Boutique Hotel Badhaus, Brixen/Bressanone, Italien
| Foto: Paul Kozlowski
Brixen, auf Italienisch Bressanone, liegt im Herzen von Südtirol. Das Badhaus erhebt sich aus einem Karree inmitten des mittelalterlichen Stadtkerns.
Die Kolumba-Steine sind an einer Stahlkonstruktion angebracht, die mit dem Betonkern des Gebäudes verbunden ist. Die Daumenabdrücke auf den handgefertigten Steinen erscheinen als kleine Ornamente.
Vorzeigen des Versteckten
NORMALERWEISE WERDEN ZIEGEL HORIZONTAL VERLEGT UND DIE GROSSEN FLÄCHEN DER ZIEGEL BLEIBEN UNSICHTBAR. AN DEN FASSADEN DES BADHAUSES IN BRIXEN
WURDEN DIE KOLUMBA-STEINE JEDOCH SOWOHL NACH AUSSEN ALS AUCH HOCHKANT AUSGERICHTET. WIE HORIZONTALE BÄNDER LEGEN SIE SICH UM DAS KANTIGE GEBÄUDE UND VERLEIHEN IHM KOHÄRENZ UND SOLIDITÄT.
Martin Søberg, Architekturhistoriker, Ph.D. | Fotos: Paul Kozlowski
In der Mitte eines Karrees, von der Straße aus nicht zu sehen, liegt das Boutique Hotel Badhaus. Wir befinden uns im historischen Zentrum von Brixen in Südtirol, mit Blick auf Alpen und grüne Weinberge. Mein Weg zum Hotel führte mich durch verwinkelte Straßen und enge Gassen, durch Portale und Arkaden, über Plätze, vorbei an Brunnen, stolzen Bürgerhäusern und der Kathedrale der Stadt mit ihren zwei Kirchtürmen. Eine schmale Öffnung zwischen zwei alten Häusern bietet Zugang zu einem leicht abfallenden Durchgang, der sich verbreitert und von der Fassade des Badhauses durchbrochen wird, die zwischen den Häusern aufgespannt ist. Das Erdgeschoss ist jedoch offen, der Durchgang setzt sich unter dem Hotel fort und endet in einem lichtdurchfluteten, terrassenförmigen Innenhof.
Das Badhaus verdankt seinen Namen dem öffentlichen Badehaus der Stadt, das sich im Mittelalter in diesem Innenhof befand. Die Lage in der Nähe des Flusses Eisack ermöglichte die Wasserversorgung der Bäder. Das Badehausgebäude stand jahrhundertelang vergessen und baufällig da, sodass die Überreste nicht mehr zu retten waren. Über den Namen hinaus lebt die Idee des öffentlichen Badehauses jedoch weiter: Das Hotel ist bestrebt, für die Öffentlichkeit zugänglich zu sein. So kann der Innenhof beispielsweise für Konzerte und Lesungen genutzt werden. Und im Inneren spielt die Badefunktion bei der Gestaltung der geräumigen Badezimmer in den Hotelzimmern eine besondere Rolle, die mit großen, mit graugrünem Quarzit verkleideten Nischen ausgestattet sind.
Die unteren Etagen der beiden Hauptgebäude des Hotels stehen abgewinkelt zueinander, so dass ein trichterförmiger Ausgang zum Innenhof entsteht. Die Ziegelsteine der Fassade bilden horizontale Bänder, die sich mit Bändern aus Kupfer und opalisiertem Glas abwechseln. Das Kupfer wird zunächst fast schwarz und dann erdig grün patinieren. Dies macht die Fassade gleichzeitig stabil und veränderlich.
„Wir zeigen die Oberfläche, die sonst immer verborgen bleibt, und enthüllen die Schönheit dieses architektonischen Elements: den Ziegelstein, handgefertigt von Petersen Tegl.“ Michaela Wolf, Architektin
Schematische
Die Fassadensteine werden auch zur Pflasterung im Innenhof verwendet, der von Stufen gesäumt ist. Die Stufen schaffen eine Verbindung zwischen den verschiedenen Ebenen rund um den Innenhof und werden als Sitzgelegenheiten genutzt.
Lageplan
251020 50
Das Hotel Badhaus besteht aus zwei unregelmäßig geformten Gebäudeteilen mit vier bzw. sieben Stockwerken. Diese sind als Betonkonstruktionen gebaut, die durch eine offene Stahlkonstruktion über dem Durchgang verbunden sind. Die Stahlkonstruktion umfasst Treppen und Korridore, die den Zugang zu den Zimmern ermöglichen. Auf dem Dach des niedrigeren der beiden Gebäudeteile befindet sich ein Dachgarten. Der höchste, turmartige Gebäudeteil ist so gestaffelt, dass Platz für zwei Terrassengärten ist. Im unteren Bereich befindet sich die Rezeption, die mit der Hotelbar in einem älteren Gebäude verbunden ist. Die Rücksichtnahme auf die Nachbargebäude des Karrees hat zu einer Komposition aus kantigen Gebäuden geführt, die durch die Fassadenbänder zusammengehalten werden.
Die Fassaden sind mit Kolumba-Ziegeln an einer Stahlkonstruktion verkleidet, die am Betonkern des Gebäudes befestigt ist. Die Steine sind hochkant ausgerichtet, und zwar so dass die großen Flächen nach außen zeigen, wodurch ein Spiel zwischen horizontalen und vertikalen Linien entsteht. Die Fingerabdrücke, die beim Pressen der Steine aus der Form von Hand entstanden sind, sind wie kleine Ornamente in einer Reihe angeordnet. Die Architektin Michaela Wolf vom Architekturbüro bergmeisterwolf berichtet: „Der Ziegelstein ist eigentlich eine Verkleidung, verleiht aber dem Gebäude Solidität und Handwerkskunst. Wir zeigen die Oberfläche, die sonst immer verborgen bleibt, und enthüllen die Schönheit dieses architektonischen Elements: den Ziegelstein, handgefertigt von Petersen Tegl. Und sie sind wirklich wunderbar, jeder einzelne Stein ist unglaublich schön.“
Die Ziegelsteinbänder wechseln sich mit Bändern aus opalisiertem Glas und Kupfer ab, die in rhythmisch versetzten Feldern angeordnet sind. Die Außenwände sind so dünn wie möglich, um die Raumausnutzung zu optimieren, also musste auch der Ziegelstein dünn sein. „Kolumba war der einzige Stein auf der Welt, der uns sowohl die große Länge als auch die sehr geringe Dicke bieten konnte. Er war wirklich perfekt für uns“, sagt Gerd Bergmeister. „Aber auch die Breite der Steine war entscheidend, denn sie gab uns die Maße für Fenster und Kupferfelder vor. Wir haben den Ziegelstein ausgewählt, aber es war der Ziegelstein, der uns die Maße für alle anderen Details vorgab. Die drei Dimensionen des Ziegels waren daher für uns von grundlegender Bedeutung für die Gestaltung der gesamten Fassade.“ Die Ziegel haben eine helle, warme Farbe, die in Zusammenarbeit mit Petersen Tegl entwickelt wurde. Die Farbe ist eine Referenz an die Natursteine, die in der Wallfahrtskirche St. Michael verwendet wurden. Die Kirche grenzt direkt an das Karree, und ihren Turm, der ganz oben mit Kupfer gedeckt ist, kann man vom Badhaus aus sehen.
Das Badhaus befindet sich mitten in einem historischen Karree. Seine Form ist in die umliegenden Gebäude eingepasst. Die Farbe der Ziegelsteine ist auf die St.-MichaelKirche abgestimmt, deren spitzer Turm sich aus dem Karree erhebt.
Der Durchgang im Erdgeschoss ist mit Rauputz versehen und mit einem Relief aus blau glasierten Keramikelementen des Künstlers Michael Fliri verziert.
Der obere Teil des Gebäudes hat ein abgestuftes Profil, das sowohl mit den umliegenden Bergkämmen als auch mit den Dächern der historischen Nachbargebäude in Einklang steht.
Mit der Öffnung des vergessenen Innenhofs, der über die Passage mit dem Rest von Brixen verbunden ist, wird das dichte urbane Gefüge der Stadt um eine weitere Verbindung und einen kleinen öffentlichen Raum erweitert. Und im Grunde ist das Badhaus ein Spiegelbild der mittelalterlichen Stadt. Die Räume sind kompakt, dicht und man wird ständig um eine Ecke gelotst, hinter der etwas Neues wartet: eine besondere Aussicht oder ein besonderes Licht, neue Materialeffekte oder Zugang zu sonst verborgenen Räumen. Auf diese Weise wirkt das Gebäude nicht vollkommen neu, sondern eher organisch gewachsen, wobei die Formen und der Fluss der Räume Rücksicht auf die Umgebung nehmen. Die Materialien sind vertraut und in der historischen Stadt wiedererkennbar – Ziegel, Kupfer und Glas – werden aber auf absolut zeitgemäße Weise verwendet.
Boutique Hotel Badhaus, Brixen, Italien
Bauherrschaft: Gut Wohnen
Architekt: bergmeisterwolf
Generalunternehmer: Gut Wohnen
Ingenieur: exact – ingenieure
Fertiggestellt: 2024
Ziegel: F59, Sondernfarbe
Bei der Befestigung der handgefertigten Ziegel von Petersen Tegl auf Metall- oder Holzkonstruktionen ist Cover die typische Wahl. Im Badhaus in Brixen entschieden sich Bauherr und Architekt für Kolumba.
„Kolumba war der einzige Stein auf der Welt, der uns sowohl die große Länge als auch die sehr geringe Dicke bieten konnte. Er war wirklich perfekt für uns.“ Gerd Bergmeister, Architekt
Die Architekten Gerd Bergmeister und Michaela Wolf, Gründer des Architekturbüros bergmeisterwolf.
Die Skulptur eines Bademantels, geschaffen vom Künstler Michael Fliri, hängt über dem Durchgang zum Badhaus. Sie verweist auf die ursprüngliche Funktion des Ortes als öffentliches Badehaus.
Lageplan
Tanzende Ziegelsteine
DAS RICHARD CAIRNS BUILDING SCHEINT DER SCHWERKRAFT ZU TROTZEN UND STRECKT SICH DEM HIMMEL ENTGEGEN. DAS GEBÄUDE SPIEGELT DAS LEBEN IM INNEREN WIDER UND ERZÄHLT VON RÄUMEN FÜR BILDUNG MIT SCHWERPUNKT AUF DEN DARSTELLENDEN KÜNSTEN: TANZ, THEATER UND MUSIK.
