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Mehr als Kaffee und Kuchen

Aus dem Vollen schöpfen in der christlichen Frauenarbeit

Inhaltsverzeichnis

1 Was ist Frauenarbeit?

Was Frauenarbeit ist und was sie nicht sein sollte – damit beschäftigen wir uns in diesem ersten Teil des Buchs. Wenn wir die Anforderungen an eine unter dem Segen Gottes stehende Frauenarbeit kennen, hilft uns das dabei, eine neue Arbeit unter Frauen zu planen oder eine bestehende Arbeit anzupassen. Machen wir also einen Schritt zurück, bevor wir in die Praxis eintauchen, und betrachten wir das Thema aus der Vogelperspektive.

Können wir noch zurück?

Frauenarbeit kann alles sein, vom gemeinsamen Kaffeetrinken bis hin zur tiefgründigen Bibelarbeit. Zumindest wird es heute so gehandhabt. Irgendwann haben wir uns angewöhnt, sämtliche Aktivitäten, die eine Gruppe von christlichen Frauen beinhaltet, unter den Hut der Frauenarbeit zu stecken. Dadurch ist das Wort so schwammig geworden, dass es an Bedeutung verloren hat.

Von den Anfängen

Wie die Frauenarbeit, wie wir sie heute kennen, begonnen hat, lässt sich nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Schauen wir daher etwas weiter zurück, zu den Frauen, von denen in einem der ersten Bücher der Bibel berichtet wird:

„Und sie kamen – jeder, den sein Herz dazu trieb, und jeder, dessen

Geist willig war; sie brachten dem Herrn eine freiwillige Gabe für das Werk der Stiftshütte und seinen ganzen Dienst und für die heiligen Kleider. Es kamen aber die Männer samt den Frauen, alle, die willigen Herzens waren, und sie brachten Nasenringe, Ohrringe und Fingerringe und Halsketten und allerlei goldene Geräte; alle, die dem Herrn Gold als freiwillige Gabe brachten.

Und alle Frauen, die ein weises Herz hatten, spannen mit ihren Händen und brachten das Gesponnene, Garne von blauem und rotem Purpur und Karmesin und von feinem Leinen. Und die Frauen, die ihr Herz dazu trieb und die verständigen Sinnes waren, die spannen das Ziegenhaar.

So brachten die Kinder Israels dem Herrn eine freiwillige Gabe –alle Männer und Frauen, die willigen Herzens waren, zu all dem Werk beizutragen, das der Herr durch Mose auszuführen befohlen hatte.“ (2.Mose 35,21-22.25-26.29).

Wir können uns beinahe bildlich vorstellen, wie sich die Frauen unter dem Schatten eines Baumes versammelten und gemeinsam freudig der Arbeit nachgingen. Vielleicht erklang zwischendurch Lachen, vielleicht lauschten sie den Worten einer der ihren, während ein Ohr den Kindern zuhörte, die im Hintergrund spielten. Es war eine Arbeit nach Gottes Vorgabe, daher war keine Tätigkeit unwichtig oder weniger wert als die andere.

Der Beitrag, den die Frauen leisteten, war beachtlich. An späterer Stelle wird erwähnt, dass die Frauen, die vor dem Tempel dienten, ihre Spiegel gaben, damit das Becken und das Gestell aus Erz gefertigt werden konnten (2.Mose 38,8).

Immer wieder erwähnt die Bibel Frauen. Sie stechen heraus durch ihre Treue, ihren Mut und ihre Hingabe. Die Behauptung, dass die Bibel die Geschichte von Männern sei, ist schlichtweg nicht haltbar. Es ist die Geschichte von Gott mit dem Menschen. Durch die Zeit hindurch berief Gott immer wieder Frauen und Männer in seinen Dienst. So lesen wir auch zu der Zeit Jesu von Frauen, die hingebungsvoll dienten:

„Und es geschah danach, dass er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf zog, wobei er das Evangelium vom Reich Gottes verkündigte; und die Zwölf waren mit ihm, und auch etliche Frauen, die von bösen Geistern und Krankheiten geheilt worden waren: Maria, genannt Magdalena, von der sieben Dämonen ausgefahren waren, und Johanna, die Frau Chusas, eines Verwalters des Herodes, und Susanna und viele andere, die ihm dienten mit ihrer Habe“ (Lukas 8,1-3).

