











Ein Gespräch mit Florence Bonnefous vom Dorothy Iannone Estate und Anthony Atlas vom William N. Copley Estate
A conversation with Florence Bonnefous of the Dorothy Iannone Estate and Anthony Atlas of the William N. Copley Estate
Julika Bosch (JB): Wer sich mit dem Leben von William N. Copley und Dorothy Iannone vertraut macht, entdeckt trotz aller Unterschiede viele interessante Parallelen, sowohl biografisch als auch in ihren Werken. Beide studierten Sprache und Linguistik – William N. Copley Englisch, Dorothy Iannone amerikanische und englische Literatur – und nicht etwa Kunst, bevor sie mit der Malerei begannen. Wie schlägt sich das in ihren Werken nieder?
Florence Bonnefous (FB): Tatsächlich war Literatur als Kunst- und Ausdrucksform für Dorothy immer von großer Bedeutung, und auch in ihren visuellen Arbeiten griff sie das Thema ganz bewusst auf. Zwar begann sie das Malen 1959 in einem ziemlich rohen Stil des abstrakten Expressionismus, aber schon 1962 erscheinen Wörter oder Textcollagen auf ihren Bildern. Das Schreiben war immer Teil ihrer künstlerischen Praxis. Außerdem pflegte sie langjährige Briefwechsel mit Freund*innen, vor allem aus den USA, Frankreich und Deutschland. Diesen regen Schriftverkehr verstaute sie sorgfältig in Schuhkartons. Er begleitete sie während ihrer gesamten Zeit im Ausland von einem Ort zum nächsten. Die Briefe beziehen sich, genau wie sämtliche ihrer Werke, sehr oft auf literarische Schriften. Das Künstlerinnenbuch war für Dorothy ein wichtiges stilistisches Mittel und wurde zum festen Bestandteil
Was könnt ihr uns über Iannones und Copleys Meinung zu Kategorisierungen in der Kunstwelt, zum „engen Korsett der Ismen“, sagen? Welche Rolle spielt ihre (teilweise strikte) Verweigerung, sich in eine Schublade stecken zu lassen, in der (historischen) Wahrnehmung ihrer Arbeit?
AA: Der inzwischen verstorbene Kurator Germano Celant erkannte Copleys Abneigung gegen stilistische Kategorisierungen und hob die Radikalität des Künstler hervor, der die Welt des Persönlichen erkundete, während viele andere Kunstschaffende vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die 1960er Jahre hinein unter dem Zauber des Action Painting und des abstrakten Expressionismus standen.12 Was Pop Art angeht, bildete sich Copleys Bildsprache während der 1950er Jahre in Frankreich heraus, abseits von den Zentren der Szene in London und New York. Als er Ende 1962 in die USA zurückkehrte und nach New York zog, hatte die Bewegung bereits ihre Stars, und Copleys eigenwilliger Figurativismus wollte nicht recht in die Pop-Schablone passen. Trotzdem wurde er in mehrere bekannte Pop-Art-Ausstellungen der ersten Stunde aufgenommen, darunter Pop Art USA im Oakland Art Museum im Jahr 1963, kuratiert von John Coplans. Auch in seiner Serie Flags von 1961–62, die ich zu seinen wichtigen Arbeiten zählen würde, obwohl sie eher unbekannt ist, wandte er viele der Bildstrategien aus der Pop Art an. Wäre Copley gezwungen gewesen, einen „Ismus“ für sich zu wählen, hätte er sich wohl als Surrealist identifiziert, vor allem wegen des Einflusses, den die Mitglieder der Szene auf ihn als Person hatten. „Ich nenne mich nur einen Surrealisten wegen meiner Verbindung zu den Menschen“, hat er einmal gesagt, „und weil ich mir mit ihnen einig bin. Bei ihnen bin ich zu Hause.“13

hinterließ bei Copley einen bitteren Nachgeschmack. In bestimmten Fragen des Kunstgeschäfts konnte er eine ziemliche Professionalität an den Tag legen und erwartete von Szeemans Team wahrscheinlich eine bessere Behandlung.
JB: Anthony, is it true, that Copley might also not have earned much support from Szeemann?
AA: He was supportive, but Copley had bad luck with his experience participating in documenta 5, which Szeemann curated. Eight of the ten editioned flags (Imaginary Flags for Ten Countries, 1972/1972–1991) loaned to the exhibition by Copley were stolen off their flagpoles in front of the Neue Galerie building. The documenta organisers were unhelpful in reimbursing the costs of Copley’s lost artworks. The insurance company declared since they were exhibited outside of the venue, they were not subject to coverage. I assume this whole ordeal left a bad taste for Copley, who could be quite professional in certain art business matters and probably expected better treatment from Szeemann’s team.