Martin Søberg, Architekturhistoriker, Ph.D. Fotos: Stijn Bolleart
Das private Internat Brighton College wurde Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet. Das Hauptgebäude mit angeschlossener Kapelle und Halle wurde von Gilbert Scott, einem der bedeutendsten englischen Architekten seiner Zeit, im neugotischen Stil mit Mauerwerk aus Feuer- und Sandstein entworfen. Die Feuersteine stammen von der Küste, wo sie in die Kalksteinschichten der Klippen eingebettet sind oder sich durch die Erosion der Klippen über den Strand verteilt haben. In den letzten 15 Jahren wurde das Brighton College um Gebäude für verschiedene Fächer und Aktivitäten erweitert, die von verschiedenen britischen und internationalen Architekten entworfen wurden.
Das Richard Cairns Building ist das jüngste der Erweiterungsgebäude. Es liegt zentral zwischen dem Hauptgebäude und einem großen Sportplatz, dem so genannten Home Ground, und bildet gemeinsam mit der Musikschule die Mittelachse des Campus. Das vom Büro KRFT in Zusammenarbeit mit Nicholas Hare Architects entworfene Gebäude verbindet zwei Gebäudeteile im Erdgeschoss und besteht einschließlich des Untergeschosses aus vier Etagen.
Die Stockwerke sind in der Mitte des Gebäudes über eine Treppe miteinander verbunden, die in einem Atrium verläuft,
Zwischen dem Hauptgebäude und dem Richard Cairns Building wurde eine intime Passage geschaffen, wobei sich der Eingang des neuen Gebäudes ungefähr in der Mitte der Fassade befindet.
Das Brighton College liegt nur wenige hundert Meter vom Meer entfernt. Im rauen Küstenklima, wo Salz, Wind und Regen die Gebäude stark abnutzen, ist Ziegelstein ein geeignetes Material.
Der freitragende Bogen des Erdgeschosses ist in laufendem Verband aus Kolumba gebaut, wobei jeder Stein vom vorherigen leicht versetzt ist. Foto: Annette Petersen
„Wir wollten einen Ziegelstein, der sich nicht neu anfühlt, sondern so, als ob er schon seit ewigen Zeiten da wäre. Ein Ziegelstein, bei dem der Patinierungsprozess natürlich wirkt.“
Architekt Thomas Dieben
Grundriss 2. Obergeschoss
Grundriss Erdgeschoss
wo sich die Studierenden treffen. Im Erdgeschoss befinden sich ein Café und ein Aufenthaltsraum. Im Untergeschoss, das mit der Musikschule verbunden ist, befinden sich Übungsräume und zwei hohe Studios für Tanz und Theater, die mit hochliegenden Fenstern eine visuelle Verbindung sowohl zur Umgebung als auch zu anderen Räumen im Gebäude schaffen, ohne die Aktivitäten zu stören. Die Klassenräume für Englisch und Informatik sind im ersten und zweiten Stockwerk nach Nordosten ausgerichtet, während sich im oberen südwestlichen Teil ein Theater mit 400 Plätzen befindet. Der Saal, der durch ein großes rundes Oberlicht belichtet wird, verfügt über einen eingelassenen Balkon und ist mit dunklem Walnussholz verkleidet, das die intime Atmosphäre des Raums vervollständigt.
Mit konkaven Auskragungen im Westen und Süden, wo sich der Haupteingang befindet, prägt der Theatersaal das Gebäude. Im Norden wächst ein Halbbogen direkt aus dem Boden und bildet eine offene Veranda zum Sportplatz hin. Die Auskragungen werden über den Klassenzimmern im Nordosten durch geschweifte Dachflächen ergänzt, die zum Flachdach des Theatersaals hinaufgleiten. Die vielen Kurven, die in Richtung und Größe variieren, verleihen dem ansonsten kompakten Gebäude einen Ausdruck der Bewegung, ja sogar des Tanzes, gleichzeitig stellen die Kurven eine Verbindung zu den neugotischen Spitzbögen und Fensterrosen des Hauptgebäudes her.
Sowohl die Außenwände als auch die Dachbögen sind mit Ziegeln verkleidet. Die Wände bestehen aus Kolumbaziegel in verschiedenen Längen und die Dachbögen sind mit Cover gedeckt. Thomas Dieben, Architekt und Gründungsgesellschafter von KRFT, erklärt: „Die Fassaden und das Dach mussten aus demselben Material bestehen, dafür eignete sich Petersen Tegl, da der Cover aus demselben Ton wie Kolumba hergestellt wird.“ Alle vertikalen Flächen wurden vor Ort gemauert, während die gebogenen Teile des Gebäudes aus vorgefertigten Elementen bestehen.
Das Mauerwerk ist jedoch mit Feuersteinen vermischt, die an Gilbert Scotts Hauptgebäude erinnern. Im unteren Teil des Erdgeschosses dominiert der Feuerstein, nimmt darüber allmählich ab, sodass am oberen Ende der Ziegelstein den
Die Auskragungen im Westen und Süden unterstreichen den Balkon im Theatersaal. So entsteht bereits außen eine Vorstellung des Innenraums. Die Kurven verleihen dem Gebäude einen bewegten Charakter. Optisch erzeugen das Format und das Farbspiel des Steins einen fast textilen Effekt, wobei die Kurven eher wie gefalteter Stoff als schweres Mauerwerk wirken.
Das lange, schlanke Format des Kolumba-Steins ermöglicht eine präzise und raffinierte Reliefwirkung im Mauerwerk, die trotz der massiven Konstruktion als leicht und fließend erlebt wird.
Foto: Annette Petersen
Die Klassenzimmer haben große Fenster mit Blick auf den Sportplatz. Die Ausrichtung nach Norden verhindert eine Überhitzung.
„Die Fassaden und das Dach mussten aus demselben Material bestehen, dafür eignete sich Petersen Tegl, da der Cover aus demselben Ton wie Kolumba hergestellt wird.“
Architekt Thomas Dieben
Schnitt
The Richard Cairns Building, Brighton College, Brighton, UK
Bauherrschaft: Brighton College
Architekt: KRFT in Zusammenarbeit mit Nicholas Hare Architects
Hoch- und Tiefbau: Gilbert Ash
Bauingenieur: Momentum
Landschaftsarchitekt: Bradley-Hole Schoenaich
Fertiggestellt: 2024
Ziegel: F563, C563, beide Steine in speziellen Farben, die auf der Grundlage von K91 und C91 entwickelt wurden.
Das Mauerwerk ist mit Feuersteinen durchmischt, die nach oben hin weniger werden. Die vielen Farben des Feuersteins interagieren mit den zarten Schattierungen des Kolumba-Steins. Foto: Edmund Sumner
„Die Feuersteine haben viele Farben, von Weiß über Schwarz bis Braun. Wir haben all diese Farben in Steinen verarbeitet, die speziell für das Gebäude hergestellt wurden.“ Architekt Thomas Dieben
Das große Fenster im Erdgeschoss bringt Licht in das doppelgeschossige Tanzstudio im Untergeschoss. Dies schafft eine visuelle Verbindung zur Straßenebene, ohne die Tänzer zu stören.
Das neugotische Hauptgebäude wurde von Gilbert Scott entworfen und aus Sandstein und Feuerstein gebaut. Das Design der Fenster und Türen hat zu den geschwungenen Formen des Richard Cairns Building inspiriert.
gesamten Platz einnimmt. Thomas Dieben erklärt die Auswahl der Ziegel: „Wir wollten ein helles Material, das zu der neugotischen Kombination aus Feuerstein und Sandstein passt. Wir wollten keinen Sandstein verwenden, sondern etwas Zeitgemäßeres, das auf eine andere Weise eingesetzt wird. Gleichzeitig mussten wir ein Material finden, das dem von Salz, heftigen Winden und starkem Regen geprägten Küstenklima standhält. Dies führte zur Vermählung von Feuerstein und Ziegelmauerwerk.“
Der dunklere, glänzendere Feuerstein mag mit dem helleren, matten Ziegelstein kontrastieren, aber es gibt farbliche Verbindungen: „Der Feuerstein hat viele Farben, von Weiß über Schwarz bis Braun. Wir haben all diese Farben in Steinen verarbeitet, die speziell für das Gebäude hergestellt wurden. Auf der Grundlage des K91 und des C91 haben wir einen Kolumba und einen Cover mit einer breiten Farbpalette entwickelt, von dunkel bis hell und sogar mit einigen weißen Farbtupfern“, sagt Thomas Dieben. „Wir wollten einen Ziegelstein, der sich nicht neu anfühlt, sondern so, als ob er schon seit ewigen Zeiten da wäre. Ein Ziegel, bei dem der Patinierungsprozess natürlich wirkt.“ Das verleiht dem Gebäude ein fast geologisches Gepräge, wie ein direkt aus den hellen englischen Klippen geschnittener Block – und ist gleichzeitig völlig zeitgemäß.
Das Atrium in der Mitte des Gebäudes hat breite Stufen, so dass es als Versammlungsort dienen kann.
Straffe, geschwungene Formen prägen den Theatersaal, der mit dunklem Walnussholz verkleidet ist.
International African American Museum
BEI DER GESTALTUNG EINES MUSEUMS MIT GROSSER HISTORISCHER BEDEUTUNG UND SYMBOLIK WÄHLTEN DIE GEBÄUDE- UND LANDSCHAFTSARCHITEKTEN EINEN EINZIGEN ZIEGELTYP, UM EIN UNGESTÖRTES ERLEBEN DES ORTES ZU SCHAFFEN UND DEN BILDUNGSAUFTRAG DES MUSEUMS ZU UNTERSTÜTZEN.
von Michael Sheridan, Dr. arch. und Autor | Fotos: Dean Kaufman
Die Verglasung wird von Lamellen aus afrikanischem Sapeliholz eingerahmt, die den Blick im Osten auf den Atlantischen Ozean und im Westen auf Charleston lenken.
Das Internationale Afroamerikanische Museum in Charleston, South Carolina, an der Ostküste der Vereinigten Staaten, liegt direkt am Wasser. Es bildet eine Einheit aus Gebäude und Landschaft, die untrennbar in dem historischen Ort verwurzelt ist. Der Ort trägt den Namen Gadsden‘s Wharf – der letzte legale Einreisehafen für versklavte Afrikaner bis 1808, als die US-Regierung die Einfuhr von Menschen endgültig verbot. Von 1690 bis 1807 war Charleston das Epizentrum des afrikanischen Sklavenhandels in Britisch-Nordamerika und später in den Vereinigten Staaten. Mehr als 150.000 Gefangene kamen hier an und wurden anschließend in die Sklaverei verkauft. Historiker schätzen, dass 80 % der heute lebenden Afroamerikaner bei mindestens einem ihrer Vorfahren die Spuren bis in den Hafen von Charleston zurückverfolgen können.
