ich sie beschämt wieder zur Hand und stimme ein Loblied an – und alles ist wieder gut. Die Heilige Schrift und besonders die Psalmen fließen nicht nur über vom Lobpreis für unseren Gott; sie versichern uns auch, dass er Freude daran hat, wenn wir ihn preisen.

Kaum ein Christ scheint mir diese Geisteshaltung, diesen heiligen Brauch hinreichend zu pflegen. Denn es sollte keine zufällige Stimmung sein, sondern eine Herzenshaltung. Sie sollte nicht nur aus dem Gefühl erwachsen, dass Gott barmherzig zu uns ist, sondern auch aus der Betrachtung der herrlichen Vollkommenheit und Tugend des dreieinigen Gottes, wie er in sich selbst ist und zu uns armen gefallenen Kreaturen. Welcher Reichtum eröffnet sich hier! Erst die Ewigkeit wird es uns offenbaren und recht zu schätzen lehren. Oh, der Glaube sieht nicht auf das Sichtbare, das zeitlich ist und ungestüm, widersprüchlich, verworren und oft herzzerreißend, sondern auf das Unsichtbare, das ewig ist und unveränderlich, gewiss, friedensreich und herzerfreuend. Der Glaube vergröbert nicht, sondern verwirklicht; er lässt das Sinnenfällige zurücktreten und gibt dem Raum, was des Glaubens ist – mit großer Gewissheit, so, als wäre es gegenwärtig und schon in unserem Besitz.

Dies, meine verehrte Freundin, ist unser hohes Vorrecht und, wie ich hoffe, unser ständiger Wunsch und unser Ziel, wie sehr wir in der Umsetzung auch versagen mögen. Was unsere Schwäche angeht, so werden wir sie beklagen und bekämpfen. Aber der Verzagtheit geben wir keinen Raum, nicht einmal für einen Augenblick, denn Christus, unser Erlöser, lebt für immer; er sitzt zur Rechten Gottes in der Höhe und bittet für uns.

7. Januar

Worte in Gesellschaft

Kein schlechtes Wort soll aus eurem Mund kommen, sondern was gut ist zur Erbauung, wo es nötig ist, damit es den Hörern Gnade bringe.

– Epheser 4,29 SLT –

Lasst uns den Herrn immer vor Augen haben und uns in jeder Gesellschaft so verhalten, als stünden wir vor dem heiligen Gott und seinen heiligen Engeln; die sind ja immer in der Nähe, um unsere Worte zu hören und unser Betragen zu sehen. Lasst uns wachen und beten, dass wir nicht in Versuchung fallen, dass wir nicht den Einflüsterungen des Satans und seiner Werkzeuge nachgeben, die uns von Gott abziehen wollen. Lasst uns vielmehr dastehen als heilige Krieger, in unserer Rüstung, und dem Teufel widerstehen und uns den Mächten der Finsternis bis zum Äußersten widersetzen. Denn in jeder Gesellschaft werden sie sich gegen uns stellen und darauf erpicht sein, uns zu übervorteilen.

Wenn wir unvorsichtig sind, haben wir bald das Nachsehen. Ein werter Diener Christi hat einmal gesagt: „Alle Gesellschaft hat in sich entweder die Natur des Feuers oder der Luft – entweder sie macht uns heiß oder kalt.“ So lasst uns wachsam sein und in geistlicher Gesellschaft geistlicher werden und reden; in fleischlicher Gesellschaft aber, wenn wir denn zeitweise darein berufen sind, wollen wir in den fleischlichen, irdischen Menschen, mit denen wir sprechen, das Fleisch zu zügeln trachten und das geistliche, himmlische Feuer anzünden.

Halten wir uns stets streng an die uns gegebene Regel: „Kein schlechtes Wort soll aus eurem Mund kommen, sondern was gut ist zur Erbauung, wo es nötig ist, damit es den Hörern Gnade bringe“ (Epheser 4,29 SLT). Ach, wie viel Verderbnis kann ein einziges schlechtes Wort in den Köpfen der Hörer hervorrufen und bewirken! Und wie viel Gnade wird dagegen den Herzen der Hörer dargereicht durch ein einziges liebliches Gnadenwort, wie viel Gnade dadurch in ihnen hervorgebracht, wenn es dem Herrn gefällt, durch es zu wirken! Und ganz gewiss verstärken unsere Worte – ob fleischlich oder geistlich – in unserer eigenen Seele die Fleischlichkeit oder aber die Geistlichkeit. Deshalb müssen wir auf unsere Worte achten. Ach, wie viel der Gottlosigkeit unserer Zeit fließt durch Worte!

8. Januar

Das Bergland des Gottvertrauens

Ich aber will auf den Herrn schauen und des Gottes meines Heils warten; mein Gott wird mich hören.

– Micha 7,7 –

Herzzerreißendes Leid ist oft ein Vorläufer großen geistlichen Segens. Manche von uns brauchen erst eine schwere Welle der Anfechtung, bis sie sich an den sicheren Strand des völligen Gottvertrauens werfen lassen. Es war eine höchst betrübliche Bekanntschaft mit der Schande und dem Kummer der Welt, die dem Propheten des Herrn dieses erhabene Wort entlockte; so lernen auch wir die Seligkeit der Hinkehr zu Gott und des Vertrauens auf ihn oft durch den schneidenden Schmerz, durch den wir erkennen, dass der Herr allein unser treuer und zuverlässiger Freund ist.

