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JOHN BUNYANS PILGERREISE FÜR KINDER

KLEINE R PILGER AUFGROSSERREISE

Teil 2

JOHN BUNYANS PILGERREISE FÜR KINDER

KLEINE R PILGER AUFGROSSERREISE

Teil 2

Ihr jedoch seid das von Gott erwählte Volk; ihr seid eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk, das ihm allein gehört und den Auftrag hat, seine großen Taten zu verkünden –die Taten dessen, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.

Früher wart ihr nicht Gottes Volk –jetzt seid ihr Gottes Volk.

Früher wusstet ihr nichts von seinem Erbarmen –jetzt hat er euch sein Erbarmen erwiesen.

Liebe Freunde, ihr seid nur Gäste und Fremde in dieser Welt. Deshalb ermahne ich euch, den selbstsüchtigen Wünschen der menschlichen Natur nicht nachzugeben, denn sie führen einen Krieg gegen eure Seele.

1. Petrus 2,9–11

Einführung

Der Autor dieses Buches, John Bunyan, verbrachte zwölf Jahre seines Lebens im Gefängnis, weil er entschlossen war, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen. Er sagte: »Lieber bleibe ich im Gefängnis, bis mir Moos auf den Augenlidern wächst, als Gott ungehorsam zu sein.«

Außerdem sagte er: »Lieber bleibe ich bis zum Ende meines Lebens im Gefängnis, als mein Gewissen zu verleugnen.«

1672 wurde John Bunyan endlich aus dem Gefängnis entlassen. Sechs Jahre später erschien Die Pilgerreise. Im ersten Band weigerte sich Christians Familie, ihn zu begleiten, und blieb in der Stadt der Zerstörung zurück.

Viele Leute, die die Geschichte lasen, fragten sich, was aus Christians Familie wurde. Deshalb veröffentlichte John Bunyan 1684, sechs Jahre später, den zweiten Teil. Darin geht es um die Reise von Christians Familie in die Himmelsstadt. Diese Geschichte wird hier im zweiten Teil von Kleiner Pilger auf großer Reise nacherzählt.

Ich habe versucht, dem Erzählfluss und der Betonung des Originals zu folgen und gleichzeitig die Geschichte natürlicher mit Teil 1 zu verbinden. Szenen und Charaktere wurden angepasst, um den Kindern zu helfen, sich leichter mit den zeitlosen Wahrheiten dieses Buches zu beschäftigen und diese besser zu verstehen.

Mein Gebet ist, dass die Wahrheiten dieser Geschichte die Herzen und den Verstand vieler kleiner Pilger beeinflussen, wenn sie sich auf ihre eigene große Reise des Glaubens begeben.

Was ist eine Allegorie?

Die Pilgerreise ist keine gewöhnliche Geschichte, sondern wurde als Allegorie geschrieben. Das ist ein schwieriges Wort, oder? Eine Allegorie ist eine Geschichte mit einer tieferen Bedeutung. Jeder Ort und jede Person, die in der Geschichte vorkommen, sollen uns etwas Wichtiges beibringen.

Die kurzen Zusammenfassungen und Fragen am Ende der Kapitel können dabei helfen, die Bedeutung der Allegorie besser zu verstehen.

Ein Pilger ist jemand, der sein Zuhause verlässt, um eine große Reise zu machen. John Bunyan glaubte, dass das christliche Leben wie eine Pilgerreise zum Himmel ist, bei der dem Pilger unterwegs große Freuden und Herausforderungen begegnen. Die Pilgerreise ist die Geschichte von John Bunyans Erfahrungen als Christ, aber sie steht auch für den Weg aller Christen.

Während wir Christiane und ihren Brüdern auf der Reise zur Himmelsstadt folgen, setzen wir uns durch die Erzählung mit vielen biblischen Themen auseinander. Ein Thema, das immer wieder vorkommt, lautet: »Das Bittere kommt vor dem Süßen.« Weil John Bunyan Jesus von Herzen nachfolgte und deshalb zwölf bittere Jahre im Gefängnis verbrachte, verstand er das sehr gut. Aber jetzt ist er bei seinem Erlöser und genießt die süße Belohnung für seinen treuen Dienst.