Als die Architekten Pei Cobb Freed & Partners und Moody Nolan beauftragt wurden, ein Museum zu entwerfen, das sowohl die Tragödie als auch das historische Erbe des afrikanischen Sklavenhandels erforschen sollte, wählten sie einen bewusst zurückhaltenden Ansatz. Henry N. Cobb erklärt:
„Als der Ort, an dem Tausende von Afrikanern aus vielen verschiedenen Kulturen zum ersten Mal einen Fuß nach Nordamerika setzten, ist Gadsden‘s Wharf nicht nur der offensichtliche Ort, um diese Geschichte zu erzählen; es ist auch ein heiliger, unantastbarer Ort. Darin liegt die besondere Herausforderung bei der Zusammenarbeit mit dem Internationalen Afroamerikanischen Museum: An diesem Ort zu bauen, ohne ihn zu besetzen.“
Die Lösung der Architekten war ein rechteckiges, einstöckiges Gebäude von monumentalem Ausmaß – 26 x 130 Meter – das sich 4 Meter über den Kai erhebt und von zwei Reihen von Betonpfeilern getragen wird. Dank diesem Ansatz bleibt die physische Erfahrung des Orts, der das zentrale Objekt des Museums ist, bewahrt.
Diesem Ansatz folgend, begrenzten die Architekten die Anzahl der Öffnungen im Gebäude und verkleideten die Wände mit Paneelen aus handgestrichenen grau-gelben Ziegeln, D71 im Flensburger Format, die Farb- und Texturnuancen erzeugen, die mit dem wechselnden Licht variieren. Die wichtigsten architektonischen Merkmale konzentrieren sich um den Eingang und an den beiden Enden des Gebäudes, wo eine Wand aus Fenstern den Blick auf die Umgebung lenkt. Die Fenster sind in riesige, tiefe Massivholzrahmen eingelassen, die das intensive Sonnenlicht South Carolinas abschirmen.
Vom Kai aus führt eine monumentale Treppe die Besucher durch ein überdachtes Atrium hinauf zur Ausstellung. Diese ist um eine zentrale Achse angeordnet, die sich über die gesamte Länge des rechteckigen Gebäudes erstreckt. An beiden Enden der Achse wird die Verbindung zwischen Architektur und Ausstellung durch Kontraste beim Blick auf die Umgebung hervorgehoben. Im Osten bietet eine Ausstellung über afrikanische Kulturen einen Ausblick auf die Mündung des Cooper River in den Hafen von Charleston, während ein Bereich am westlichen
Längsschnitt, Pei Cobb Freed & Partners
Lageplan, Hood Design Studio
Ende des Gebäudes, in dem die Besucher ihre eigene Familiengeschichte erforschen können, den Blick auf die Stadt Charleston freigibt. Ein Spaziergang durch die Ausstellungen wird so zu einer symbolischen Reise, die den Atlantischen Ozean mit der Region Lowcountry außerhalb der Stadt verbindet, wo unzählige versklavte Menschen auf den Reisfeldern schufteten. Die Schlichtheit des Ausstellungsgebäudes steht im Kontrast zur Komplexität des African Ancestors Memorial Garden, einem von Hood Design Studio entworfenen Gedenkgarten, der sich über das gesamte Museumsgelände erstreckt. Die lebendige Komposition aus Bepflanzung und Installationen spiegelt die symbolische Reise durch das Gebäude wider und verbindet die Eindrücke aus dem Inneren des Gebäudes und dem Außenbereich zu einem ganzheitlichen Erlebnis. In einem flachen Teich in der Nähe des Kais sind geisterhafte Umrisse liegender Figuren ins Wasser gemeißelt, die an den transatlantischen Transport erinnern, bei dem so viele der Gefangenen ums Leben kamen. Im hinteren Teil des Gartens erinnern kleine Erhebungen an die sandigen Hügel, die die Reis- und Baumwollanbaugebiete in South Carolina voneinander trennen. Die Erhebungen bilden einen eindrucksvollen Vordergrund für den Blick aus dem familiengeschichtlichen Bereich der Ausstellung.
Die größte Installation im Gedenkgarten besteht aus drei wellenförmigen Mauern, die aus denselben Ziegeln wie die Fassadenverkleidung des Ausstellungsgebäudes gebaut wurden. Die durchbrochenen Mauern, die sich in parallelen Reihen an der Nordseite des Gartens entlangschlängeln, schirmen eine abgelegene Rasenfläche ab und bilden einen kohärenten Rahmen für eine Reihe von Kunstwerken, die bis zum Wasser reichen. Die Öffnungen im Mauerwerk bewahren den freien Blick auf das von Pfeilern getragene Gebäude, sodass die Mauern den Ort auf ähnliche Weise markieren, ohne ihn einzunehmen oder zu verdecken. Gleichzeitig schaffen die Wände räumliche Abwechslung durch ihren auffälligen Kontrast zu der rechteckigen Form und den ununterbrochenen Oberflächen des Gebäudes. Innen und außen erreicht das International African American Museum seine erzählerische Kraft durch eine beispielhaft einfache Formsprache. Durch die Verwendung bekannter modernistischer Elemente wie Flachdach, Stützen und Sonnenblenden haben Pei Cobb Freed & Partners und Moody Nolan eine architektonische Alchemie erreicht und ein Gebäude geschaffen, das durch seinen zurückhaltenden Ansatz sowohl standort- als auch lichtspezifisch ist. Um und unter diesem nicht-monumentalen Monument hat das Studio von Walter Hood eine Landschaftsanalogie geschaffen, die sich dank des durchgehenden Materials wie eine Erweiterung der Architektur anfühlt. So entsteht eine Einheit von Gebäude und Landschaft, die unterstreicht, dass die Wahl des Materials ebenso wichtig ist wie die Wahl der Form. Und dass das Mauerwerk ein Potenzial für Variationen hat, was es den Architekten ermöglicht, ein umfassendes Erlebnis und damit einen authentischen Ort zu schaffen.
Das Museum befindet sich am Kai in Charleston, wo fast die Hälfte der Afrikaner, die im 18. und 19. Jahrhundert versklavt und nach Nordamerika gebracht wurden, ankamen. Es war wichtig, diesen besonderen Ort nicht zu besetzen. Die Lösung war ein schwebendes Gebäude, das den Blick auf das Meer, die Landschaft und die Gedenkstätte, die es schützt, in den Vordergrund stellt. Foto: Fernando Guerra
International African American Museum, Charleston, South Carolina, USA
Bauherrschaft: City of Charleston, International African American Museum
Design Architekt: Pei Cobb Freed & Partners
Ausführender Architekt: Moody Nolan
Landschaftsarchitekt: Hood Design Studio
Generalunternehmer: Turner - Brownstone
Ingenieur: Guy Nordenson and Associates
Ingenieur MEP-FP: Arup
Fertiggestellt: 2023
Ziegel: D71, Flensburger Format
Die Landschaftsstrategie des African Ancestors Memorial Garden ist inspiriert von der Tradition der „Hush Harbours“ – Orte, an denen sich versklavte Afrikaner versammelten, um Geschichten auszutauschen und die Traditionen ihrer Heimat am Leben zu erhalten.
In einem flachen Teich in der Nähe des Kais sind geisterhafte Umrisse liegender Figuren ins Wasser gemeißelt, die an den transatlantischen Transport erinnern, bei dem so viele der Gefangenen ums Leben kamen.
Foto: Fernando Guerra
Drei wellenförmige Hohlsteinmauern, die aus D71 FF bestehen, schlängeln sich in parallelen Reihen an der Nordseite des Gartens, wo sie einen kohärenten Rahmen für die Kunstwerke bilden, die bis zum Wasser reichen.
Die Fassaden sind im Blockverband mit einem Halbsteinversatz gemauert. Die 18 tragenden zylindrischen Pfeiler des Gebäudes sind mit Muschelkalk verkleidet, der auch für Teile der Außenraumpflasterung verwendet wurde. Immergrüne amerikanische Eichen spenden Schatten auf der Ostseite des Hauses.
Nicht nur ein Ziegelstein, sondern eine Art und Weise, Geschichte zu verankern
Interview mit Matteo Milani, assoziierter Partner bei Pei Cobb Freed & Partners Architects LLP
Wollten Sie von Anfang an Ziegelsteine für die Fassaden des Museums verwenden oder haben Sie auch andere Materialien in Betracht gezogen? In der Konzeptphase haben wir eine Reihe verschiedener Arten von Fassadenverkleidungen in Erwägung gezogen. Ursprünglich hatten wir uns für eine Verkleidung aus afrikanischem Granit entschieden, die wir sowohl dem Museumsvorstand als auch dem Bauausschuss in Charleston vorstellten. Als wir jedoch in die eigentliche Entwurfsphase übergingen und detailliertere Kostenvoranschläge erstellten, haben wir uns gemeinsam für eine Lösung mit Ziegelsteinen entschieden. Ziegelsteine entsprachen nicht nur besser unseren ästhetischen Vorstellungen, sondern erwiesen sich auch als günstiger.
Wir waren sofort von den Fassaden aus handgestrichenen Steinen begeistert, weil sie die minimalistische Designsprache des Museums ergänzen. Jetzt, wo das Gebäude fertig ist, wird deutlich, dass der handwerkliche Aspekt, der dem Mauerwerksbau innewohnt, dem Haus eine spürbare Wärme verleiht. Die Ziegel schaffen – zusammen mit der Sapeli-Holzvertäfelung an der Ost- und Westfassade – ein einladendes Erscheinungsbild und verankern das Gebäude gleichzeitig in der komplexen Geschichte des Ortes.
Haben Sie andere Farben in Betracht gezogen, bevor Sie sich für den leuchtenden Gelbton entschieden haben?
Nein, wir waren von Anfang an auf der Suche nach einer Farbe, die sich von der traditionellen rot-orangefarbenen oder braunen Ziegelpalette Charlestons abhebt. Wir wollten ein traditionelles Material auf unkonventionelle Weise verwenden, um den besonderen Bildungsauftrag des Museums zu unterstreichen. Es schien uns wichtig, dass das Gebäude nicht als historisches oder traditionelles Gebäude für Wohn-, Geschäfts- oder institutionelle Zwecke missverstanden wird. Der leuchtend gelbe Ziegelstein D71 von Petersen bietet die perfekte Kombination: Es hebt das Gebäude von seiner Umgebung ab und harmoniert wunderbar mit den anderen Materialien des Gebäudes.
Warum haben Sie sich für Ziegel von Petersen entschieden?
Mit seinem guten Ruf in der Architekturbranche war Petersen von Anfang an ein Spitzenkandidat. Dank des Handstrichverfahrens unterscheidet sich jeder Stein ein wenig vom nächsten – eine Abweichung, die wir als Vorteil und nicht als Makel betrachten. Die wassergestrichene Oberfläche und die Brenntechnik erzeugen eine Textur und Oberfläche, die besonders gut zur Geltung kommt, wenn die Steine wie hier auf großen, ungebrochenen Flächen verwendet werden.