Dienst an den Schwestern

Was sagt uns das nun? Die Verse sprechen nicht direkt die Frauenarbeit an, sondern die Arbeit von Frauen in Gottes Reich. In den Bibelstellen sehen wir Frauen, die einen wichtigen Beitrag in der Gemeinde Christi leisten. Genau dort liegt die Verbindung, denn dafür sollen sie ausgerüstet werden. Betrachten wir diese Frauen, dann sehen wir, dass Frauenarbeit mehr sein muss als ein Pool erschöpfter Frauen. Es ist eine Gruppe von Frauen, die bereit sind, in Gottes Reich anzupacken und Jesus treu nachzufolgen.

Was können wir jedoch tun, wenn unsere Gemeinde aus erschöpften Frauen besteht, die alle Hände voll zu tun haben und sich nicht noch um andere kümmern können? Auch für sie muss in der Gemeinde Platz sein, aber dabei darf es nicht bleiben. Das Leben damals war vielleicht weniger komplex, aber mit Sicherheit nicht leichter. Lukas 8 verdeutlicht auf wunderbare Weise, was geschieht, wenn wir zu Jesus kommen: Er heilt. Er befreit uns von unseren Gebundenheiten, ob Dämonen oder Sünden — wir werden frei davon. Wir sind nicht mehr länger Diener der Sünde, sondern Diener der Gerechtigkeit (Römer 6,20-23). Dann erscheint uns das Eintauchen in Gottes Wort, die gemeinsame Anbetung und der Dienst an anderen nicht als zeitraubend, sondern es ist belebend. Wo wir uns zuvor noch um uns selbst und um die Sünde gedreht haben, schenkt uns Gott eine neue Ausrichtung und ein neues Ziel. Wir soll-

ten Anstrengung nicht um jeden Preis vermeiden, nur weil wir sie als unnötig erachten.

Zugegeben, manchmal mag es sich zwar so anfühlen, aber Arbeit ist kein Fluch, sie ist nichts, was wir umgehen sollten. Sie ist nicht das Resultat des Sündenfalls. Der Sündenfall hat sie beschwerlich gemacht und viel Mühsal gebracht, doch die Arbeit selbst war von Gott von Anfang an vorgesehen (1.Mose 2,15). Wer schon einmal für eine längere Zeit arbeitslos war, hat vielleicht schon selbst erlebt, wie dies aufs Gemüt schlägt.

Auch das Dienen ist eine Arbeit. Da Gott uns dazu geschaffen hat, zu arbeiten, erhalten wir bei der Ausübung eine Befriedigung. Es mag anstrengend sein, aber wer kennt es nicht, dass er nach einem langen Arbeitstag oder einem aufopfernden Dienst zufrieden ins Bett sinkt?

In der Bibel kommt das Thema „dienen“ immer wieder vor. Vielleicht weil wir bei der Umsetzung im eigenen Leben so viel Mühe damit haben. So viel Mühe, dass wir es oft lieber umgehen würden. Als meine Schwester ihren Umzug plante, bot ich ihr an mitzuhelfen. Sie lehnte jedoch dankend ab und in mir machte sich sofort Erleichterung breit. Einige Tage später kam sie auf mich zu und fragte, ob ich nicht doch helfen könnte, weil sie ihre Planung kurzfristig umstellen musste. Ich hatte Zeit, meine Pläne hatten sich nicht geändert, aber meine Motivation war nicht dieselbe wie zuvor. Eine „Forderung“ gibt dem Dienen einen leicht bitteren Nachgeschmack. Der Dienst geschieht nicht mehr aus freien Stücken.