Kapitel 1

Vom König eingeladen

Als ich durch einen Wald wanderte, fand ich einen ruhigen Ort zum Schlafen. Während ich schlief, hatte ich wieder einen Traum. In diesem Traum sah ich Christians Schwester Christiane. Sie weinte leise vor sich hin und sagte: »Weh mir! Ich bin verloren.«

Christiane weinte, weil sie Christian vermisste und dachte, dass sie ihn vielleicht nie mehr wiedersehen würde. Sie erinnerte sich an die Gemeinheiten, die sie zu ihm gesagt hatte, und daran, dass sie nicht auf sein liebevolles Flehen gehört hatte. Manchmal dachte sie, dass sie Christians Stimme höre, wie er rief: »Oh, was kann ich tun, um gerettet zu werden?«

Christiane ging zurück nach Hause. Dort sagte sie zu ihren Brüdern: »Christian ist für immer weg und das ist ganz allein unsere Schuld! Warum sind wir nicht mit ihm gegangen?«

»Ich dachte, er wäre ein Spinner«, sagte ihr älterer Bruder Samuel, »aber jetzt weiß ich, dass er der Klügste von uns allen war. Ihm wurde das Licht des Lebens geschenkt, aber wir bleiben in der Dunkelheit.«

Christianes jüngerer Bruder Jakob rief: »Christian hat uns sein Buch gezeigt, uns vom König erzählt und uns sogar in die himmlische Stadt eingeladen, aber wir wollten einfach nicht hören! Jetzt sind wir verloren.«

In dieser Nacht hatte Christiane einen merkwürdigen Traum. Sie sah eine große, geöffnete Schriftrolle. Darauf standen all die bösen Dinge, die sie je getan hatte – jede Lüge, jeder Betrug, jeder Wutausbruch. Die Schriftrolle wurde vor ihren Augen immer größer und größer, bis sie Christiane zu erdrücken drohte.

Zitternd vor Angst wachte sie auf und schrie: »Herr, hab’ Erbarmen mit mir wegen all meiner Sünden!«

Erleichtert sagte sie zu sich selbst: »Es war nur ein Traum.« Sie schlief wieder ein und träumte noch einmal.

Dieses Mal war ihr Traum jedoch angenehmer. Sie sah Christian in der himmlischen Stadt, umgeben von so glücklichen Menschen, wie Christiane sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie sangen und tanzten in der Nähe eines Königsthrons.

Die Musik, die sie hörte, war schöner als jede Melodie auf der Erde, und Christians Gesicht leuchtete vor Freude heller als die Sonne. Alle Kinder in der Stadt sangen zusammen: »Ich dank dir, mein Herr, für deine Güte und Gnade. Ich dank dir, mein König, für alles, was ich habe.«

Als Christiane aufwachte, betete sie, und schon bald beteten auch ihre Brüder mit: »Lieber König, bitte vergib uns. Wenn es nicht zu spät ist, wollen wir auch Pilger werden.«

Noch während sie beteten, klopfte es. Evangelist stand vor der Tür!

Er sagte zu den Kindern: »Der König ruft euch in die Himmelsstadt, und zwar heute noch! Ihr sollt zusammen mit Christian und allen, die zum König gehören, dort sein, wo die Sonne nie untergeht, das Glück nie endet und keine Tränen vergossen werden.«

»Ach, ich wünschte mir so sehr, es wäre wahr!«, sagte Christiane. »Aber woher soll ich wissen, ob der König mich tatsächlich annimmt?«

Evangelist zog einen Brief aus der Tasche und erklärte: »Der König wusste, dass es dir schwerfallen würde, es zu glauben, und schickte dir deshalb einen Brief.«

Der Brief roch süßer als ein Strauß Rosen und war mit goldener Tinte geschrieben. Christiane las: »Mein Kind, ich habe dich schon immer geliebt. Komm und wohne in meiner Stadt, iss von meinem Tisch und lebe für immer mit meinem Volk zusammen.«