Das einzigartige Flensburger Format von 228 x 108 x 40 mm unterstützt unser Konzept, indem es die langgestreckte, horizontale Form des Gebäudes betont. Wie auch bei der Farbwahl wollten wir das vertraute Erscheinungsbild traditioneller Backsteinbauten in der Region vermeiden, und die ungewöhnlichen Abmessungen des Steins haben dazu beigetragen, diesen Unterschied zu verdeutlichen.
Wir kannten die Qualität der Ziegel von Petersen bereits durch Muster und veröffentlichte Unterlagen in unserer Bibliothek. Als wir uns an den Exportmanager von Petersen, Stig H. Sørensen, wandten, erhielten wir schnell einzelne Ziegelmuster und Tafeln, die uns den Entscheidungsprozess quasi abnahmen.
Haben Sie Ziegel von anderen Unternehmen in Betracht gezogen?
Wir haben einen regionalen Hersteller kontaktiert, um eine Alternative zu haben. Auf der Grundlage der Ziele, die wir uns bei diesem Projekt hinsichtlich des Designs gesetzt hatten, waren sich jedoch alle Beteiligten einig, dass Petersen Tegl die richtige Wahl war. Eine weitere Diskussion war nicht erforderlich.
„Dank des Handstrichverfahrens unterscheidet sich jeder Stein ein wenig vom nächsten – eine Abweichung, die wir als Vorteil und nicht als Makel betrachten.“
Matteo Milani, architect
Kleine Hügel am westlichen Ende des Gartens verweisen auf die sandigen Hügel, die einst die Reis- und Baumwollanbaugebiete in South Carolina voneinander trennten.
Atlantis in der Salzwiese
DIE NEUE WOHNANLAGE IM NORDEN VON KOPENHAGEN IST AUS ZIEGELN GEBAUT, DEREN GOLDENE FARBTÖNE AN DEN SANDIGEN BODEN ERINNERN, AUF DEM SIE STEHEN. DAS FLENSBURGER FORMAT VERLEIHT DEM MAUERWERK EINE FEINE, GESCHICHTETE STRUKTUR, WOBEI DIE SCHMALEN SCHICHTEN DIE MASSIVEN, DEUTLICHEN ’SEDIMENTÄREN’ SCHICHTEN AUFZEIGEN.
Thomas Bo Jensen, Master of Architecture, PhD, Professor und Prorektor | Fotos: Anders Sune Berg
Heutige gemauerte Mehrfamilienhäuser sind oft generisch und identitätslos, abgesehen von der geringen Variation, die durch die Farbunterschiede und die verschiedenen Kombinationen der Ziegel in der Verblendfassade entstehen können. Nicht immer können Ziegelsteine die einförmigen Wiederholungen von Standardproportionen retten, und manchmal gelingt es gar nicht, wenn die Steine scheinbar ohne Rücksicht auf die Schwerkraft aufgeklebt wurden – wenn es eher Grafik als Tektonik wird. Das Projekt Tuborg Strandeng in Hellerup versucht, in eine andere Richtung zu gehen. Obwohl der Quadratmeterpreis auf die Wohlhabendsten abzielt und daher ein exklusiverer und raffinierterer Ansatz bei Materialien und Details zu erwarten wäre, haben die Architekten den Entwurf auf einen eher kantigen und rudimentären Ausdruck ausgerichtet. Dies verleiht den Gebäuden eine an Klippenfelsen oder Ruinen erinnernde Prägung, als ob sie auf den Überresten einer ehemaligen Stadt errichtet wurden – einem längst im Meer versunkenen Atlantis. Abgesehen von einer niedrigen Betonkante an der Wasserlinie werden die Gebäude von hellgelben Ziegeln dominiert, die an den sandigen Farbton des Bodens erinnern, auf dem sie stehen. Die Architekten haben auf ein sogenanntes Flensburger Format zurückgegriffen, das im barocken Kopenhagen vorherrschend war. Das Flensburger Format ist 38 mm hoch und damit schlanker als das dänische Standardformat von 54 mm. Dadurch erhält das Mauerwerk eine feine, geschichtete Struktur, wobei die schmalen Schichten die massiven ‚Sedimentschichten‘ deutlich aufzeigen. In der Tuborg Strandeng-Überbauung war dies eine wichtige Entscheidung, da sie eine engere Verflechtung der Stützen-Balken-Struktur im Mauerwerk erzwingt. Dort, wo die Wandscheiben und
Die Wahl der Materialien für das Gebäude von Tuborg Strandeng ist von den Farbtönen inspiriert, die in der Umgebung der Svanemølle-Bucht zu finden sind. Die gelben Ziegelsteine sind auch eine Hommage an die alte dänische Industriekultur und das Erbe der Tuborg-Brauerei, die hier ab 1873 rund 100 Jahre lang Bier braute.
Von den Balkonen der südlichen Gebäude hat man einen Blick auf die äußerste Häusergruppe. Durch die Platzierung der Häuser zuäußerst an der Küste und die Tieferlegung der Parkplätze wurde eine große, zusammenhängende, strandähnliche Landschaft geschaffen.
Lageplan
Markante Vor- und Rücksprünge sorgen für einen ausgeprägten Reliefeffekt, bei dem Licht und Schatten den Rhythmus der Fassaden im Lauf des Tages bestimmen. Alle Fassaden sind in D72 FF ausgeführt, abwechselnd gelb und blassgrün sowie mit einer staubgrauen Oberfläche.
Das Mauerwerk dient hier nicht nur als Oberfläche, sondern als formgebende Struktur. Die Balkone wirken als vorstehende Volumen, und nicht nur als angebaute Elemente.
Sowohl das dänische Normalformat als auch das Flensburger Format sind in Form von Rollschichten und stehenden Verbänden in den horizontalen Bändern enthalten. Die Öffnungen sind klassisch und schön gerahmt und die Stockwerke werden markiert.
Stützen in Schichten gemauert sind, sind alle horizontalen Balken mit hochkant gestellten Ziegeln verkleidet: Unten zwei stehende Rollschichten, oben zwei Grenadierschichten. Diese Balkenverkleidungen werden horizontal durch alle geschlossenen Wandpaneele geführt, sodass die horizontale Struktur, die durch die Etagentrennungen definiert wird, im gesamten Gebäude erhalten bleibt. Oben schließen die Gebäude mit einem leicht vorspringenden Band aus zusätzlichen Grenadierschichten ab, die die Gesimskante betonen und sie deutlich vom Himmel abheben. Dies ist erwähnenswert, weil es eine Seltenheit im zeitgenössischen Bauwesen ist. Ein klar definierter Sockel und ein Kranzgesims helfen, ein Gebäude nach unten zu verankern und nach oben abzuschließen. Es vermittelt ein Gefühl der Ruhe, das zur langfristigen Glaubwürdigkeit des Hauses beiträgt. Die Ziegel in Tuborg Strandeng wachsen jedoch direkt aus dem sandigen Boden, was an diesem besonderen Ort wichtig ist. Es handelt sich nicht um ein Stadthaus, das einen Bezug zum Straßenraum haben muss, sondern um ein Gebäude an der Küste, das wie ein Dünenhof in Westjütland einen direkteren Kontakt zum Boden haben sollte.
Insgesamt gibt es nur wenige, aber sehr gut gewählte Merkmale, die dazu beitragen, den Gebäuden Charakter zu verleihen. Neben den Ziegeln sind dies die Farbgebung der Fensterrahmen und die Geländer. Da alle Fenster bis zum Boden reichen und alle Wohnungen mindestens zwei Balkone haben, sind umfangreiche Brüstungen erforderlich. Auch hier haben die Architekten einen Blick auf die Vergangenheit geworfen, diesmal auf die eleganten Lösungen des Funktionalismus. Die Geländer sind aus Paaren von dünnen Stahlstäben gebildet. Da der innere Stab leicht nach hinten und unten gebogen ist, entsteht ein zartes Filigran, das je nach Betrachtungswinkel unterschiedlich wahrgenommen wird. Von vorne erscheint er gleichmäßig vertikal, von den Seiten scheint er sich jedoch in einem feinen rhythmischen Wechselspiel zu verflechten, das das Licht immer wieder anders einfängt und
reflektiert. Wie ein wechselndes Zierband, das durch seine Zartheit einen schönen Kontrast zum Mauerwerk setzt. Die Gebäude stehen sanft auf den Salzwiesen, die mit der Zeit wachsen werden. Die Landschaftsarchitektin Julie Kierkegaard hat sich dafür eingesetzt, den Boden nicht mit Mutterboden anzureichern, sondern ihn sandig zu halten, damit sich die Vegetation weiterhin an den natürlichen Bedingungen des Lebensraums orientiert. Zusätzlich zu den Gräsern und Wiesenblumen wurden Kiefern in zufälliger Reihenfolge gepflanzt. Die Kiefern finden sich auch auf den Balkonen wieder und erweitern so den Charakter der Landschaft nach oben.
Abschließend noch ein kurzes Wort zur Wahl des Mörtels – was eher ein allgemeiner Kommentar zum zeitgenössischen Bauen ist. Jetzt, wo die schwächeren hydraulischen Mörtel auf dem Markt sind, wäre es schön, wenn sie vermehrt in Neubauten eingesetzt würden. Die harten Zementmörtel haben eine leblose Oberfläche, und es werden viel zu viele Dehnungsfugen benötigt. Selbst eine unscharfe Verzahnungslösung (von denen es hier viele gibt!) kann das nicht verbergen. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass das Projekt Tuborg Strandeng meiner Meinung nach als eine an die Landschaft angepasste Wohnanlage ebenso wie als Wohnarchitektur mit Blick auf die Vergangenheit einen hohen Standard aufweist.
Landschaftsarchitekt: Lundgaard & Tranberg, Julie Kierkegaard A/S
Generalunternehmer: NCC
Ingenieur: Artelia
Fertigstellung: Haus an der Küste 1+2: 2016–2022, Haus an der Küste 3: 2016–2025
Ziegel: D72 FF, D72 DNF
Mit der schwedischen Küstenlinie im Hintergrund ragen die Gebäude wie Lehmklippen aus dem Meer. Den Bewohnern steht natürlich eine Sauna zur Verfügung – im Anschluss an den Sockel und mit direktem Zugang zum Öresund. Die orange-roten Fensterrahmen passen hervorragend zu den zarten Sandfarben der Ziegelsteine.
Von Svanemølle aus gesehen erscheint die Überbauung als eine homogene Küstenstadt unbestimmten Alters. Wenn sich moderne Architektur gelegentlich von seiner Gegenwart abhebt, gibt sie einen kleinen Vorgeschmack auf die Ewigkeit – und das ist wichtiger denn je.