Komm, mein Herz: Gott lässt dich eine Lektion wiederholen, die dir durch so manch schwere Zeit hindurchgeholfen hat! Sie noch einmal aufzusagen, wird dir helfen, sie auswendig zu lernen und in dein Herz aufzunehmen. Du kannst dich gar nicht oft genug erinnern an die Güte des Herrn und an die vielen Befreiungen, die er schon für dich bewirkt hat. Die Unwegsamkeit hat mich zermürbt und ich bin erschöpft; doch nun habe ich endlich eine sichere Zuflucht erreicht, einen Rastplatz, an dem ich warten kann, bis mein Herr sich mir als mein Befreier erweist. Was für ein Segen ist es, zu wissen, dass einer, der so mächtig ist in Liebe und Macht, über meine Schritte wacht und sie lenkt – einer, der nicht nur Gott ist, sondern der Gott meines Heils! Er hat ein zärtlicheres und tieferes Interesse an mir als die Engel des Himmels, denn ich bin das Wunder aller Wunder: ein Sünder, aus Gnade gerettet, eine Seele, für Gott erlöst durch Christi kostbares Blut! Auf ihn will ich harren, zuversichtlich und voll Erwartung – wie jemand kürzlich sagte: „Ich weiß, dass er für mich sorgt; aber was er für mich für das Beste hält, das weiß ich nicht.“ Ich kann alles meinem Gott überlassen und abwarten, bis sich entfaltet, was sein Wille und sein Plan für mich sind.

9. Januar

Wahre Herzenserkenntnis

Denn der Herr sucht alle Herzen und versteht aller Gedanken Dichten. Wirst du ihn suchen, so wirst du ihn finden; wirst du ihn aber verlassen, so wird er dich verwerfen ewiglich.

– 1.Chronik 28,9 –

Wenn ich in mein Herz schaue und sehe, welch endlose Klagen gegen Gott dort lauern, und wenn ich daran denke, was die Quelle sein muss, der sie entspringen – dann müsste ich voller Buße sein, ich müsste voll Reue und Zerknirschung klagen über meine unsägliche und unfassbare Schuld. Und doch starre ich vor Unbußfertigkeit! Das Gesetz ist heilig und das Gebot heilig, gerecht und gut; der Mensch ist verpflichtet, es zu befolgen. Gott darf seine Forderungen nicht lockern. Täte er das, dann wäre sein Gesetz nicht streng genug, um den fortschreitenden Einfluss der Sünde einzudämmen, und die Sünde würde ungehemmt bald sein ganzes Rechtswesen durcheinanderbringen und das Wohlergehen aus dem Universum verdrängen. Das weiß und glaube ich – und trotzdem lehne ich mich auf! Ja, der Wurm erhebt sein böses Haupt und fragt: „Was tust du? Und warum tust du das?“ Das ist es, was mir Sorgen macht.

Ich fürchte, ich bin nie wirklich so weit gekommen, dass ich alles der Vorsehung Gottes unterwerfe und vor allem mich selbst seiner Gerechtigkeit, die den Sünder verdammt. Ich fürchte, ich habe das schreckliche Übel der Sünde noch nicht recht erkannt noch ihre gerechte ewige Strafe; und das ist der Grund meiner zeitweiligen Bedenken. Aber der Herr – das weiß ich – ist gerecht in allen seinen Wegen und heilig in allen seinen Werken, und er hat gesagt, dass „die Gottlosen in die Hölle geworfen werden, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlöscht“. So schweigt denn, all ihr murrenden, zweifelnden Gedanken, alle rebellischen, missmutigen Gefühle! Ach, hätte ich eine tiefere Einsicht in die Abscheulichkeit –die bodenlose Abscheulichkeit – der Sünde und ein stärkeres und beständigeres Vertrauen in die Gerechtigkeit und Güte Gottes!

10. Januar

Wer weiß?

Wer weiß, ob mir der Herr nicht gnädig wird?