Solche Erlebnisse zeigen uns unser Herz. Wenn wir etwas von uns aus anbieten, sind wir in der gebenden Position. Wir sind großzügig und fühlen uns immer noch wie Herrscher oder Gönner, die sich dazu herablassen, anderen etwas Gutes zu tun. Es war unsere freie Entscheidung und niemand konnte uns dazu zwingen. „Fordert“ jemand aber etwas ein, sind wir plötzlich nicht mehr in dieser Position. Stattdessen finden wir uns als Diener wieder. Ganz unten. Aber wir sind Diener, keine großzügigen Herrscher. Es ist nicht so, dass wir dienen,

obwohl wir es eigentlich nicht nötig hätten. Wir dienen, weil dies unsere Aufgabe ist (Matthäus 20,25-28; Kolosser 3,24; Philipper 2,4 u. a.). Dies ist ein grundlegender Unterschied.

In der Apostelgeschichte lesen wir von einer Frau, die ein geistliches Leben führte, das Wellen in die ganze Gemeinde warf.

„In Joppe aber war eine Jüngerin namens Tabitha, was übersetzt ‚Gazelle‘ heißt; diese war reich an guten Werken und Wohltätigkeit, die sie übte. Und es geschah in jenen Tagen, dass sie krank wurde und starb; und man wusch sie und legte sie ins Obergemach. Weil aber Lydda nahe bei Joppe liegt und die Jünger gehört hatten, dass Petrus dort war, sandten sie zwei Männer zu ihm und baten ihn, nicht zu zögern und zu ihnen zu kommen. Da stand Petrus auf und ging mit ihnen. Und als er angekommen war, führten sie ihn in das Obergemach, und alle Witwen traten zu ihm, weinten und zeigten ihm die Röcke und Kleider, die Tabitha gemacht hatte, als sie noch bei ihnen war“ (Apostelgeschichte 9,36-39).

Tabithas Dienst im Leben ihrer Nächsten hatte einen solchen Einfluss, dass ihr Tod eine große Lücke in der Gemeinde hinterließ. Gott erweckte sie noch einmal zum Leben und sicherlich diente sie ihm und den Witwen der Gemeinde danach weiterhin. Ihr Leben ist jedoch kein Aufruf an uns, für andere unentbehrlich zu werden und sie von uns abhängig zu machen. Schnell können wir in der Gefahr stehen, auf diese Weise unser fehlgeleitetes Selbstwertgefühl aufzupolieren, aber genau darum geht es im Dienst an anderen nicht. Stattdessen wollen wir so leben, dass unsere Taten einen guten Einfluss auf unsere Mitmenschen haben.

Herr, „lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“ (Psalm 90,12 LUT ). Was wird man bei unserer Beerdigung sagen? Wie haben wir unsere Zeit genutzt?

Unser Tun hat Auswirkungen auf unsere Gemeinde und ist gleichzeitig ein Zeugnis für diejenigen, die nicht glauben. Jesus sagt:

„Ihr seid das Licht der Welt. Es kann eine Stadt, die auf einem Berg

liegt, nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; so leuchtet es allen, die im Haus sind. So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Matthäus 5,14-16).

Wir heben uns mit unseren Taten von der Welt ab, sind anders, ein erkennbares Licht in der Finsternis. Bevor wir nun aber in den nächsten Stoffladen rennen, um Kleider für die Witwen unserer Gemeinde zu nähen, sollten wir uns überlegen, wo in unserer Zeit, an unserem Ort, Not ist. Weder wollen wir dabei aus Bequemlichkeit und Eigennutz minimalistisch sein, noch wollen wir uns überfordern, weil wir meinen, alles tun zu müssen. Stattdessen wollen wir erkennen, wo Gott uns hingestellt hat und was aus seiner Sicht gerade für uns an der Reihe ist.