Von der Salzwiese aus gesehen wachsen die Gebäude ganz natürlich aus dem Gelände heraus.
Der Yachthafen am Fuße der Überbauung ermöglicht es den Bewohnern, ihr Boot in unmittelbarer Nähe zu haben.
Petersen Tegl lieferte die geschnittenen und glasierten Steine für das gemusterte Mauerwerk der Fassade. Für die Proben wurden Standardziegel mit Löchern verwendet, was die Brenndauer verkürzt. Die Steine wurden ohne Löcher maßgefertigt, denn die Rückseite der Mauer ist vom Parkplatz aus sichtbar und sollte einheitlich und schön aussehen.
Überschusssteine in neuem Kontext
MIT DEM PARKHAUS AUF DER HAFENINSEL IN VEJLE WURDE EINE FUNKTIONELLE ANLAGE GESCHAFFEN, BEI DER DIE ZIEGELSTEINE NICHT NUR MITTEL ZUM ZWECK, SONDERN DIE ZENTRALE ERZÄHLUNG DES PROJEKTS SIND.
Text: Ida Præstegaard, Architektin M.Sc. | Fotos: Anders Sune Berg
200 Meter vom Fjordenhus entfernt, dem Hauptsitz von Kirk Kapital am Rande des Hafens von Vejle, befindet sich ein Parkhaus, das deutliche Gemeinsamkeiten mit seinem ikonischen Nachbarn aufweist, der von Sebastian Behmann zusammen mit dem Studio Olafur Eliasson entworfen wurde.
Bereits während des Baus des Fjordenhus, das 2018 eröffnet wurde, wurde klar, dass man Parkplätze benötigen würde. Kirk Kapital beauftragte RAVN Arkitektur mit der Erstellung einer Projektskizze, die erst realisiert wurde, als der Hauptsitz fertiggestellt war und die Umgebung angelegt werden sollte. Es wurden mehrere alternative Nutzungsmöglichkeiten in Betracht gezogen, darunter auch ein Wohnmobilstellplatz, aber schließlich wurden zwei Parkebenen, die teilweise ein halbes Stockwerk unter dem Boden liegen, realisiert –eine notwendige Lösung, um die Finanzen ebenso wie den Wasserstand im Griff zu behalten.
Ein bedeutender Schritt war die Entscheidung, die überschüssigen Steine von Fjordenhus zu verwenden. Etwa 20 eingelagerte Paletten waren von Olafur Eliasson ausgewählt worden und aus ihnen entstand nun die charakteristische Rotunde des Parkhauses. „Die Rotunde ist vollständig gemauert und enthält die Haupttreppe der Anlage – eine architektonische und funktionale Entscheidung, die die Orientierung erleichtert und gleichzeitig Platz bietet, um die Treppe als skulpturale Markierung in der Mitte der Fassade herauszuziehen“, sagt Nicola Laursen-Schmidt, die für das Projekt zuständige Architektin.
„Wie im Treppenhaus des Fjordenhus ist die Innenseite der Rotunde mit einer Mischung aus Steinen in kühlen Farben gemauert, während die Außenwand aus Steinen in warmen, rötlichen Farbtönen besteht.
Die Ausführung des Mauerverbands erforderte ein hohes Maß an technischer Präzision, da sowohl Radius als auch durchgängige Lichtöffnungen Anpassungen von Fugen und Verband erforderten. Die Läufer im Innenmauerwerk wurden daher an einem Ende des Steins zugeschnitten, sodass die beiden konzentrischen Verbände folgen konnten.“
Während die Rotunde die Geschichte des Fjordenhus fortschreibt, birgt die lange Fassade ein eigenständiges architektonisches Konzept. Hier haben die Architekten eine neue Mischung aus Steinen in warmen Farben aus dem Sortiment von Petersen zusammengestellt. „Unsere ursprüngliche Inspiration für den Ausdruck der Fassade war das Spiel des Lichts auf dem Wasser des Hafenbeckens. Etwa 2/3 der Binder werden durch spitz zulaufende Steine mit einem Winkel von 60 Grad ersetzt, und 1/3 dieser Steine wird in der Ziegelei glasiert. Tagsüber erzeugen die geschnittenen Steine Schatten und die glasierten geschnittenen Steine reflektieren das Sonnenlicht – genau wie das Wasser. Um das gewünschte Wechselspiel zwischen Licht und Glasur zu gewährleisten, wurde in der Ziegelei in Broager ein Modell gebaut, an dem die Kombination aus Farben, Reflexion und Hohlziegelmauerwerk getestet wurde. Das Ergebnis ist eine lebendige Fassade mit einem fast maritimen Flair.“
Die matten und die glasierten Steine wurden bereits in der Ziegelei gemischt und auf Paletten geliefert. So konnten die Maurer die Steine direkt von den Paletten nehmen und ein zufälliges Muster erzeugen.
Für die lange Fassade, die vom Fjordenhus inspiriert ist, haben die Architekten verschiedene Steine gemischt. Die Gestaltung des Mauerwerks erzeugt eine Dynamik zwischen matten und glasierten Oberflächen, hervorstehenden Steinen und Löchern. Der Ausdruck ändert sich mit dem wechselnden Wetter und Sonnenlicht.
Lageplan
Vom 120 Meter langen Parkplatz aus kann man den Fjord im Osten überblicken. Das Fjordenhus, rechts im Bild, erhebt sich 200 Meter weiter draußen über dem Wasser.
Es war die Idee des Bauherrn, die übrig gebliebenen Steine von Fjordenhus für die skulpturale Treppe zu verwenden. Die Kreisform findet sich auch in den Beeten mit Seegras entlang der Fassade wieder.
RAVN Arkitektur hat bereits eine Reihe von Parkhäusern entworfen, aber das Projekt in Vejle war ungewöhnlich.
„Es war eine spannende Aufgabe für uns, ein Gebäude zu entwerfen, das 120 Meter lang und nur 3 Meter hoch ist. Besonders die Fassade war eine große Herausforderung“, sagt Nicola Laursen-Schmidt. „Die Funktion des Gebäudes ist einfach, die Maurerarbeit jedoch war technisch anspruchsvoll, und unser Maurermeister hat es sich nicht nehmen lassen, vor allem den Treppenturm selbst auszuführen. Die Ziegelsteine und ihre Verarbeitung wurden auf eine künstlerische Ebene gehoben – fast so, als würde man 1:1 einem Strickmuster folgen.“
Ziegel, Treppenturm Innenwand: D47, D48, D49, D73, D91, D99, Läufern, die geschnitten aus der Ziegelei geliefert wurden.
Ziegel, übrige Fassaden: D43, D46, D47 DNF verteilt in einer Mischung mit 33,3 % von jedem Stein. 13.000 Ziegelsteine wurden ohne Mörtellöcher maßgefertigt und in der Ziegelei in einem Winkel von 60 Grad zugeschnitten. Platziert mit der Spitze nach außen.
13.000 Steine wurden in einem Winkel von 60 Grad geschnitten.
Im innersten Mauerwerk des Treppenhauses wurden die Läufer so geschnitten, dass die beiden konzentrischen Verbände ausgerichtet werden konnten und die Lichtöffnungen zusammenpassen.
Das Treppenhaus wiederholt das Prinzip vom Fjordenhus: Die Innenwand der Rotunde ist mit Steinen in kühlen Farben gemischt, die Steine der Außenwand sind in warmen, rötlichen Tönen gehalten.
Abends und nachts leuchtet zwischen den Steinen ein schönes und dekoratives, aber auch funktionales Licht. Foto: Jacob Due
Schnitt, mit den drei Arten der Montage
Das neue Parkhaus markiert den Eingang zum Viertel Skeppsbron. Die Ostseite des Hauses öffnet sich zum Munksjön-See, der mit dem Vättern-See verbunden ist.
Am Turmhaus des Gebäudes dient der handgefertigte Stein als Sonnenschutz und erzeugt ein Spiel aus Licht und Schatten auf der Fassade.
Bei dem Parkhaus in Jönköping wird Cover als Sonnenschutz verwendet, der traditionell als Gebäudehülle befestigt und zur Belüftung des Gebäudes in einem gewissen Abstand installiert wird.
Ein Parkhaus als städtisches Wahrzeichen
MIT HANDGEFERTIGTEN ZIEGELN IN VERSCHIEDENEN FORMATEN UND FUNKTIONEN WURDE EIN PARKHAUS GEBAUT, DAS SOWOHL HOMOGEN ALS ZUGLEICH LEBENDIG WIRKT.
Text: Ida Præstegaard, Architektin M.Sc. | Fotos: Ulf Celander
Wenn man sich Jönköping am Südufer des großen Vättern-Sees von Süden her nähert, stößt man einige Kilometer vor dem Stadtzentrum auf das neue Parkhaus Övertaget, das mit der Vorstellung bricht, wie ein Parkhaus auszusehen hat. Das 18.000 m² große Gebäude soll als Wahrzeichen und Tor zum neuen Stadtteil Skeppsbron dienen und umfasst 600 Parkplätze, einen Lebensmittelladen und ein Fitnesscenter.
Die Architekten Magnus Almung und Fritz Olausson von Tengbom waren für das Projekt verantwortlich, von den ersten Volumenstudien und der lokalen Planungsarbeit im Jahr 2016 bis hin zur Gestaltung und Überwachung der Bauausführung. „Die langen Vorbereitungsarbeiten haben es uns möglich gemacht, eine klare Vision zu entwickeln: Ein Gebäude in menschlichem Maßstab, bei dem die Fassade in kleinere Einheiten unterteilt ist, so dass das Gebäude nicht als ein einziges massives Volumen erscheint. Unser Ziel war es, ein Gebäude zu schaffen, das Urbanität und Qualität ausstrahlt und dem Stadtteil mehr als nur ein funktionales Gebäude bietet“, erklärt Magnus Almung. Das Ergebnis kann nun vor Ort bestaunt werden. Während viele Parkhäuser eintönig und anonym sind, zeichnet sich dieses Gebäude durch die natürlichen Materialien und einen architektonischen Ausdruck aus, der es zu einer Bereicherung für seine Umgebung macht.