– 2.Samuel 12,22 –

Der Tag der Gnade ist weder an dir vorübergegangen noch an irgendeiner Seele, die auch nur den leisesten Wunsch hat, Gnade zu finden. Er ist jetzt, heute, immer noch da für dich. Die Stimme des Evangeliums sagt zu dir: „‚Heuteʻ, wie gesagt ist, ‚heute, so ihr seine Stimme hören werdet, so verstocket eure Herzen nichtʻ“ (Hebräer 4,7). Ach, wende dich nicht ab von dem teuren Heiland, der dich so liebevoll einlädt, zu ihm zu kommen. Er ruft auch dich, sozusagen bei deinem Namen, wenn er sagt: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken“ (Matthäus 11,28). Oh komm, liebe Seele, und sage dem Herrn Jesus all deinen Kummer. Er hat Mitgefühl wie kein anderer. Zeige ihm all deine Bürde; seine freundliche Hand wird sie dir von den Schultern nehmen. Oh komm und sieh, wie gut, wie gnadenvoll unser Herr und Heiland ist, welch ein mächtiger Retter! Und wie treu er zu seiner Verheißung steht: „Ich werde euch Ruhe geben. Ich werde dich nicht hinausstoßen.“ Sage nicht im Unglauben: „Für mich gibt es kein Erbarmen“, sondern komm zu Christus und sieh. Komm und sieh, was der Heiland zu dir sagen wird, ob sein Erbarmen dir nicht anbietet: „Du sollst leben!“ Ja, komm, auch wenn du Böses getan hast, so viel du nur konntest; komm trotzdem, auch wenn du übervoll beladen bist mit Sünde, Kummer und Angst. Denn der Heiland wird dir reichlich verzeihen, dich reichlich trösten, reichlich erlösen und in jeder Hinsicht mehr für dich tun, als du bitten oder denken kannst! Oh, kehre um zum Herrn und sage: „Wer weiß, ob er nicht gnädig ist?“ Tausende von Seelen, die zum Gnadenthron kamen, haben Barmherzigkeit gefunden. Dabei gab es keine Garantie dafür, sondern nur die Möglichkeit, sie zu finden, und sie hatten größte Befürchtungen, kein Erbarmen zu finden. Ja, lasst mich sagen: Noch nie ist eine Seele umgekommen, die sich in all ihrem Elend dem Erlöser zu Füßen geworfen hat, um Barmherzigkeit zu finden – und das wird auch nie geschehen, nicht einmal bis zum Ende der Welt. Die Barmherzigkeit regiert, die Barmherzigkeit triumphiert jubelnd über das Gericht. „Denn ich will mich ihrer Ungerechtigkeit erbarmen, und ihrer Sünden und ihrer Missetaten will ich nie mehr gedenken.“ Das ist der neue Bund der unverdienten und unverdienbaren Gnade Gottes in Christus: Er ruft die armen Sünder auf, zu ihm zu kommen, und verspricht, sie zur Vollendung zu führen.

Freude, die bleibt

Solches rede ich zu euch, auf dass meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde.

– Johannes 15,11 –

Jeder, der etwas von der Freude im Herrn erlebt hat, hat sich gefragt: „Wird sie Bestand haben?“ Diese Frage ist so oft der Anfang vom Ende der Freude. Warum? Weil wir das uns selbst gefragt haben oder andere Menschen und nicht den Herrn allein. Seine Antwort auf diese immer wiederkehrende Frage ist so anders als die zurückhaltenden, kühlen, entmutigenden Antworten, die seine Kinder so oft geben. Die Antwort des Herrn ist bedingungslos, allumfassend, immer zuverlässig. Hin zur Weisung und hin zur Offenbarung, oh glücklicher Christ! Dort findest du wahre und reiche Antwort auf deinen einzigen Schatten über dem Glanz der Freude: Sie hält nur so lange an, wie du dem Wort deines Herrn darüber glaubst; sobald du dich an andere Ratgeber wendest und ihrem Wort glaubst, wird sie verblassen. Jesus tritt deinen Bedenken ausdrücklich entgegen. Er hat Vorsorge gegen sie getroffen, als er in seiner Abschiedsrede genau diesen Grund nannte: „… auf dass meine Freude in euch bleibe.“ Haben wir uns nicht gefürchtet, genau das zu hoffen: dass sie bleibe; denn das schien zu schön, um wahr zu sein? Damit wir nun nicht denken, dieses Bleiben gelte nur für ein beschränktes Maß an verdienter Freude, fügt er hinzu: „… und eure Freude vollkommen werde.“

Nirgends in seinem Wort wird uns etwas gesagt, das dieser kostbaren und wiederholten Verheißung widerspräche oder sie wegdiskutieren würde. Wenn es heißt, wir könnten doch nicht erwarten, wir könnten uns immer freuen, dann denke daran, dass geschrieben steht: „Freut euch in dem Herrn [nicht manchmal, sondern] allezeit.“ „… als die Traurigen, aber allezeit fröhlich.“ Die Freude des Herrn ist eure Stärke. Vielleicht liegt das ganze Geheimnis dauerhafter Freude in dem Wörtlein „des“, denn die „Freude des Herrn“ ist mehr als nur „Freude am Herrn“. Gottes eigene Freude, die hineinfließt in die Seele, die ihm anhängt – nur diese Freude kann immer in uns bleiben; unsere Freude an ihm vermag das nicht. Suchen wir also nicht den Strom, sondern die Quelle, nicht zuerst die Freude, sondern vor allem die tatsächliche, lebendige Einheit mit Jesus, durch die seine Freude zu der unseren wird.

12. Januar

Das Gebet des Paulus für die Epheser

Darum auch ich, nachdem ich gehört habe von dem Glauben bei euch an den Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen, höre ich nicht auf, zu danken für euch, und gedenke euer in meinem Gebet.

– Epheser 1,15 f. –

Glücklich, wer Freunde hat, die für einen beten! Die Christin wird, wie viel sie auch erreicht haben mag, hier auf Erden nie erhaben sein über die Gebete ihrer Schwestern. Die Epheser waren „Heilige“, und sie waren „Gläubige an Christum Jesum“. Wie Paulus selbst waren sie „angenehm gemacht in dem Geliebten“, da sie von Gott in Christus erwählt worden waren, „ehe der Welt Grund gelegt war“. Außerdem waren sie „versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung, welcher ist das Pfand unseres Erbes“. Paulus hatte gehört von ihrem „Glauben an den Herrn Jesus“ und von ihrer „Liebe zu allen Heiligen“. Wir können sagen, dass die Epheser fortgeschrittene Christen waren; aber Paulus hört trotzdem nicht auf, für sie zu beten.