Ein Dienst für Gott

Auch wenn wir einem anderen Menschen dienen, sollen wir es doch zu Gottes Ehre tun. Die Taten Jesu ermöglichen es uns, nicht in einer alleinigen Knechtsbeziehung zu bleiben, denn er nennt uns seine Freunde (Johannes 15,15). Dennoch bleiben wir auch seine Diener und er unser Herr. Es ist unsere Aufgabe, Gottes Liebe anderen weiterzugeben, und dies hat manchmal durchaus unangenehme Konsequenzen. Es darf uns etwas kosten. Wir stellen uns selbst zurück und können dies mit voller Hingabe tun, weil wir etwas mit Bestimmtheit wissen. Wir müssen weder an unserem Stolz noch an unserem Geld oder unseren Wünschen krampfhaft festhalten, denn Gott sorgt für uns (1.Petrus 5,7). So sind wir frei zu geben, frei zu dienen, und frei zu lieben. Die Hoffnung, die wir in Jesus Christus haben, ist kostbar und mit nichts auf dieser Welt zu vergleichen. Daher kann Paulus angesichts von Aufopferungen und Leiden sagen, dass im Vergleich zu der Herrlichkeit, an der uns Gott teilhaben lassen wird, nichts davon ins Gewicht fällt (Römer 8,18).

Diese Tatsache ist elementar, wenn es um die Frauenarbeit geht, denn darin rüsten wir Frauen für den Dienst aus. Wir dienen in Gottes Reich und tun dies durch die Verherrlichung Gottes (auf die Frage, wie wir Gott verherrlichen können, gehen wir später in diesem Kapitel noch genauer ein). Wir erfreuen uns an Gott, erkennen und preisen ihn für seine Weisheit, seine Größe, seine Stärke, Liebe und Gnade und wir verherrlichen ihn mit unserem ganzen Leben, indem wir seinen Willen suchen und tun. Der Dienst an anderen ist nicht bloß ein Teil des christlichen Lebens. Er ist das Resultat der Erkenntnis, wer Gott ist und was er getan hat. Diese Grundlagen finden wir zwar nicht nur in der Frauenarbeit, aber es gibt gute Gründe, weshalb wir in der Gemeinde nicht auf diesen Zweig verzichten sollten.

Lauter gute Gründe

Warum sollte die Zeit im Gottesdienst oder in der Kleingruppe (z. B. Hauskreis, Bibelstudiergruppe) nicht ausreichen? Warum benötigen wir noch zusätzlich eine Frauenarbeit? Viele Gemeinden haben keine klare Antwort auf diese Frage. Doch sie ist durchaus berechtigt. Denn wenn eine Gemeinde einen solchen Dienst unterstützen soll, muss sie dann nicht wissen, ob sich der Aufwand lohnt?

Stellt man andererseits die Frauenarbeit infrage, kommen schnell entrüstete Kommentare. Natürlich brauchen Frauen Frauenarbeit!

Aber wozu? Könnten wir nicht genauso gut auf das Frauenfrühstück verzichten? Sind die Frauentreffen, in denen Frauen aus der Bibel thematisiert werden, wirklich so fundamental? Können wir Theologie nicht genauso gut in Hauskreisen lernen?

Oder liegt die Notwendigkeit ganz woanders? Brauchen wir Frauen einen Ort, an dem wir auftanken können, wo man uns versteht, wo wir Tipps und Tricks für unser Leben erhalten? Einen Samstagmorgen oder ein Wochenende frei von allen Verpflichtungen, wo wir uns

erholen können und nicht ständig zehntausend Anfragen und Anforderungen an uns jonglieren müssen? Eine Zeit, in der es einfach mal um uns geht?

Wenn Frauenarbeit so beschrieben wird, dann ist sie, so verlockend es auch klingen mag, wohl eher eine Selbsthilfegruppe oder ein Erholungsangebot. In diesem Buch soll eine andere Art der Frauenarbeit vorgestellt werden. Auch wenn nichts Schlechtes an den erwähnten Veranstaltungen ist, wollen wir nicht dort stehen bleiben. Uns muss bewusst sein, dass Frauenarbeit so viel mehr ist. Haben wir irgendwann vergessen, welches Potenzial in uns steckt?