Das der Straße zugewandte Gebäude wurde in vier Einheiten unterteilt, die einen leicht unterschiedlichen Fassadenausdruck haben. Dies ist zum Teil auf die Fensterformate der oberen Stockwerke zurückzuführen, die unterschiedlich groß und nicht in einer horizontalen Linie aneinandergereiht sind. Das Erdgeschoss variiert in der Höhe und ist in verschiedenen Farben verputzt, um den Eindruck zu erzeugen, dass es sich um mehrere Gebäude handelt – trotz der einheitlichen Funktion dahinter. Große Glasflächen zur Straße hin verbinden die gewerblichen Funktionen mit dem öffentlichen Raum. Das Gebäude wurde auf einem Fundament aus schwedischem Bohuslän-Granit mit einer unebenen Oberfläche gebaut. Eine wichtige Entscheidung bei der Projektierung war die Wahl der CoverZiegel für die Fassaden: „Wir haben in Erwägung gezogen, mehrere Farbtöne der Cover-Ziegel in den Fassadenabschnitten zu kombinieren, haben dann aber entschieden, dass es subtiler ist, eine Farbe zu verwenden und stattdessen die Installation und das Format zu variieren, da Cover in mehreren Größen erhältlich ist. Bei den Fassadenabschnitten wechseln wir daher zwischen 528 x 240 x 37 mm und 528 x 170 x 37 mm. Das Ergebnis ist eine Mauerwerksoberfläche, die homogen erscheint – jedoch mit Tiefenwirkung und einem lebendigen Rhythmus. Wir fanden die Gelbtöne in C71 sehr schön, und der Stein wirkt besonders urban, wenn er vom Sonnenlicht getroffen wird“, sagt Almung.
„Die Fassade vor den Parkdecks besteht aus Cover-Ziegeln, die auf einer speziell für das Projekt entwickelten Konstruktion montiert sind. Die Ziegel wer-
den in einem Abstand platziert, der eine natürliche Belüftung gewährleistet. Auf diese Weise erfüllen die Böden des Parkhauses die Durchlüftungsanforderungen, ohne dunkle Löcher in der Fassade zu hinterlassen.“
Das Turmhaus an der nordwestlichen Ecke des Gebäudes, in dem sich das Haupttreppenhaus und der Aufzug befinden, ist mit Cover im Format 528 x 170 x 37 mm verkleidet. „Hier ist der Stein auf einer Stahlkonstruktion außerhalb einer isolierten Betonfertigteilfassade montiert. Das verleiht der Fassade ein massiveres Aussehen, das den Turm als vertikalen Mittelpunkt des Gebäudes betont.“
Das Turmhaus ist mit großen Glaspartien gestaltet, die um die Ecke geführt sind und Gästen, die auf den Aufzug warten oder die Treppe benutzen, den Ausblick ermöglichen. „Hier haben wir Cover 528 x 240 x 37 als festen Sonnenschutz vor den Fensterpartien angebracht. Diese Lösung verbindet Funktion und Ästhetik: Die Steine reduzieren die Sonneneinstrahlung und erzeugen gleichzeitig ein beeindruckendes Licht- und Schattenspiel an der Fassade.“ Um die Anforderungen an die natürliche Entlüftung von Abgasen und den Brandschutz zu erfüllen, mussten an der gesamten Fassade mit einem vorgeschriebenen Abstand immer wieder Öffnungen gelassen werden. Diese Anforderungen konnten mit gewelltem, belüftetem Streckmetall für die Fassade zum Innenhof erfüllt werden. Der Innenhof wird als Spielplatz von einem Kindergarten genutzt. Die Fassade des Erdgeschosses muss also Schneeballschlachten und Spielen standhalten, aber auch Geborgenheit und Wärme ausstrahlen. Daher wurde mit D48-Ziegeln gebaut, die mit ihrer rustikalen Oberfläche und den warmen Rot- und Brauntönen den Wünschen der Architekten entsprachen.
Das neue Gebäude in Jönköping zeigt, wie selbst ein Parkhaus zu einer städtischen Ressource aufgewertet werden kann. Die Verwendung desselben handgefertigten Steins auf drei verschiedene Arten schafft ein besonderes Gleichgewicht zwischen Vielfalt und Homogenität. Die Steine verleihen dem Gebäude eine lebendige Stofflichkeit – womit es in Würde altern wird. Zur Straße ist die Fassade in vier Einheiten unterteilt, die je einen leicht unterschiedlichen Ausdruck haben. Unter anderem werden unterschiedliche Cover-Formate für die Einheiten verwendet, in denen das Parkhaus untergebracht ist.
Die Reflexionen des farbigen Glases und ein ockergelbes Farbschema an der Decke, an den Stützen und am Boden im äußeren Drittel der Parkebenen schaffen eine einladende Atmosphäre.
Die Ostfassade ist auf einen Spielplatz ausgerichtet, weshalb der untere Bereich in einem robusten Material ausgeführt werden musste. Das Ergebnis war D48 FF, mit dem auch die abgerundeten Lüftungskanäle verkleidet wurden. Der übrige Teil der Fassade besteht aus zickzackförmigem Streckmetall in verschiedenen Farben.
Bauherrschaft: Jönköping Kommuns Fastighetsutveckling AB, Nedo Sever
Architekt: Magnus Almung und Fritz Olausson von Tengbom
Bauunternehmer: Gärahovs Bygg AB
Fertiggestellt: 2023
Ziegel: C71, 528 x 170 x 37 mm, C71 528 x 240 x 37 mm und D48 FF
Grundriss, Parkdeck
Längsschnitt
Fenster mit verschiedenfarbigem Glas erzeugen Spiegelungen und Reflexionen des Himmels.
Das Haus setzt sich aus einfachen, ineinandergreifenden kubischen Volumen zusammen. Große, zurückversetzte Terrassen mit Bäumen und Pflanzen, unter anderem über dem Haupteingang, lockern die streng komponierten Fassaden auf.
Ein Lichtschacht im nördlichen Flügel des Hauses bringt Licht in die Wohnräume zu beiden Seiten des Schachtes.
Ziegelsteine als Teil der Klimastrategie
„Wir sehen den Ziegelstein nicht als Nostalgie, sondern als ein Mittel, um Kontinuität zu schaffen. Und in Dubai ist das vielleicht die radikalste Geste: Etwas zu bauen, das Bestand hat.“ Architektin Sangeeta Merchant
Lageplan
DUBAI IN DEN VEREINIGTEN ARABISCHEN EMIRATEN WIRD OFT MIT GEBÄUDEN AUS GLAS UND STAHL ASSOZIIERT, BEI DENEN MONUMENTALITÄT UND SPEKTAKULÄRE INSZENIERUNG DIE HAUPTROLLE SPIELEN. EIN NEUES WOHNBAUPROJEKT BILDET DAHER EIN EINDRUCKSVOLLES
GEGENSTÜCK: EIN GEBÄUDE, DAS NICHT BEEINDRUCKEN, SONDERN BESTAND HABEN SOLL.
Text: Ida Præstegaard, Architektin M.Sc. | Fotos: Javier Callejas Sevilla
Eine indische Familie, die die Arbeit von SPASM Design in Ahmedabad im indischen Bundesstaat Gujarat kannte, wandte sich mit der Bitte an das Architekturbüro, ihr neues Wohnhaus in Dubai zu entwerfen.
„Das Paar war nicht auf der Suche nach formaler Opulenz, sondern hatte den tiefen Wunsch nach einem funktionalen Haus, das in seiner Umgebung verwurzelt und sinnlich abgestimmt ist. Wir haben uns für Ziegelstein als Baumaterial entschieden, weil er sowohl mit dem Klima zurechtkommt als auch etwas Menschliches ausdrückt. Wir haben uns für D71 und K71 entschieden, deren goldene und weißliche Farben wunderbar mit den Farben der Wüste harmonieren“, so die Architekten Sanjeev Panjabi und Sangeeta Merchant, Gründer von SPASM Design.
Die klimatische Voraussetzung für das Projekt war gegeben. Mit ihrer extrem heißen und trockenen Umgebung gilt die Wüste am Persischen Golf traditionell als schwieriger Lebensraum und es bedarf immer einer mechanischen Kühlung. SPASM Design entschied sich jedoch dafür, die Wüste als Partner zu verstehen und ein Mikroklima zu schaffen, das passiv Schatten, Luftstrom und Textur nutzt, um das Hitzeproblem zu lösen.
Die Architekten bauten die Fassade des Hauses im Schichtensystem auf: Ziegelsteine auf der Außenseite, deren Masse und Porosität die Wärmeabsorption verringern, dann ein luftgefüllter Hohlraum, der als Puffer dient, und isolierte Sandsteinblöcke auf der Innenseite. Dieses Konzept erzeugt eine robuste Gebäudehülle, die den Bedarf an mechanischer Kühlung um mehr als 20 % reduziert.
Die Wände um das Schwimmbad im Untergeschoss sind mit D71 DNF verkleidet.
„Die Entscheidung für den D71 war nicht nur technisch, sondern auch architektonisch bedingt. Im Gegensatz zu Dubais Glas- und Stahlarchitektur haben die wassergestrichenen Ziegelsteine Textur und subtile Nuancen. Die Textur wird hervorgehoben und changiert, wenn die Sonne über die Ziegelsteinfassaden wandert. Um das Aussehen zu variieren, haben wir und unser Kunde verschiedene Steinformate in denselben Farbtönen ausgewählt. Das Mauerwerk der vorderen Fassade kombiniert K71 und D71 im Flensburger Format. Für den Innenhof wurde D71 DNF verwendet, für die anderen Fassaden nur das Flensburger Format“, erklärt Sanjeev Panjabi. Das 2521 Quadratmeter große Gebäude mit vier umlaufenden Trakten hat die Form eines einfachen, ineinandergreifenden kubischen Volumens. Drei der Trakte sind zweistöckig, der vierte, der zum Golfplatz hin liegt, ist einstöckig. Der große Innenhof ist entscheidend für die Nutzung des Hauses. Er ist die grüne Lunge des Hauses und spendet Schatten und Kühle. Ein gläserner Durchgang über dem Innenhof auf Höhe des ersten Stocks ist, wie Teile der Fassade, mit Cortenstahl verkleidet, der Licht und Staub filtert. Die bepflanzten Dächer und
vom
Die großen Glasflächen zum Garten hin schaffen eine schöne Verbindung zwischen innen und außen. Die meisten Wände und Decken im Erdgeschoss sind mit Teak-Holz verkleidet.
Sowohl
Haus als auch vom Garten bietet sich der Blick auf den Burj Khalifa, das mit 828 Metern höchste Gebäude der Welt.
Die Architekten und der Bauherr entschieden sich bei allen Fassaden für die gleiche Farbe, variierten aber das Aussehen, indem sie verschiedene Formate – K71, D71 im Flensburger Format und D71 im dänischen Standardformat – verwendeten.
Die Fassaden der Villa sind als mehrschichtige Klimahülle ausgeführt. Außen Ziegel, deren Masse und Porosität die Wärmeaufnahme verringern. Innen isolierte Blöcke, wie in Dubai vorgeschrieben, um das Eindringen von Wärme zu bremsen. Zwischen den Schichten befindet sich ein 100 mm belüfteter Hohlraum, in dem sich die Luft erwärmt, aufsteigt und durch Fugen in der Corten-Verkleidung entweicht. Die passive Belüftung begrenzt den Wärmeeintrag und reduziert den Bedarf an mechanischer Kühlung um mehr als 20 %.