Was erbat Paulus für die Epheser, wenn er für sie betete? Erstens betete er, dass sie den Geist der Weisheit und der Erkenntnis Gottes haben mögen. Das brauchten sie. Wir alle brauchen das; wir alle brauchen viel mehr himmlische Weisheit. Der nächste Ausdruck trifft ins Schwarze: Paulus wünschte, die Augen ihres Verständnisses würden erleuchtet – vor allem aus einem Grund wollte er, dass die geistlichen Augen der Epheser geöffnet würden: Er sehnte sich danach, dass sie erkennen, welche Hoffnung sie infolge ihrer Berufung haben und wie groß „der Reichtum seines herrlichen Erbes bei seinen Heiligen“ ist. Dieses Erbe ist allen Gläubigen zu jeder Zeit gleichermaßen verheißen. Mögen unsere Augen erleuchtet werden, um seine Herrlichkeit zu sehen und zu begehren.

Schließlich betete Paulus, die Epheser mögen die überschwängliche Größe der Kraft Gottes erkennen, die in den Gläubigen wirkt. Können wir jemals das nicht mehr brauchen? Und können wir uns das Ausmaß dieser Macht vorstellen, es sei denn, wir erführen sie selber durch Gottes Gnade? Das Wenige, das der gute Mensch weiß, lässt ihn nach mehr verlangen, und endlich wird er völlig gesättigt: vor Gottes Angesicht, der ewigen Weisheit und dem vollkommenen Licht.

13. Januar

Fortschreiten im göttlichen

Leben

– Dies ist der Weg; den gehet! –

– Jesaja 30,21 –

Wie steht es gerade um deine Seele? Christus ist jedem Glied an seinem Leib lieb und teuer. Bist du noch auf demselben Stand, oder bist du auf dem Weg weiter vorangekommen? Wer ein Rennen läuft, darf nicht stehen bleiben. Wohl gibt es Phasen im Leben einer Christin, in denen sie in gewisser Weise stehen bleiben muss – wenn die Vorsehung den Weg versperrt und sie nicht weiß, was sie tun soll. Dann soll sie sich in eine abwartende Haltung begeben und auf die wohlbekannte Stimme horchen; die wird hinter ihr sagen: „Dies ist der Weg, den geh!“

Aber in einem anderen Sinn soll sie immer vorankommen und wachsen in der Gnade und in der Erkenntnis ihres Heiland-Gottes. Hüte dich vor allem Hindernis. Hast du dich wirklich unter die Führung und Vormundschaft Christi gestellt, dann berge dich unter seinem ausgestreckten allmächtigen Flügel. Hast du dich ihm von ganzem Herzen hingegeben? Wohl dir! Fürchte dich nicht; der Herr wird Tag und Nacht über dich wachen, denn er sorgt für dich.

Versuche nicht, die Sorge für dein Wohlergehen ihm zu entwinden und selbst in die Hand zu nehmen. Er kennt das Ende vom Anfang her und setzt seine unendliche Weisheit, Liebe und Macht zu deinen Gunsten ein. Wenn du ihm deine Seele anvertraut hast, kannst du ihm dann nicht auch zutrauen, dass er deine irdischen Sachen regelt und führt? Sich gegen Gottes Vorsehung zu empören, das entehrt ihn sehr. Also lässt er sein irrendes Kind eine Weile seine eigenen Weg gehen. Wie bitter ist es dann am Ende! Der Geist Gottes wird betrübt, die spürbare Gegenwart Christi zieht sich zurück und die Seele sitzt in Not, Kummer und Finsternis. Lebe mit Gott wie mit einem liebenden Vater. Wirf dich auf ihn, und er wird dich stützen in allen Prüfungen des Lebens, denn er ist ein naher Helfer in jeder Zeit der Not. Gib dich ihm ganz hin – mit Leib, Seele und Geist. Geh und sage ihm alles. Scheue dich nicht, ihm dein ganzes Herz zu öffnen. Deine Geheimnisse sind bei Gott gut aufgehoben und er macht alles gut. Wenn er uns etwas vorenthält, dann wäre es nicht zu unserem Besten, wenn wir es hätten. Lerne früh im Leben, alles Gott anzuvertrauen, und er wird dir alles sein.

14. Januar

Komm in die Arche

Gehe in den Kasten, du und dein ganzes Haus.

– 1.Mose 7,1 –

Wir sind entweder innerhalb der Arche oder wir sind draußen, ein Mittelding gibt es hier nicht. Draußen ist der Tod, drinnen das Leben. Draußen ist die sichere, unausweichliche, völlige Vernichtung, drinnen bist du absolut sicher. Wo stehst du in diesem Augenblick? Vielleicht wagst du nicht, zuversichtlich und guten Mutes zu sagen: „Ich bin drinnen.“ Und doch magst du der beängstigenden Alternative nicht in die Augen sehen und sagen: „Ich bin draußen!“ Lieber versuchst du dir einzureden, das wüsstest du nicht so genau und kein Mensch könne von dir verlangen, diese Frage zu beantworten. Du sagst, vielleicht ein wenig verärgert: „Woher soll ich das denn wissen?“ Gottes unfehlbares Wort sagt es dir ganz klar: „Ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!“ „Das ist ein hoher Anspruch“, sagst du. Ich kann nichts dafür, ich kann dir nur genau das sagen, was Gott sagt. Wenn also in deinem Leben das Alte nicht vergangen ist und wenn du keine neue Kreatur bist, wiedergeboren, ganz anders in Herz und Leben und Liebe und Ziel, dann bist du nicht in Christus. Wenn du aber nicht in Christus bist, dann bist du außerhalb von ihm und folglich nicht in Sicherheit.