Eigentlich wollen wir diese Frage verneinen und dennoch geben wir uns so schnell zufrieden und schöpfen nicht aus dem Vollen. Vielleicht aus Bequemlichkeit, vielleicht aus Unwissenheit oder es interessiert uns schlichtweg nicht. Sonst könnten wir wohl kaum erklären, dass wir uns mit einem Bibelvers als Malvorlage begnügen oder dass uns ein persönlicher Austausch mit Fokus auf den eigenen Empfindungen ausreicht. Es mag auf eine oberflächliche Weise ermutigend sein, aber wir sollten danach nicht den Schlusspunkt setzen, denn diese Dinge sind viel mehr Ergänzungen als Grundlagen. Dennoch haben wir zugelassen, dass sie einen Großteil der Frauenarbeit ausmachen.

Es ist, als ob wir uns mit Schokoladenpudding und Erdbeereis den Bauch vollschlagen und behaupten würden, dass uns dies ausreicht. Aber Frauenarbeit sollte das Potenzial in uns Frauen freisetzen. Oft ist uns gar nicht bewusst, wie viel Gott in uns hineingelegt hat – und damit ist nicht die Lüge gemeint, die uns die Welt weismachen will! Nein, als Frau kannst du nicht alles erreichen und du kannst auch nicht alles sein, was du willst (genauso wenig wie als Mann). Aber wir haben einen unglaublich großen Einfluss auf unser Umfeld, unsere Familie, unseren Ehemann, unsere Kinder – und genauso groß ist auch die Verantwortung, die wir tragen. Wir haben wundervolle Gaben, die Gott uns geschenkt hat, damit wir andere damit erbauen,

ihnen dienen und sie fördern. Wir sind einzigartig geschaffen und doch gibt es Dinge, die auf jede von uns zutreffen. Die Berufung als Frau und als Christ ist bei allen Frauen dieselbe. Die individuelle Berufung (ob oder wen wir heiraten, wie und wo genau wir Gott dienen, in der Gemeinde, in unserem Umfeld usw.) ist dagegen verschieden. In der heutigen Zeit verlangen viele Menschen nach ihrer Berufung, aber sie legen den Fokus auf die individuelle Berufung, und die allgemeine scheint in den Hintergrund zu treten. Auch unsere allgemeine Berufung als Frau und als Christ muss uns bewusst sein. Natürlich haben wir mit der Bibel das nötige Hilfsmittel, um uns selbst damit zu beschäftigen. Doch tun wir dies ausreichend?

Die Wahrheit ist: Wir können es gar nicht. Auch wenn wir uns Zeit nehmen sollen, um Gott alleine im Gebet und in seinem Wort zu suchen, so macht dies doch nur einen Teil unseres Glaubenslebens aus. Denn Gott hat für die Gemeinde ein klares Bild. Es ist die Gemeinschaft. Christsein ist nie ein Alleingang. Wir sind verschiedene Glieder im Leib Christi, die sich gegenseitig unterstützen und ergänzen. Wir lernen voneinander, korrigieren und stärken uns. Wir brauchen Lehre, die uns direkt anspricht und Fragen wie die folgenden behandelt:

• Wer sind wir?

• Was ist unsere Aufgabe?

• Wie erreichen wir dieses Ziel?

Es ist wichtig, zu verstehen, wie Gott uns als Frauen geschaffen hat. Da diese Thematik den Sonntagmorgengottesdienst bei Weitem sprengen würde und die nahe Begleitung wie auch der Austausch fehlen würden, brauchen wir Frauenarbeit. Was geschieht, wenn wir ein falsches Bild vom Frausein haben? Das wäre durchaus keine Kleinigkeit. Können dadurch nicht ganze Ehen zerstört werden (ebenso wie durch ein falsches Verständnis von Männlichkeit)? Ist es nicht eine Gefahr, dass wir dieses Denken

an unsere Kinder weitergeben? Hindern wir nicht das Gedeihen der Gemeinde und unser eigenes Wachstum?