Schirme aus perforiertem Cortenstahl, (Jaali), dienen als leichte und filternde Schicht vor der massiven Ziegelfassade. Die Schirme regulieren den Lichteinfall und sorgen für Privatsphäre in den dahinterliegenden Räumen. Der schwebende Steg verbindet die beiden Flügel des Hauses. Lamellen aus Cortenstahl filtern das Licht und spenden Schatten.
Querschnitt
Grundriss Obergeschoss
Grundriss Erdgeschoss
die leise plätschernden Wasserbecken dienen als weitere kühlende und dekorative Elemente.
Das fertige Gebäude ist weit entfernt von Dubais charakteristischen Ambitionen, Aufmerksamkeit zu erregen.
Stattdessen strahlt es eine unaufdringliche Würde aus, in der die Architektur das alltägliche Leben umrahmt, anstatt es zu übertönen. Wie Sangeeta Merchant es ausdrückt: „In diesem Haus kann ein Kind mit Sand unter den Füßen, dem Himmel über dem Kopf und umgeben von Materialien, die sich gut anfühlen, aufwachsen.“
„In einer Stadt, in der oft gebaut wird, um zu beeindrucken, erinnert dieses Gebäude daran, dass es auch einen anderen Weg geben kann. Wir sehen den Ziegelstein nicht als Nostalgie, sondern als ein Mittel, um Kontinuität zu schaffen. Und in Dubai ist das vielleicht die radikalste Geste: Etwas zu bauen, das Bestand hat.“
Wohnhaus in Dubai Hills, Dubai, Vereinigte Arabische Emirate
Bauherrschaft: Privat
Architekt: SPASM Design Architects
Landschaftsarchitekt: Golden Seed Landscaping & Gardening Works
Generalunternehmer: Mastery Building Contracting LLC
Mauerwerksunternehmer / Maurer: LBTB Building Contracting LLC
Fertiggestellt: 2025
Stein vordere Fassade: K71 und D71 FF (25/75 %), Hoffassaden: D71 DNF, andere Fassaden: D71 FF
Nach Osten hin öffnet sich das Haus mit zwei Glaselementen, die den Innenhof optisch mit dem Garten verbinden. Ein Olivenbaum zwischen den Gebäudeteilen dient als ein Blickfang im Innenhof.
Mitarbeiterwohnhaus, Wilhelmshaven, Deutschland
Bauherr und Architekt: JAP Architekten Bauunternehmer und Landschaftsarchitekt: puro
Ingenieur: TGA Ingenieurbüro Reinhold Schnieders, IGT
Fertiggestellt: 2024
Ziegel: Mix von D51 DNF, FF, HF + Mix von D98, FF, DNF, HF K51 Bruch, K55 Bruch
Das Mauerwerk steht im Mittelpunkt des gemeinsamen Eingangs. Aus der Nähe heben sich die verschiedenen Steinformate von der ansonsten fast monochromen Oberfläche ab.
Zur Straße hin präsentieren sich die Gebäude als präzise komponierte Monolithen mit formellen Fassaden und einem streng komponierten Vorgarten.
Im Inneren wird das charakteristische Mauerwerk an ausgewählten Wänden wiederholt. Hier wird es von verschiedenen Designobjekten flankiert. Rückseitig schließt das Gebäude über einen gemeinsamen Hof an das Wohnhaus des Architekten an. Von hier aus entfaltet sich der transparente und labyrinthartige Charakter des Gebäudes.
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Obergeschoss
Schnitt
Die konsequente Verwendung von Materialien und der labyrinthische Ansatz sowohl im Grundriss als auch im Schnitt erinnern an eine arabische Kasbah.
Architektonische Akribie
DIE NEUEN MITARBEITERWOHNUNGEN FÜR ARCHITEKTEN IN DER HAFENSTADT WILHELMSHAVEN, 220 KM WESTLICH VON HAMBURG, SIND AUF MEHRERE GEBÄUDETEILE AUS GRAUEM ZIEGELSTEIN VERTEILT. DAS MAUERWERK ZEICHNET SICH DURCH EINE HORIZONTALITÄT AUS, DIE AN EINEN MASSIVEN SCHIEFERBLOCK ERINNERT.
Von Morten Birk Jørgensen, Architekt MAA, Ph.D., Dozent | Fotos: Paul Kozlowski
Das raue und unregelmäßige Mauerwerk mit den unterschiedlichen Verbandhöhen und den Brüchen in den Kolumba-Steinen steht im Kontrast zu den systematischen und präzisen Perforationen.
Es kann eine Herausforderung sein, qualifizierte Arbeitskräfte für ein ambitioniertes Architekturbüro in der Provinz zu finden, vor allem im Rahmen einer kurzfristigen, projektspezifischen Beschäftigung. JAP Architekten in Wilhelmshaven an der deutschen Nordseeküste hat sich genau dieser Herausforderung gestellt und Mitarbeiterwohnungen für vorübergehend Beschäftigte gebaut. Sie sind an einen bestehenden Gebäudekomplex mit der Privatwohnung des Eigentümers, einer Besucherwohnung für Bauherren sowie dem Architekturbüro und seinen Einrichtungen angeschlossen. Die neu errichteten Mitarbeiterwohnungen stehen im Mittelpunkt dieses Artikels.
Der Architekturbürokomplex, oder JAP Campus, wie er genannt wird, liegt an einer ruhigen Wohnstraße am Stadtrand. Das neue Gebäude, das sechs Mitarbeiterwohnungen beherbergt, hebt sich als in sich geschlossene Einheit zur Wohnstraße hin ab, während der Rest des Komplexes zum südlich gelegenen Stadtpark ausgerichtet ist und über Zufahrten erschlossen wird.
In dem entspannt anmutenden Villenviertel wirkt das neue Apartmentgebäude förmlich und professionell. Bei den kubischen Gebäudeeinheiten mit nur wenigen quadratischen Öffnungen zur Straße und einem massiven schmiedeeisernen Tor als Zugang besteht kein Zweifel, dass ein Architekt am Werk war.
Alle Gebäudeteile sind mit grauen Ziegelsteinen verkleidet, abwechselnd im dänischen Normalformat oder in dem langen, niedrigen Kolumba-Format. Der Verband wird von Läufern dominiert, aufgrund der unterschiedlichen Steinformate erscheint aber dennoch keines der bekannten Muster klassischer Verbände. Die Schichtung ist vorherrschend und die Horizontalität des Mauerwerks unterstreicht oder weckt Erinnerungen an einen massiven Schieferblock. Vermutlich ist dafür auch ein Umstand verantwortlich, den man erst erkennt, wenn man die Fassade genauer betrachtet: Viele der Kolumba-Steine sind unregelmäßig gebrochen, was damit zusammenhängt, dass bei diesen Gebäuden aussortierte Steine aus der Produktion von Petersen zum Einsatz kamen.
Der Architekt und Inhaber von JAP Architekten, Ulf Janssen, hat bereits bei mehreren anderen Projekten Erfahrungen mit Ziegeln von Petersen gesammelt. Bei einem Besuch der Ziegelei in Broager entdeckte er den Haufen aussortierter Steine, was ihn dazu inspirierte, sie in die Pläne für seine neuen Mitarbeiterwohnungen zu integrieren. Das Muster, das durch die Kombination der zufällig gebrochenen und unregelmäßigen Kolumba-Steine und der regelmäßigen Steine im dänischen Normalformat entsteht, ist gleichermaßen stringent und ungeordnet.
Hinter dem großen Eisentor setzt sich die architektonische Stringenz fort. Neben den Wänden wurde auch der Boden in dem Raum, der die Wohnungen voneinander trennt, mit Ziegeln verkleidet. Die Türen sind in tiefe Nischen eingelassen, die den Kasteneffekt des Mauerwerks unterstreichen. Die Fenster hingegen schließen außenbündig mit der Fassade ab. Alle Fensteröffnungen, von kleinen Badezimmerfenstern bis hin zu ganzen Wandabschnitten, sind quadratisch. In einer ausgesprochen stilvollen Ausführung mit hoher Präzision.
Im Inneren des Gebäudes wird eine andere, lebensbejahende und ausgesprochen luxuriöse Atmosphäre sichtbar. Ulf Janssens Ursprung als Innenarchitekt zeigt sich hier in einer Detailverliebtheit, die bei von Architekten entworfenen Innenräumen selten ist. Jedes Element des Hauses ist eine kleine Welt für sich, die ihr eigenes ästhetisches und materielles Potenzial voll ausschöpft. Das Wohngebäude bietet eine lehrreiche Reise durch kanonische Designobjekte, mit einer besonderen Vorliebe für modernes skandinavisches Design.
Eine ausgewogene Terrassenlandschaft auf den Dächern des Gebäudes gibt den Blick auf Villen und den Stadtpark frei. Mit dem Bau dieser neuen Mitarbeiterwohnungen hat Wilhelmshaven ein hochwertiges Gebäude erhalten, sowohl in Bezug auf die architektonische Gestaltung als auch auf die Lebensweise, die durch die Wohnungen ermöglicht wird. Pflichtbewusst, aber gleichzeitig elegant.
Innenhöfe, Terrassen und Dachgärten auf drei Ebenen sowie unzählige Winkel und Nischen bilden einen Mikrokosmos, der durch das charakteristische Mauerwerk abgegrenzt und strukturiert wird.
Das Wohnhaus wirkt wie eine Komposition aus kubischen Volumen, die sich asymmetrisch um Terrassen und Innenhöfe gruppieren. Das Mauerwerk der Fassade aus D71 zeichnet sich durch eine breite Palette von Weiß-, Gelb- und Grüntönen aus, die eine einzigartige und fast leuchtende Oberfläche schaffen.
Kontakt zur Natur
UNTER DEN KRONEN HOHER, ALTER BUCHEN LIEGT EINE VILLA, DIE EINEN RAHMEN FÜR EIN NATURNAHES LEBEN BIETET. GROSSE FENSTERÖFFNUNGEN LASSEN DAS GRÜN INS HAUS, WÄHREND DIE GRAU-GOLDENEN WANDFLÄCHEN DAS SCHATTENSPIEL DER BÄUME EINFANGEN.
Martin Søberg, Architekturhistoriker, Ph. D. Fotos: Luuk Kramer
Hohe Buchen umrahmen eine Lichtung im Garten, auf der sich das Wohnhaus befindet. Die Architektur zeichnet sich durch Einfachheit und Präzision aus.