Komm in die Arche! Es gehört zu den Tricks des Verderbers, dir vorzugaukeln, es bräuchte keinen besonders entschiedenen Schritt dazu. Das Wort „allmählich“ hat er sehr gern: Werde ernsthafter – allmählich. Du sollst das Heil finden – allmählich. Wende deinen Geist Gott zu – allmählich. Ist dir schon aufgefallen, dass Gott dieses Wort oder ähnliche Ausdrücke kein einziges Mal gebraucht? Wenn es um das Seelenheil geht, findet man in der ganzen Bibel weder dieses Wort noch Redewendungen mit ähnlicher Bedeutung. Was hätte es geholfen, wenn du dich allmählich der Arche genähert und sogar beschlossen hättest, hineinzugehen, aber du hättest nicht den entscheidenden Schritt in die Arche hinein getan, den einen Schritt von draußen nach drinnen: Was wäre dann unser Schicksal gewesen, sobald die Tür verschlossen war? Komm in die Arche! Ich möchte, dass dieser Ruf dich verfolgt, dass er dir Tag und Nacht in den Ohren klingt, bis du kommst.

15. Januar

Alles direkt aus des Vaters Hand

Meine Zeit steht in deinen Händen.

– Psalm 31,16 –

Warum sollte ich mich sorgen oder zittern? Diese große, liebende, mächtige Hand hält alle Ereignisse meines Lebens sicher versiegelt in ihrem allmächtigen Griff; und nur er, mein Schöpfer und Herr, kann erlauben, dass sie aus seiner Obhut entlassen und mir eines nach dem anderen offenbart werden als sein Wille für mich. Welche barmherzige, gnädige Ordnung! Wie sehr ist sie geeignet, die liebliche Verheißung seines Wortes zu erfüllen: „In vollkommenem Frieden bewahrst du den, der an dich denkt, weil er auf dich vertraut!“ Würden wir das voll und ganz glauben, dann wären wir völlig frei von der Sorge, die den Alltag so vieler Leute, die sich Christen nennen, zerfrisst und zermürbt.

Nicht nur ein oder zwei wichtige Abschnitte meiner Lebensgeschichte, sondern mein ganzes Leben: unerwartete Freuden; Sorgen, die mich erdrückt hätten, hätte ich vorher davon gewusst; Leiden, die mich durch ihren Grimm hätten erschrecken können, wenn ich sie gesehen hätte; Überraschungen, die mir unendliche Liebe zugedacht hatte; Dienste, die ich mir nie zugetraut hatte – alle diese Dinge lagen in seinerr mächtigen Hand, Gottes ewiger Wille hatte sie mir verordnet. Doch als sie sich allmählich und in aller Stille entwickelten, wie groß war da die Liebe, die sich darin zeigte und jedes Einzelne von ihnen einhüllte und umgab! Ist nicht der Kummer abgemessen, die Freude aber überströmend? Haben nicht die Tröstungen und Lichtblicke jedes Kreuz und alle Klagen übertroffen? Ist nicht alles so wohlbedacht und geordnet, angefangen und für uns ausgeführt worden, dass wir nur stauen können über die Güte und Weisheit Gottes, der alle Zeiten, die über uns hinweggegangen sind, aus seiner liebenden Hand uns zugewiesen hat? Du stimmst mir in all dem zu, nicht wahr, liebe Leserin? Dann bitte ich dich: Wende es an auf deine gegenwärtigen Lebensumstände, wie dunkel oder schwierig sie auch sein mögen. Sie sind direkt aus der Hand deines Vaters zu dir gekommen, und sie sind sein guter Wille.

Nur zum Schein

… die da haben den Schein eines gottseligen Wesens, aber seine Kraft verleugnen sie.

– 2.Timotheus 3,5 –

Ihr, die ihr euch zum Glauben an Christus bekennt und auf die Rettung durch ihn hofft und doch in Sünde lebt, in Bosheit und offener Unsittlichkeit: Denkt daran, dass der Heiland nicht gekommen ist, um die Menschen in ihren Sünden zu retten, sondern aus ihnen. Wenn euch nicht der Glaube gegeben ist, der das Herz reinigt, und die Hoffnung, die den, der sie hat, sich reinigen lässt, gleich wie Christus rein ist, so seid ihr noch Ungläubige, ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt. Und wenn ihr in eurem jetzigen Zustand verharrt, werdet ihr in euren Sünden sterben und für immer untergehen. Wenn ihr einst den Geist aufgebt, wird eure Hoffnung sein wie ein Spinnennetz: Der Besen des Verderbens wird es hinwegfegen und eure nackten Seelen fahren in die ewige Verdammnis. Alle, die Christus zur künftigen Herrlichkeit rettet, die rettet er hier zur Heiligung; denn ohne diese wird niemand den Herrn sehen. Wahre Heiligkeit kann es nicht geben ohne den wahren, lebendigen Glauben an Christus – ohne das besondere Werk des Heiligen Geistes in der Wiedergeburt, welche die Seele erneuert in Heiligkeit nach dem Bild Christi, und ohne dass der Heilige Geist in der heiligen Seele Wohnung nähme, um sie zu stärken zu heiligem Tun.