»Oh«, sagte Christiane, »würdest du uns dort hinführen? Es ist kein leichter Weg in die Stadt des Königs.«

»Es ist in der Tat ein schwieriger Weg«, stimmte Evangelist zu. »Aber das Bittere kommt vor dem Süßen.«

Dann erklärte Evangelist: »Ihr müsst den gleichen Weg nehmen wie euer Bruder. Folgt dem Licht zur engen Pforte. Unterwegs stehen viele Diener des Königs zu eurer Hilfe bereit.«

Der alte Mann erinnerte sich an Christians Reise und all die Schwierigkeiten, die ihm auf dem Weg begegnet waren. Er wusste, dass auch die jungen Pilger vielen Versuchungen begegnen würden. Deshalb stiegen ihm Tränen in die Augen, diese waren jedoch mit Freudentränen vermischt, denn er kannte auch die große Freude, die den Kindern bevorstand.

Am nächsten Morgen, als Christiane und ihre Brüder ihr Zuhause in der Stadt der Zerstörung verließen, war es ungewöhnlich hell und schön. Sie ließen alles zurück, um dem Weg des Königs zu folgen.

Der Beginn dieser Reise war unbeschwert und fröhlich und sie sangen gemeinsam: »Gerettet vom Zorn und vom Tod befreit, sind wir nun dem König geweiht.

Der Weg ist lang, doch wir ziehen hinaus zur Himmelsstadt, unsrem ew’gen Zuhaus’.«

Kurz und knapp

In Kapitel 1 sehen wir den Heiligen Geist am Werk, der die Herzen der Kinder darauf vorbereitet, das Wort des Königs aufzunehmen. Von Christians Vorbild beeinflusst, möchten nun auch die anderen Familienmitglieder Pilger werden. Christiane fühlt die Last ihrer Sünde, auch wenn sie, anders als Christian, keine Last auf dem Rücken trägt. Jesus sagt in Johannes 16, 8, der Heilige Geist »wird den Menschen die Augen öffnen über Sünde, Gerechtigkeit und Gericht«.

Christiane sieht in ihrem Traum eine Schriftrolle, die alle bösen Taten beinhaltet, die sie je getan hat. Diese Schriftrolle ist wie Gottes Gesetz, das uns unsere Sünden offenbart (vgl. Röm 7, 7). Der Geist Gottes benutzt das Gesetz, um uns von unserer Schuld zu überführen; so lernen wir, dass wir einen Retter brauchen, der uns von der Verurteilung befreit, die unsere Sünde mit sich bringt (vgl. Gal 3, 24). Wenn der Heilige Geist nicht in uns wirkt, sind unsere Herzen verhärtet für Gottes Wahrheit und wir können die Schönheit des Evangeliums nicht sehen.

Weil sie wissen, dass nur der König sie retten kann, verlassen Christiane, Samuel und Jakob ihr Zuhause, um dem Weg des Königs zu folgen. Als Jesus seine Jün-

ger berief, forderte er sie dazu auf, alles hinter sich zu lassen und ihm zu folgen (vgl. Lk 14, 25–33). Die Errettung ist ein Geschenk von Gott, das zu einer ewigen Belohnung führt (vgl. Eph 2, 8–9). Dennoch kostet es in diesem Leben etwas, Jesus nachzufolgen. Christen erleben manchmal viele Schwierigkeiten, aber es wartet eine ewige Belohnung auf alle, die sich von ihrer Sünde abwenden und sich Jesus anvertrauen, um gerettet zu werden.

Die Allegorie verstehen

1. Was bedeutete Christianes Traum?

2. Warum entschieden sich Christians Geschwister dazu, auch Pilger zu werden?

Die Allegorie anwenden

3. Wie hilft uns Gottes Gesetz dabei, zu verstehen, dass wir sündigen und einen Erlöser brauchen?

4. Evangelist sagte: »Das Bittere kommt vor dem Süßen.« Was bedeutet das?

5. Hat Gott jeden dazu aufgerufen, sich von seinen Sünden abzuwenden und ihm zu folgen?

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