Der Fluss Leie schlängelt sich um das Dorf Sint-Martens-Latem südwestlich von Gent und wird von ausgedehnten Feuchtwiesen, den sogenannten Latemse Meersen, gesäumt. Das Gebiet steht unter Naturschutz und beheimatet eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren, darunter Rehe, Füchse und mehrere Fledermaus- und Marderarten. Hier und da säumen schlanke Pappelalleen die bunten Blumenwiesen. Von etwa 1900 bis zum Zweiten Weltkrieg zogen die malerischen Landschaften um Sint-Martens-Latem Künstler an, die sich in dem Dorf niederließen und eine Kolonie bildeten. Auch eine wohlhabende Mittelschicht siedelte sich in der landschaftlich reizvollen Umgebung an, die inzwischen zu einer der attraktivsten Wohngegenden Belgiens geworden ist.
Die Villa befindet sich auf einem Grundstück, das früher zum großen Garten einer der alten Villen gehörte. Die Zufahrtsstraße erscheint wie eine Buchenallee. Auf dem Grundstück selbst stehen zehn große Buchen, die zusammen mit der ungewöhnlichen Form des Grundstücks dazu beigetragen haben, den Standort des Gebäudes zu bestimmen. Das Grundstück ist langgestreckt und wird zur Straße hin breiter, während es zum gegenüberliegenden Ende hin, wo es eine direkte Verbindung zum Naturpark Latemse Meersen gibt,
schmaler ist. Zu den Nachbargrundstücken hin wurden Vegetationsgürtel angelegt, sodass sich das Gebäude in einer Art Lichtung befindet, die sich von der Straße bis zu den Feuchtwiesen erstreckt.
Bei der Ankunft wirkt die Villa als eine asymmetrische Komposition aus drei gestaffelten Gebäudeteilen unterschiedlicher Größe. Der Carport ist der kleinste Teil, während das Haus selbst aus zwei miteinander verbundenen Flügeln mit einem bzw. zwei Stockwerken besteht, die zusammen eine T-Form bilden. Architekt Mattias Verschueren von Element Architecten sagt: „Die drei Gebäudeteile sind einfache Elemente, aber durch die Komposition erreichen wir Komplexität. Man nimmt nicht sofort das ganze Gebäude wahr, sondern muss sich um es herum und durch es hindurch bewegen. So wecken wir die Neugierde.“
Die Gebäudeteile bilden einen kleinen Innenhof, den man auf dem Weg zur Haustür durchquert, während das Haus und der Carport durch ein Vordach miteinander verbunden sind. Im Inneren befinden sich im Erdgeschoss der Ess- und Wohnbereich, die Küche und das Arbeitszimmer, während der erste Stock einen privateren Bereich mit drei Schlafzimmern bildet, von denen das größte Zugang zu einer großen Terrasse hat.
Von der Küche aus hat man einen weiten Blick in den Garten. Der Travertinboden setzt sich auf der Terrasse fort und unterstreicht die Verbindung zwischen innen und außen.
Die Vordertür wird durch ein Betonvordach geschützt, das mit dem Carport verbunden ist.
Bei der Ankunft scheint das Wohnhaus aus drei Gebäudeteilen zu bestehen, die einen kleinen Innenhof einrahmen. In der Mitte des Bildes ist der gemauerte Carport zu sehen.
„Nur Petersen Tegl konnte die richtige gedämpfte Farbe mit vielen verschiedenen Tönen anbieten, die mit allen Farben der Pflanzen und Bäume des Gartens spielen.“
Mattias Verschueren, Architekt
Die hellen, grau-goldenen Ziegelsteine verleihen dem Gebäude Wärme und Struktur. Die Farbtöne der Ziegelsteine spielen dezent mit dem hellgrauen Beton.
Von den Wohnzimmern und der Küche aus hat man Zugang zu zwei Terrassen, von denen eine überdacht ist und drei Stufen unter dem Bodenniveau liegt. Die Küche befindet sich auf demselben niedrigen Niveau, was dem Raum eine intime Atmosphäre verleiht und das Gefühl verstärkt, mitten im Grünen zu sein.
Die Gebäude sind aus Ortbeton mit Außenwänden aus hellgrau-goldenem Ziegelstein gebaut. Der Beton liegt an einigen Stellen frei, zum Beispiel an den Gesimsbändern und Brüstungen, während die Fensterscheiben in dunklen Stahlrahmen eingefasst sind, die im Kontrast zu den hellen Farben des Mauerwerks und des Betons stehen. Flachdächer betonen die kubischen Formen. Die Böden, sowohl im Innenbereich als auch auf den Terrassen, sind mit Travertinfliesen belegt, und das gleiche Material ist auch an einigen der Innenwände zu finden, während die Türen aus dunklem Walnussholz bestehen.
„Wir wollten dem Gebäude durch die Wahl der Materialien eine besondere Identität verleihen, auch durch die Farbe der Ziegel“, erklärt Mattias Verschueren. „Deshalb haben wir
uns für Petersen Tegl entschieden, da sie genau die richtige Farbe anbieten konnten, die sonst nirgendwo erhältlich war. Der Farbton ist gedämpft, aber mit vielen verschiedenen Farbtönen, die vor allem mit den Farben der Pflanzen und Bäume des Gartens harmonieren. Das Schattenspiel der Gewächse an der Fassade ist wunderschön und verändert sich im Lauf des Tages. Und die Ziegelsteine reflektieren das Licht auf eine sehr schöne Weise. Innen und außen ergänzen sich Architektur und Natur. Die Villa bietet einen einfachen Rahmen für ein Leben, das von Ruhe und Kontakt mit all den anderen Lebensformen, die uns umgeben, geprägt ist.“
Villa, Sint-Martens-Latem, Belgien
Bauherrschaft: Privat
Architekt: Element Architekten
Generalunternehmer: G-Build, Lootens, Devaere
Bauingenieur: Sileghem & Partners
Fertiggestellt: 2018
Ziegel: D71 DNF
Die vielen Bäume und Pflanzen des Gartens werfen ein sich ständig veränderndes Schattenspiel auf das Mauerwerk.
Längsschnitt
Grundriss Obergeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Die handgefertigten Ziegelsteine werden in einer belüfteten Scheune getrocknet, in der die Stützpfeiler aus in den örtlichen Wäldern gefällten Stämmen bestehen. Das Dach ist aus Eichenschindeln gefertigt, aus der zweiten Güteklasse der Dinesen Holzproduktion.
Der Massenofen ist aus Juniorsteinen gebaut, die 76 × 36 × 18 mm messen (1/3 des DNF-Formats)
BERATER PETERSEN TEGL
DÄNEMARK OST ARNE GOTFREDSEN T: +45 2967 7030 E: AGO@PETERSEN-TEGL.DK
DÄNEMARK WEST UND FÜNEN TORBEN SCHMIDT T: +45 2028 4355 E: TSC@PETERSEN-TEGL.DK
EXPORTMANAGER STIG H. SØRENSEN T: +45 4014 1236 E: SHS@PETERSEN-TEGL.DK
NORWEGEN MUR DIREKTE AS SIMEN BØE T: +47 2339 2010 E: POST@MURDIREKTE.NO
SCHWEDEN TEGELMÄSTER AB CATHARINA HOLMSTRÖM T: +46 40 542 200 E: INFO@TEGELMASTER.SE
TOM LUCASSEN T: +31 (0) 646236445 E: TLU@PETERSEN-TEGL.DK
LARS HOGEBOOM T: +31 (0) 625391583 E: LHO@PETERSEN-TEGL.DK
GROSSBRITANNIEN STIG H. SØRENSEN T: +45 4014 1236 E: SHS@PETERSEN-TEGL.DK
Architekturstudierende mauerten das Modell im Maßstab 1:3 auf
Miniatur-Stein als architektonisches Werkzeug
Die Studenten haben auch eine Scheune gebaut, die nicht nur als Trockenscheune dient, sondern auch als Treffpunkt im Garten.
DER JUNIOR-STEIN VON PETERSEN TEGL WURDE SEINERZEIT ALS SPIELZEUG FÜR DIE ENKELKINDER VON CHRISTIAN A. PETERSEN ENTWICKELT. SCHNELL ZEIGTE SICH, DASS DIE KLEINEN STEINE AUCH FÜR VIELE VERSCHIEDENE BAUVORHABEN GENUTZT WERDEN KONNTEN. SO KAMEN SIE IN JÜNGSTER ZEIT IM RAHMEN DER ZUSAMMENARBEIT MIT DINESEN ZUM EINSATZ.
Auf einem alten Bauernhof in Vrå in Südjütland sind Ziegel wieder in den Blickpunkt geraten. Nicht als Industriestandard, sondern als handgefertigte Geschichten von Land, Handwerk und Gemeinschaft. Der Hof beherbergt die Organisation ORBI, die ein lebendiges Labor geschaffen hat, in dem Architektur im Spannungsfeld zwischen Tradition und Experiment entsteht. ORBI ist 2019 aus dem Zusammenschluss zwischen dem Unternehmen Dinesen und dem Institut für Baukunst und Kultur der königlichen Akademie in Dänemark entstanden, das Sommerschulprogramme für Architekturstudierende auf dem Bauernhof anbietet. Außerdem dient der Hof als informeller Treffpunkt und Arbeitsraum für Architekten, Künstler, Agronomen, Landwirte und andere Fachleute. Vor rund 200 Jahren wurden auf dem Grundstück Ziegel hergestellt – auch für den Hof selbst. Diese Tradition wurde im letzten Jahr wieder aufgenommen, als die Sommerschule die Produktion von handgestrichenen Ziegeln für zukünftige Projekte wieder aufnahm.
Im Jahr 2025 besuchten die Studierenden die Sonderausstellung „Wohltemperiert“ im Freilichtmuseum Molfsee in Schleswig-Holstein, die sich mit traditioneller Baukultur und historischen Heizmethoden für Häuser befasste. Die Ausstellung regte die Studierenden dazu an, alte Techniken zu erforschen und sie bauten einen Ofen im Maßstab 1:3, der auf dem Bauernhof in Originalgröße nachgebaut werden und als Feuerstelle und Backofen dienen soll. Petersen Tegl war bei diesem Projekt als Sparringspartner beteiligt und lieferte den Junior-Stein in verschiedenen Farbtönen für das Modell des Ofens, das im Juli fertiggestellt wurde.
„Urbi et Orbi“ ist eine Formulierung im päpstlichen Segen über Rom seit dem 13. Jahrhundert, die „für die Stadt und für die Welt“ bedeutet – sie kann mit „überall und jederzeit“ übersetzt werden.
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Annette Petersen, Architektin und 8. Generation von Petersen Tegl, und Hans Peter Dinesen, Vorstandsvorsitzender von ORBI und 5. Generation von Dinesen.