Ach, ihr armen Seelen, die ihr euch begnügt mit dem bloßen Bekenntnis zu Christus, ohne in eurem Herzen die Macht seiner Gnade zu erfahren, die euch zwingt, für ihn zu leben, euch selbst zu verleugnen, euer Kreuz auf euch zu nehmen und dem Lamme nachzufolgen, wo immer es auch hingeht, trotz der tausend Vorwürfe böser Menschen. Christus wird sich für euch schämen, wird euch nicht als Christen und seine Jünger anerkennen, sondern euch verleugnen vor seinem Vater und seinen heiligen Engeln, wenn er kommt in seiner Herrlichkeit. Darum gebt euch niemals damit zufrieden, nur Christen zu heißen, ohne in eurem Herzen und Leben das Bild Christi zu tragen. Es ist so wichtig, dass jeder, der den Namen Christi nennt, von der Ungerechtigkeit ablässt, sonst kann er weder hier sein Jünger sein noch als solcher hernach mit ihm verherrlicht werden. Bedenkt also, liebe Seelen, was für eine großartige Sache es ist, ein wahrer Christ zu sein.

17. Januar

Lasst euch nicht befremden

Lasset euch die Hitze, so euch begegnet, nicht befremden (die euch widerfährt, dass ihr versucht werdet), als widerführe euch etwas Seltsames.

– 1.Petrus 4,12 –

Warum, meine Geliebte und Ersehnte, soll gelten: „Lasset euch die Hitze, so euch begegnet, nicht befremden (die euch widerfährt, dass ihr versucht werdet), als widerführe euch etwas Seltsames“? Wie auch immer diese heiße Prüfung beschaffen ist – ob es sich dabei um innere Übungen wegen der innewohnenden Sünde handelt, um die feurigen Pfeile des Bösen, um äußere Bedrängnis oder um eine Aussicht, die das Herz erzittern lässt: Für all dies und alles andere haben wir die Verheißung: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Was könnte schwächer sein als ein Wurm? Doch der Herr sagt: „Fürchte dich nicht, du Würmlein Jakob, ihr armer Haufe Israel. Ich helfe dir, spricht der Herr, und dein Erlöser ist der Heilige in Israel.“ „Ich halte deine rechte Hand und sage zu dir: Fürchte dich nicht.“ „Denn so du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht sollen ersäufen; und so du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen.“ Dies sind süße Labsale für Zeiten der Schwachheit und der Prüfung. Der Herr lasse sie dich erfahren und gebe, dass dein Glaube nicht aufhöre. Mögest du bewahrt bleiben im ständigen Gebet und „wachen mit allem Anhalten und Flehen“, um die Gedanken des Herrn über dich zu erfahren. Prüfungszeiten sind Zeiten des Forschens. Auch heute kann so mancher zur Ehre des Herrn bezeugen, dass die ihm von Gott verordneten Nöte, durch die er unter dem Wirken des Heiligen Geistes Gott nähergekommen ist, ihm sehr zum Segen geworden sind. Vom alten Israel heißt es: „Aber je mehr man das Volk bedrückte, desto zahlreicher wurde es und desto mehr breitete es sich aus.“ In der Tat ist es oft so mit dem geistlichen Samen Abrahams: Wenn er „vom Herrn gezüchtigt“ wird, wächst er heraus aus sich selbst und hinein in Christus. Der Herr gewähre dir, das zu erfahren, damit du mit mir sagen kannst: „Es ist mir lieb, dass du mich gedemütigt hast.“

Die zwei Naturen im Wiedergeborenen

Wer aus Gott geboren ist, der … kann nicht sündigen, denn er ist von Gott geboren.

– 1.Johannes 3,9 –

Im Wiedergeborenen gibt es zwei Naturen, die Heilige Schrift nennt sie den alten und den neuen Menschen. Die beiden sind miteinander unvereinbar: Der alte Mensch bleibt sündig und hoffnungslos böse, bis wir ihn im Tod hinter uns lassen. Der neue Mensch ist von göttlicher Natur und kann nicht sündigen, denn er ist von Gott geboren. Der alte Mensch hingegen kann nicht aufhören zu sündigen, denn er ist nicht von Gott. Manche erklären diese Stelle so, dass der Gläubige nicht mehr sündigen könne wie früher oder dass er nicht mehr vorsätzlich sündigen könne. Aber warum sollte man das Wort Gottes nicht so nehmen, wie er es gegeben hat? Der Apostel sagt: Jeder, der aus Gott geboren ist, kann nicht sündigen, denn er ist aus Gott geboren. Das heißt: Der neue Mensch, die neue Natur kann nicht sündigen, weil sie göttlich ist – sie ist aus Gott geboren. Der alte Mensch, die nicht erneuerte Natur aber kann von der Sünde nicht lassen, weil sie aus dem Fleisch ist und Fleisch bleibt, bis sie stirbt. So gibt es im Wiedergeborenen zwei Naturen, die Krieg gegeneinander führen. Die Sünde, in welcher Form auch immer, ist dem Gläubigen verhasst. Sie ist seine tägliche Last und sein Kummer. Er möchte heilig sein, wie Gott heilig ist.

