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6 Fragen an Norbert Suchanek und Márcia Gomes de Oliveira

International Uranium Film Festival Rio/Berlin

1) Norbert und Márcia, herzlichen Glückwunsch – im März 2025 haben Sie für das Uranium Film Festival den Nuclear Free Future Award in der Kategorie Bildung entgegengenommen... Der Nuclear-Free Future Award ist für uns eine Ehre und eine Verpflichtung, das fortzusetzen, was wir 2010 begonnen haben: unabhängige Aufklärung über atomare Gefahren über Film. Die Etablierung des Uranium Film Festivals war keine leichte Aufgabe, es war und ist immer ein schier endloses Schwimmen gegen den Strom. Es sind vor allem die Filmemacher aus aller Welt, die an uns glauben, ihre Filme einreichen und oft auf eigene Kosten zu unserem Festival reisen und die uns die Kraft geben, weiterzumachen.

2) Was ist das Ziel des Uranium Filmfests? Die atomare Vernichtung von Hiroshima und Nagasaki, die Reaktorunfälle von Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima, die Opfer des Uranabbaus, der Atomtests und der gesamten atomaren Kette nicht vergessen lassen. Es gibt Lobbys, die der Öffentlichkeit die Atomkraft heute als Klimaschutz verkaufen, aber dessen Risiken verschweigen oder verdrängen. Das Uranium Film Festival hingegen hält dagegen und informiert über die Risiken und Nebenwirkungen. Dann haben wir auch noch den radioaktiven Abfall, der noch für Jahrtausende strahlen wird und nicht so einfach unter den Teppich gekehrt werden darf. Wohin damit? Auch damit beschäftigen sich die Filme des Festivals genauso wie mit den „alltäglichen“ Gefahren von Radioaktivität. Aufklärung und neue Akzente setzen für eine Welt ohne Krieg und atomare Gefahren – darum geht’s.

3) Wie haben Sie dieses Jahr in Rio an die 80. Jahrestage von Hiroshima und Nagasaki erinnert? Indem wir neue, ausgezeichnete Film dazu zeigten. Aber nicht nur dies: Wir haben zusätzlich die von den Städten Hiroshima und Nagasaki erstellte und gestiftete „Hiroshima-Nagasaki Atomic Bomb Photo Poster Ausstellung“ nach Rio gebracht, die wir auch in Berlin präsentieren möchten. Aber das besondere Highlight war die Aufführung einer für das Uranium Film Festival kreierten und den Opfern von Hiroshima und Nagasaki gewidmeten Tanzperformance von 26 Schüler*innen der staatlichen FAETEC-Schule Adolpho Bloch.

4) Das Filmfestival in Berlin steht bevor. Thema sind auch die AKWs Tschernobyl und Saporischschja… Wir zeigen eine packende Dokumentation von Reinhard Brüning über Atomkraftwerke im Krieg. Er hat unter anderem geflüchtete Kraftwerksmitarbeiter interviewt, die von der desolaten Lage im besetzten AKW Saporischschja berichten. Sehr bewegend ist auch ein Film von Emi Dietrich mit überlebenden Liquidatoren von Tschernobyl.

5) Im Oktober 2025 ist auch der japanische Filmemacher Hideaki Ito mit seinem Film „Silent Fallout“ zu Gast in Berlin. Was hat Sie an seinem Film am meisten beeindruckt? Die Milchzähne, die zeigen, dass viele Kinder in den USA durch die Atombombentests radioaktiv kontaminiert wurden. Außerdem macht der Film deutlich, dass nicht nur Indigene Opfer dieser von US-Wissenschaftlern durchgeführten Atomexplosionen wurden, sondern auch die amerikanische Mittel- und Oberklasse fernab der Testgebiete.

6) Was ist für Sie die größte Herausforderung des Festivals? Spenden und finanzielle Unterstützung. Der großartige Filmregisseur Orson Welles bekannte einst: „Ich habe den größten Teil meines Lebens mit der Suche nach Finanzierung vergeudet. Einen Film zu produzieren besteht zu zwei Prozent aus Filmemachen und zu achtundneunzig Prozent aus der Suche nach finanzieller Unterstützung.“ Dasselbe gilt für ein Filmfestival wie unseres. Das ist die schwierigste Herausforderung, Menschen davon zu überzeugen, für etwas zu spenden, das unbequem und schwer zu vermitteln ist. Mit etwas mehr Finanzierung könnten wir aber noch viel mehr Publikum erreichen und mehr Filmemacher für das Thema gewinnen. Nur zehn Euro von allen, die sich gegen Atomwaffen und Atomindustrie aussprechen, würde dem Festival einen gewaltigen Schub geben. Mehr Infos: uraniumfilmfestival.org

9. Oktober 2025 : „Silent Fallout“: Filmvorführung und Diskussion im ACUD Kino Berlin

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