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Grenzenloses Risiko

Studie: Warum ein schwerer Unfall in einem Schweizer AKW Deutschland härter treffen würde als die Schweiz

Ein schwerer Unfall in einem Schweizer AKW würde Deutschland härter treffen als die Schweiz: Diese alarmierende Erkenntnis legt die neue Studie des Trinationalen Atomschutzverbands (TRAS) offen.

Während in der Schweiz weiter eisern am Überzeitbetrieb der vier uralten Schweizer Atomkraftwerke (40 bis 56 Jahre alt) festgehalten wird, droht Deutschland, insbesondere Baden-Württemberg, der radioaktiven Wolke unvorbereitet und schutzlos ausgeliefert zu sein. „Das von den Schweizer AKW für Deutschland ausgehende Risiko wird systematisch und dramatisch unterschätzt. Städte und Gemeinden werden nicht einmal annähernd adäquat auf die Unfallszenarien vorbereitet“, so Stefan Auchter, Vizepräsident des TRAS: „Bundes- und Landesregierung müssen die Bedrohung durch die Schweizer AKW endlich ernst nehmen und darauf hinwirken, dass der Überzeitbetrieb der Reaktoren in naher Zukunft verbindlich beendet wird.“

Unzureichende Referenzszenarien

In der Studie weist Armin Simon nach, dass die Schweizer Atomaufsicht ENSI Referenzszenarien publiziert, die weit von einem Fukushima- oder Tschernobyl-Ereignis entfernt sind. „Zahlreiche Simulationen auf Basis realer Wetterdaten belegen, dass bei einem schweren Atomunfall mit Auswirkungen weit über die offiziellen Katastrophenschutzzonen hinaus zu rechnen ist“, so Armin Simon: „Unter Umständen müssten mehrere deutsche Großstädte binnen weniger Stunden evakuiert werden. Große Gebiete in Süddeutschland, je nach Wetter auch weit darüber hinaus, könnten für Jahrzehnte unbewohnbar werden.“ Betroffen von hohen effektiven Strahlendosen könnten im Falle eines schweren Unfalls im AKW Leibstadt je nach Wetterlage die Städte Freiburg, Konstanz, Tübingen, Ulm und Stuttgart sein.

Mangelnder Katastrophenschutz

Während die Schweiz offiziell nur einen kleinen Radius um ihre AKWs als „Gefahrenzone“ deklariert, könnte ein Fallout hunderttausende Deutsche den Wohn- und Lebensraum streitig machen – womöglich für Jahrzehnte. Skandalös ist auch, dass die seit 2015 beschlossene Erweiterung der Evakuierungszonen bis heute nicht umgesetzt wurde. Im Katastrophenfall stehen örtliche Bürgermeister*innen mit leeren Händen da. Und die Schweizer Regierung würde zuschauen, denn sie setzt auf den Fortbestand der Atomkraft und lehnt die Durchführung einer grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung bisher ab.

Die Studie

„Grenzenloses Risiko: Gefährdung Deutschlands durch schwere Unfälle in Schweizer Atomkraftwerken“Autoren: Armin Simon (.ausgestrahlt) und Dr. Angelika Claußen (IPPNW). 68 Seiten, Versand gegen Portokosten. Bestellung unter: shop.ippnw.de

Aktion: Schweizer AKWs abschalten

Gemeinsam mit den Kolleg*innen der Schweizer IPPNW-Sektion arbeiten wir beiderseits der Grenze für den Atomausstieg. Es ist unmöglich, die Bevölkerung insbesondere vor den Langzeitfolgen der radioaktiven Strahlung zu schützen. Sicherheit schafft lediglich ein Ausstieg aus der Atomenergie. Aufgrund der grenznahen Lage der Schweizer AKWs wäre mit akuten Strahlenschäden wie Strahlenkrankheit, Unfruchtbarkeit und Fehlbildungen bei Neugeborenen zu rechnen, in Deutschland wie in der Schweiz.

Ausgestrahlt hat eine Unterschriftenaktion gestartet, die von der IPPNW unterstützt wird: „Atom-Gefahr beenden – Schweizer AKW abschalten!“

Text: „Ein Unfall in einem der vier Schweizer Atomkraftwerke könnte ganz Deutschland radioaktiv kontaminieren, große Gebiete unbewohnbar machen und landwirtschaftliche Ernten bis hoch ins Baltikum vernichten. Doch Regierung und Atomlobby in der Schweiz wollen die Uralt-Reaktoren noch Jahrzehnte laufen lassen – und sogar das Neubauverbot für AKW kippen. Bundesregierung und Landesregierung in Baden-Württemberg müssen sich endlich für einen straffen Ausstiegsfahrplan mit festen Abschaltdaten für alle Schweizer AKW einsetzen!“

Link: ausgestrahlt.de/themen/ schweizer-akw-abschalten/

Dr. Angelika Claußen ist Vorsitzende der deutschen IPPNW.

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