Gott könnte den alten Menschen in einem Augenblick vernichten. Aber in seiner Weisheit lässt er ihn da: Um den Fleiß des Gläubigen zu mehren, seine Tätigkeit zu beleben und so jede Tugend zu vervollkommnen, besonders die des Glaubens, durch den er Welt, Fleisch und Teufel überwindet. Wenn wir nun das Innewohnen des alten Menschen spüren, spüren wir auch das Innewohnen des Geistes Gottes und können ausrufen: „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt.“ So bringt Gott aus dem Bösen das Gute hervor. Wer hätte gedacht, dass diese Quelle der Ungerechtigkeit in uns Gott verherrlichen würde? Aber so ist es. Er wird mehr verherrlicht dadurch, dass sie in uns bleibt, als wenn er sie sofort beseitigte. Gerade das, was wir hassen und verabscheuen, lässt er zum Vorteil ausschlagen für unseren Fortschritt im göttlichen Leben und zu seiner Ehre.

19. Januar

Die immerwährende Gegenwart

Siehe, ich bin bei euch alle Tage.

– Matthäus 28,20 –

Manche von uns denken und reden viel darüber, die Gegenwart Christi zu spüren. Manchmal erfreuen wir uns ihrer, manchmal sind wir den ganzen Tag betrübt, weil wir sie nicht fühlen. Wir beten darum, scheinen das Erbetene aber nicht immer zu erhalten. Wir messen unseren eigenen Stand daran und manchmal sogar den anderer Leute. Wir sind im einen Moment himmelhoch jauchzend, im anderen zu Tode betrübt. Woher dieses Aprilwetter mit Wolkendunkel und Sonnenschein statt beständiger Sommersonne? Weil wir auf das Gefühl seiner Gegenwart achten statt auf die unveränderliche Realität derselben!

Letzten Endes ist die Frage: Bist du überhaupt ein Jünger des Herrn Jesus? Wenn ja, dann sagt er zu dir: „Ich bin bei dir alle Tage.“ Das überstrahlt all das Bedauern der Vergangenheit und all die Möglichkeiten der Zukunft und schließt ganz sicher die Gegenwart ein. So sicher wie jetzt gerade deine Augen auf dieser Seite ruhen, so sicher ist der Herr Jesus in diesem Augenblick bei dir. „Ich bin“ heißt weder „ich war“ noch „ich werde sein“. Er ist uns immer zur Seite und umgibt uns immer mit Heil. Welch großartiges, immerwährendes Jetzt!

Wie schade, wenn man sich abwendet von dieser gnädigen Nähe, von der persönlichen Gegenwart des Herrn Jesus Christus hier und jetzt, und ohne eine Spur des Glaubens, ohne einen Hauch von Dank sagt: „Ja, aber ich merke nichts davon!“ Dann suchst du nämlich nicht Christi Gegenwart, sondern deine Wahrnehmung – den Schatten, nicht die Wirklichkeit! Um die Wahrheit zu sagen: So ist es! Du hast eine so absolute Gewissheit über die Realität, gekleidet in die klarsten Worte der Verheißung, die Gottes Liebe sich nur ausdenken konnte; wage es nicht, ihn zum Lügner zu machen und zu sagen: „Nein! Er ist nicht bei mir!“ Du kannst höchstens sagen: „Ich spüre nicht, dass er bei mir ist.“ Nun denn, schäme dich, an der Treue deines geliebten Meisters zu zweifeln, und mache in seiner Gegenwart nie wieder den Mund auf, um so etwas von dir zu geben! Was sollen wir stattdessen zu unserem Herrn sagen? Er sagt: „Ich bin bei euch alle Tage.“ Sollten wir da nicht all unsere unvollkommene und zweifelhafte Erfahrung ablegen und liebevoll und dankbar zu ihm sagen: „Du bist bei mir!“

20. Januar

Scheinbare Widersprüche

Kommt, wir wollen wieder zum Herrn; denn er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen; er hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden.

– Hosea 6,1 –

Wer für Eindrücke besonders empfänglich ist, der hat – obwohl ich manchmal dachte, er brauche mehr Gnade als andere Menschen, um Anfechtung und Bedrängnis zu ertragen – vielleicht ein paar bestimmte Vorteile. In einem solchen Gemüt, wenn es ein geheiligtes ist, muss das Gefühl der Abhängigkeit viel stärker sein. Demzufolge wird es sich in der Not auch viel öfter an den wenden, der reichlich Gnade gibt. So ist alles, was uns zu Gott führt, um bei ihm Kraft zu bekommen, ein großer Segen. Denn alles, was wir von anderswo erhalten als aus der Fülle, die in Christus ist, ist doch nur Schwachheit, wie sehr es auch glänzen mag. Deine Gefühle sind intensiv und deshalb ist dein Kampf schwerer; aber genau deshalb wirst du einen glorreicheren Sieg erringen. Der, der verwundet hat, wird auch heilen. Der, der geschlagen hat, wird auch verbinden. Er weiß, wie viel er dir zufügen muss, um seine guten und wohlgefälligen Pläne für dich zu verwirklichen. Und er wird dir nicht mehr auferlegen, als er dich befähigt, im Blick hinauf zu ihm zu ertragen.