Weiblichkeit ist kein Randthema, welches einmal im Jahr in der Predigt angesprochen werden kann. Es ist elementar für die Identität einer Frau. Wenn wir als Frauen nicht verstehen und annehmen, wie und für was uns Gott geschaffen hat, leben wir nicht in unserer Berufung. Wir helfen einander, indem wir uns eben diese Dinge lehren (Titus 2,3-5). In einer Gemeinde, in der dies natürlich geschieht, in der ältere Frauen jüngere an der Hand nehmen und in der sie sich lehren, erbauen und gegenseitig korrigieren, braucht es vermutlich keine organisierte Frauenarbeit, denn sie geschieht bereits. Doch viele Gemeinden sind auf eine Struktur angewiesen, damit sie diesem Auftrag gerecht werden.

Dr. Charles H. Dunahoo gibt unter anderem folgende Gründe an, weshalb wir in den Gemeinden Frauenarbeit benötigen:1

1. Durch die biblische Geschichte hindurch bis zur heutigen Kirchengeschichte haben Frauen im Dienst der Gemeinde und dem Reich Gottes eine maßgebliche Rolle gespielt.

2. Paulus schreibt, dass die Gemeinde sich selbst auferbaut in der Liebe. Der Leib ist zusammengefügt und gefestigt durch jede Verbindung. Diese wird mit der Kraft genährt, die jedem Glied zugemessen ist (Epheser 4,16). Der Apostel weist darauf hin, dass jeder Teil – oder jede Person – in der Gemeinde für den Dienst geschult und ausgerüstet werden soll. Dies beinhaltet auch die Frauen in der Gemeinde.

3. Die Schöpfungsordnung sollte in der Gemeinde nicht nur gelehrt, sondern auch ausgelebt und gefördert werden.

1 J. Ligon Duncan/Susan Hunt: Women’s Ministry in the Local Church (Wheaton, IL : Crossway, 2006), S. 29-30.

Frauenarbeit ist eine von mehreren Möglichkeiten, wie wir den biblischen Auftrag erfüllen können. Die Arbeit bietet uns Raum und Zeit, Frauen als wertvolle Glieder des Leibes Christi auszurüsten und sie über sich selbst, über Gott und über die Welt zu lehren. Sie ist daher weit mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung.

Bitte kein Beschäftigungsprogramm

Beides, sowohl der geistliche Inhalt wie auch die Gemeinschaft, sind für die Frauenarbeit essenziell und dürfen nicht zu kurz kommen. Legen wir den Fokus auf die Gemeinschaft und messen dem Inhalt zu wenig Gewicht bei, so können wir zwar schöne Nachmittage miteinander verbringen, aber wir werden nicht genährt. Vermutlich möchten viele widersprechen, da sie solche Zeiten oft als wertvoll erleben. Und Gemeinschaft ist tatsächlich sehr wichtig, doch sie allein reicht nicht aus. Wir müssen mit biblischen Inhalten genährt werden. Nur so wird unser Glaube gestärkt, sodass wir für das Leben als Christ ausgerüstet sind.

Das bedeutet, dass wir in Gottes Wort eintauchen und uns mit den biblischen Wahrheiten beschäftigen. Dadurch werden sie immer tiefer in unser Herz eingeprägt und wir erkennen Gottes Liebe mehr und mehr, bis unser Denken und Handeln davon triefen.

Es reicht nicht aus, wenn wir einige Verse aus dem Kontext reißen und sie zu einem „Mantra“ verkommen lassen. Ein beliebtes Beispiel ist Psalm 139. Ja, wir sind wunderbar geschaffen und die Zusagen in diesem Psalm sind wunderschön und bestätigend. Doch einer der Gründe, weshalb wir dies immer und immer wieder hören müssen und so viele Frauen Mühe damit haben, diese Zusage für sich anzunehmen, ist, dass sie aus dem Kontext gerissen wurde. Der Fokus des Psalms ist ein völlig anderer! Solange wir so mit Gottes Wort umgehen und nur die eine Hälfte der Wahrheit beachten, berauben wir es

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