Misstrauen ist eine Sünde, vor der wir uns in Acht nehmen müssen – fast hätte ich gesagt: mehr als vor jeder anderen. Keine Sünde ist eine größere Beleidigung für Gott, keine für uns eine größere Qual. Wie herrlich, wie triumphierend würde die Christin im Leiden erstrahlen, würde sie zu jeder Zeit jenen unerschütterlichen Glauben bewahren, der ihr aufgetragen ist! Sie hätte nicht die leblose Ruhe der erstorbenen Gefühle, sondern die Vereinigung dieser scheinbaren Gegensätze, die nur Gott geben kann: „als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen“! Meine liebe Freundin, trachten wir danach, uns in Glück und Not an das Kreuz Christi zu klammern, das das eine unschädlich macht und das andere heilsam, oder vielmehr: das beides heilsam macht.

Susan Huntington

21. Januar

Was bedrückt dich?

Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.

– Matthäus 11,28 –

Was bedrückt dich, meine geliebte Freundin, was ist es? Dass Jesus dir fern ist? Ach, das ist ein trauriger Zustand! Aber er liebt dich genauso sehr wie damals, als du dich an seinen Schoß gelehnt hast, und er wird wiederkommen und dich umarmen und dann musst du dich schämen wegen der Eifersüchteleien, die du jetzt empfindest. Denn wenn man einem Freund nur so weit vertraut, wie man ihn sehen kann, dann kennt man ihn noch nicht recht. Möge der Geist Gottes dich befähigen, auch in der Dunkelheit auf den Herrn zu vertrauen, dich zu verlassen auf unseren Gott.

Ist es die Sünde, die dir das Herz bricht? Das Blut Jesu reinigt von allen Sünden (davon bin ich ein lebendiges Zeugnis) – von den Lieblingssünden, die wir entschuldigen, von den Sünden der Undankbarkeit und Gleichgültigkeit, den Sünden gegen Licht und Erkenntnis und tausend anderen. Lass dich daher nicht niederschlagen; wenn ich Gnade gefunden habe, braucht keiner zu verzweifeln. Wage es, deine ganze Schuld auf Christus zu werfen. Du weißt, dass er den Fluch, der der Sünde gebührt, auf sich genommen hat. Er wird deinem Gewissen Frieden geben. Aber vielleicht hast du nachgeprüft, welches die Erweise der dir gewährten Gnade seien, und weil sie jetzt im Nebel liegen, scheinen sie dir so verschwommen, dass du dich fragst, ob sie überhaupt echt sind. Ich habe festgestellt, dass es manchmal gut ist, Satan hier ein wenig Raum zu geben: die Erweise zu verwerfen und anzunehmen, was er sagt, wäre wahr – nämlich, dass wir verführt seien –, und dann zu Christus fliehen, so wie wir sind, ohne Widerrede, einfach an seinem Blut und seiner Gerechtigkeit hängend, als hilflose Sünder, in dem Schluss, dass, wenn wir auch umkommen sollten, wir es dennoch gewagt hätten, uns auf ihn zu werfen. So werden wir erweisen, ob es wahr ist, dass er alle, die durch ihn zu Gott kommen, immer retten kann und wird. Du kannst dir nicht vorstellen, welche Erleichterung ich auf diese Weise erfahren habe! Aber was auch immer bei dir der Fall sein mag: Das Heilmittel ist in Christus. Möge es bald zur Anwendung kommen, so, dass du es spürst.

Ruth Br yan

22. Januar

Die Macht des Gebets

Du hast mit Gott und mit Menschen gerungen und hast obsiegt.

– 1.Mose 32,28 ELB –

Welch eine Erleichterung ist dem Herzen ein heiliges, offenes und liebevolles Gespräch mit Gott, unserem besten Freund! Er ist so bereit, uns Gutes zu tun – und das aus ewiger und grenzenloser Liebe, die souverän und von allen unseren Wünschen völlig unabhängig ist. Ist es nicht ein hohes Vorrecht, einen solchen zu haben, zu dem wir gehen können, wenn wir bedrängt sind? Die besondere Verheißung, die Gott selbst mir gegeben hat in Tagen großer Bedrängnis: „Ich will deiner Waisen Vater sein“, diese Verheißung gilt immer noch.

Gepriesen sei sein heiliger Name für die Erfüllung dieser höchst gnadenvollen Verheißung, die ich allerdings vor ihm geltend machen muss. Sie ist für mich wie ein Schuldschein, den ich jederzeit im Glauben vorweisen kann und den er, der ihn mit seinem eigenen Namen unterschrieben hat, nie zurückgewiesen hat und auch nie zurückweisen wird. Das ist meine Festung.

Oh, die Macht des Gebets vor Gott! Vielleicht kümmert sich kein Menschenherz um uns, aber das Herz – das zärtlich liebende Herz – des Gottmenschen Christus Jesus, der gesagt hat: „Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun“, dieses Herz schlägt für uns. Das ist das Vorrecht des Christen, und es ist ein großes und mächtiges Vorrecht. Mache das Beste daraus. Es ist nur für eine gewisse Zeit, dann wird die Ewigkeit unserem staunenden Blick die ganze Landkarte der unveränderlichen Liebe Gottes enthüllen, die zum Ausdruck kommt in all den sich ständig verändernden und doch stets irrtumslosen Fügungen seiner Vorsehung. Erbitte viel vor ihm, halte ihm den Schuldschein vor. Wenn wir im Namen Jesu bitten, bitten wir nie zu viel.

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.